"Lily,nein,mach das nicht!"
Eines der beiden Mädchen hatte angefangen zu kreischen,doch er achtete nicht auf sie.Sein Blick haftete ununterbrochen auf dem rothaarigen Mädchen,welches anmutig durch die Luft flog.Die Schaukel schwang heftig hinter ihr her,zeigte noch wie stark das Mädchen mit ihr geschwungen war.Doch das hübsche Mädchen,welches von ihrer Schwester Lily gerufen worden war,hatte keine Angst davor zu fallen.Sie lachte laut und befreiend,strahlte über das ganze Gesicht.Einen Moment,etwas zu lange,blieb sie schwebend in der Luft,genoss den Augenblick.Dann sank sie leichtfüßig und elegant wieder zu Boden.Ihm huschte ein leises Lächeln über das blasse,schmale Gesicht als er sie musterte.Für den Bruchteil einer Sekunde hörte er nichts als ein leises Quietschen der Schaukelgelenke.Doch dann störte das Quängeln von Lilys Schwester,und er spähte verärgert hinter seinem Versteck zu ihr hervor.
"Mummy hat dir gesagt,dass du das nicht tun sollst!"
Severus runzelte verächtlich die Stirn als Petunia ihrer Schwester das sagte.Er konnte das pferdegesichtige Mädchen absolut nicht leiden.Er hörte das Knirschen von Kieseln als Petunia Evans ihre Fersen in den Boden rammte um die Schaukel zum Stehen zu bringen,ihr Gesicht war ein Ausdruck reiner Empörung und leiser Furcht.
"Mummy hat gesagt,dass du das nicht darfst,Lily!"
wiederholte Petunia sich mit Nachdruck und in die Hüfte gestemmten Händen.
"Aber mir geht's gut!"
In Severus Magengegend begann es wieder zu kribbeln,und Wärme breitete sich von seinem Herzen bis zu den Fingerspitzen hin aus,als er den sanften Klang von Lilys Stimme hörte.Seine schwarzen Augen hatten sich an das Gesicht des Mädchens geheftet,verfolgten jede Bewegung ihrer anmutigen Gestalt.
"Guck mal,Tunia.Schau,was ich machen kann."
Ihre Schwester sah sich unruhig um,schien abzuchecken ob sie jemand beobachtete.Sie bemerkte ihn nicht,und drehte sich wieder mit misstrauischer Miene Lily zu,welche eine herabgefallene Blume aufgehoben hatte.Sie stand nun so dicht vor seinem Versteck,dass er ihren Atem hören konnte,und sein Puls schoss in die Höhe.Er zwang sich seinen Atem zu beruhigen,um sich nicht zu verraten.Er hatte es schon so lange geplant,und nichts würde seinen Plan kaputt machen.
Lily hatte gewartet,bis ihre Schwester dicht bei ihr stand um die Blume zu begutachten,welche auf Lilys Handfläche lag.Auch Severus reckte den Hals,um etwas sehen zu können.Lily streckte ihre Hand,und zu Petunias Entsetzen schloss und öffnete sich die feine Blüte in sanften Bewegungen.In Severus breitete sich etwas wie...Zufriedenheit aus.Sie war eine von Ihnen,und er wusste,dass der Tag kommen würde,an welchem sie den Brief bekamen.Den Brief nach Hogwarts.Doch seine abschweifenden Gedanken wurden von der aufgelösten Petunia unterbrochen,welche nun völlig hysterisch kreischte:"Hör auf damit!"
"Die tut dir doch nichts,"
erwiederte Lily ihrer Schwester,warf allerdings zögernd die Blume in den Busch,welcher Severus als Versteck diente.Mit vorsichtigen,schlangenartigen Bewegungen griff er nach der Blüte und schloss die Hand um sie.Mit größter Umsicht bugsierte er sie in eine der unzähligen Taschen seines viel zu großen Mantels;welcher ein großes Muggelhemd überdeckte.Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Schwestern zu.
"Das macht man nicht"
,dozierte Petunia nachdrücklich,und in ihren Augen stand ein unergründlicher Ausdruck,welcher jedoch wahrlich nichts Gutes verhieß.
Als sie jedoch wieder zum Sprechen anhob,konnte man deutlich die Neugier und das Verlangen aus ihrer Stimme heraushören,das Bedürfnis es selber tun zu können."Wie kriegst du das hin?"
Nun konnte er sich nicht mehr zurückhalten,und er kroch aus seinem Versteck hervor.
"Ist doch klar,oder?"
rief er,und Petunia begann erschrocken zu kreischen,drehte sich um und floh zu den Schaukeln.Nun standen nurnoch Severus und Lily auf dem kleinen Hügel vor dem Busch,und sie sah ihn verdutzt und neugierig aus ihren schönen Augen an.Und sofort war sein Selbstbewusstsein dahin.Er spürte wie die Röte der Nervosität und Aufregung in ihm hochstiegen,und das Kribbeln begann von vorne.
"Was ist klar?"
hakte Lily nach,wandte immernoch nicht den Blick von ihm ab.
Nervös blinzelte er,sah sich kurz nach Petunia um und flüsterte ihr seine Antwort dann leise zu:"Ich weiß,was du bist."
Nun schien sie nur noch verwirrter,denn sie legte den Kopf leicht schief.
"Was meinst du?"
"Du bist...du bist eine Hexe",
flüsterte Snape ihr unter steigender Aufregung zu.Jetzt trat sie ein Stück zurück,ihr Gesicht hatte einen äußerst beleidigten Ausdruck angenommen.Patzig antwortete sie ihm:
"Es ist nicht besonders nett,wenn man jemandem das sagt!"
Mit erhobener Nase stolzierte sie zurück in Richtung Schaukeln.So hatte er sich das ganze nun wirklich nicht vorgestellt.Er wirde noch röter,und ärgerte sich darüber aus dem Busch gekrochen zu sein.Er hätte einfach abwarten sollen bis der richtige Moment gekommen war.Nun hatte er es vermasselt.Er eilte Lily hinterher,mit der Absicht,sie von seiner Aussage zu überzeugen.Ihm wurde ganz kalt als er die Abneigung in ihrer beider Augen sah.Dennoch holte er tief Luft und wiederholte mit Nachdruck seine ersten Worte:
"Du bist eine.Du bist eine Hexe.Ich hab dir schon eine Weile zugeschaut,"
In Severus Kopf wiederholten sich kurz ein paar Bilder der vergangenen Tage.
"Aber das ist nichts Schlimmes.Meine Mum ist auch eine und ich bin ein Zauberer."
Er sagte dies in all seiner Naivität,und zuckte bei Petunias eiskaltem Lachen erschrocken zusammen.Er hatte sie schon fast vergessen.Leider nur fast.
Sie gickerte laut und schrill,mit vor Spott triefender Stimme:"Zauberer!Ich weiß,was du bist.Du bist dieser Junge von den Snapes.Die wohnen am Fluss unten in Spinner's End."
Man musste schon taub sein,um ihre Verachtung zu überhören.Er blitzte sie empört an,doch sie redete unbeeindruckt weiter.
"Warum hast du uns nachspioniert?"
Diese Frage trieb ihm die Schamesröte ins Gesicht,und machte ihn zugleich wütend.Was für eine empörende Unterstellung!Er hatte das unwohle Gefühl sich rechtfertigen zu müssen,obwohl er Petunia am liebsten ignoriert hätte.
"Ich hab nicht spioniert."
War sein erster schwacher Versuch,der,wie er jedoch feststellte,die beiden Mädchen nicht zufrieden stellte.
"Dir würd ich sowieso nicht nachspionieren,du bist eine Muggel."
Nun war es an ihm verachtend zu klingen.Petunia wusste zwar nicht was dieses Wort hieß,aber sehr wohl,dass es nicht freundlich gemeint war.Sie forderte ihre Schwester unmissverständlich auf zu gehen.Und als Lily an ihm vorbeistolzierte,warf sie ihm einen letzten,vernichtenden Blick zu.In ihm zerbrach eine Welt für ihn.Enttäuschung,Wut,Verzweiflung und Trauer breiteten sich in ihm aus,verursachten ein Gefühlschaos ohnesgleichen in ihm.Wie konnte ihm die Situation nur so aus dem Ruder laufen...er hatte sie schon so lange geplant,wollte Lily imponieren,sie aufklären.Und stattdessen hasste sie ihn nun.
Geknickt und mit hängenden Schultern schlurfte er nach Hause.Dort angekommen trampelte er,ohne ein Wort an seine Eltern zu verschwenden,die Treppen hoch in sein Zimmer,wo er sich auf sein Bett fallen ließ und stumm die Decke anstarrte.Eine kleine Träne rann ihm über die Wange,doch er wischte sie mit verbissener Miene weg.Er lag eine ganze Weile einfach nur regungslos da,seine Haut glänzte von den langsam trocknenden,salzigen Tränen,gegen welche er verbittert versuchte anzukämpfen.Doch seine Enttäuschung lies es nicht zu.Er wusste nicht wieviel Zeit verstrichen war,seit er die Treppen hochgelaufen war,um alleine zu sein,doch als er das nächste Mal aus dem Fenster sah war es bereits dunkel geworden.Die Straßenlaternen waren angegangen,und über Spinner's End war der klare Mond aufgegangen.Severus setzte sich langsam auf,zog sein großes,verknittertes Muggelhemd zurecht,und schlurfte zur Fensterbank,wo er einsam in die Nacht starrte.Nichts ahnend,das einige Straßen weiter Lilys Augen ebenfalls in die Dunkelheit spähten,und ihre Gedanken zu dem schmächtigen,blassen,schwarzhaarigen Jungen abdrifteten.
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Always.||Kurzzeitig Pausiert
Fanfic《Die Geschichte eines Mannes,der geliebt,aber nicht gelebt hat.》 Severus Snape.Ein Mann,dessen wahres Gesicht man erst im Moment seines Todes erkennt.Ein Mann,der Fehler gemacht hat.Ein Mann,der eine Frau so innig geliebt hat,dass er daran zerbroche...