Kapitel 7 - Das dunkle Geheimnis

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Als ich ihm die Nachricht geschickt hatte, fing ich an es zu bereuen. Immerhin erzählte ich einem fremden Mann, der etwas eigenartig ist, mein hartes Schicksal. Und schüttete ihm mein Herz aus.
Ich habe sehr lange auf seine Antwort gewartet, ich hätte mir eigentlich gedacht er würde mich trösten, aber ganz im Gegenteil, er schrieb nur:
"Morgen, keine Uni um 14.00 Uhr vor deinem Haus, ich hole dich ab, es wird Zeit, dass das alles ein Ende hat."
___

Die ganze Nacht konnte ich nicht schlafen, ich musste an seine Worte denken, was er wohl gemeint hat? Was weiß er, was ich nicht weiß?
Irgendwann bin ich dann schlussendlich doch eingeschlafen.
Am nächsten Tag, stand ich auf, ging duschen machte mich fertig und wartete bis 14 Uhr.
Ich fragte mich eigentlich, woher er wusste, wo ich wohne. Aber das war mein kleinstes Problem im Moment.
Als es endlich soweit war, ging ich hinaus.
Er stand vor mir, wieder gutaussehend aber diesmal etwas traurig. Kann das sein, wegen meinem Schicksal, dass ihn das vielleicht so mitgenommen hat?
Er bat mich in sein Auto einzusteigen.
Wir fuhren eine Stunde, die Häuser kamen mir bekannt vor, ich weiß nicht woher aber ich könnte schwören schon einmal hier gewesen zu sein.
Nach einer Weile blieb er stehen. Er atmete ein und aus und sagte mir ich solle austeigen.
Als ich mich umsah, fiel es mir wieder ein, ich sprach laut meine Gedanken aus. "Das ist der Ort aus meinem Traun."
Er sagte darauf: "Nicht nur ein Traum."
Ich sah ihn fragend an. Und dann began er zu erzählen:
>>Sieh dich um Rina, an was erinnerst du dich? Erinnerst du dich an die Schaukel dort hinter der Hütte, wo wir damals uns gegenseitig Geschichten erzählt hatten, an den Baum dort vor der Brücke, wo unsere Namen eingeritzt sind oder erinnerst du dich an den Fluss, wo du im Winter letztes Jahr ausgerutscht bist und dir das Bein gebrochen hast?
Erinnere dich bitte nur an eine einzige Sache, erinnere dich bitte nur an ein Erlebnis. Bitte. Ich flehe dich an. Ich liebe dich. Heute vor 4 Jahren, verdammt 4 Jahre wären es gewesen. Wir wollten doch dieses Jahr heiraten. Wir wollten eine Familie gründen. Du wolltest unsere Tochter Medina nennen und wenn es ein Sohn wäre Ahmad. Wir wollten gemeinsam die Welt entdecken. Alles gemeinsam machen. Wir wollten so vieles und jetzt? Jetzt soll alles vorbei sein. Man es tut mir Leid, verdammt ich kann das, was vor 6 Monaten passiert ist, nicht Rückgängig machen. Sie wollten das nicht, es war ein Unfall, es war einfach nur ein schrecklicher Unfall.<<
Ich konnte meinen Ohren und Augen nicht trauen. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, ich sah nur Muhamed, wie er weinend vor mir stand, so viel Angst und Traue und Reue sah man ihm an. Er sah so verbittert aus.
Ich konnte nur einen Satz herausbringen.
'Was ist vor 6 Monaten passiert?'
Er hob seinen Kopf und sah mich an, sein Blick deutete darauf hin, dass er sich dafür schämt.
Er fing trotzdem an zu reden, mit aller Kraft die er noch hatte.
"Vor 6 Monaten, bist du von unserer gemeinsamen Verlobungsfeier nachhause gefahren mit deinen Eltern. Wir wollten nach der Feier noch zu euch nachhause. Du fuhrst mit deinen Eltern mit, meine Eltern fuhren alleine und ich wollte später nachkommen.
Wir alle waren etwas angetrunken. Aber mein Vater meinte er könne noch gut fahren. Sie fuhren sehr schnell, sie hörten kein Radio, nichts. Sie fuhren einfach, weil sie so froh über unsere Verlobung waren, sie konnten es gar nicht fassten. Mein Vater verlor die Kontrolle und fuhr in euer Auto hinein. Als er bremsen wollte, kam auch sein Auto ins Schleudern und fuhr dabei ein zweites Mal in euer Auto hinein. Als er dann endlich sein Auto zum stillstehen brachte, stieg er aus. Er rannte zu euch und es war zu spät. Er wusste nicht was er tun sollte, er rannte zurück in sein Auto und fuhr heim. Als ich die Nachricht erhielt, konnte ich es nicht glauben. Ich konnte es einfach nicht. Du lagst 3 Monate im Koma, in dieser Zeit erklärten uns die Ärzte was das beste für dich wäre und was nicht. Wir hatten die Entscheidung. Wir entschieden uns dafür, dass wir alles was dich an mich erinnern könnte zu entfernen. Wir deinstalierten alles auf deinem Handy. Wir nahmen alle Bilder weg und informierten jeden Familienangehörigen. Wir mussten es, denn es könnte die Gefahr bestehen, dass du alles vergisst, sogar deinen Namen. Das konnte ich dir nicht antun. Meine Eltern haben dir alles genommen, ich konnte nicht zulassen dass du auch noch deinen Verstand verlierst. Als du in der Uni warst, ich konnte es nicht glauben. Nach all dieser Zeit dich zu sehen. Ich habe jeden Tag gelitten Tag für Tag. Ich dachte daran mich umzubringen nur um diesem Leid zu entkommen.
Allah bestraft mich, Allah bestraft mich für das was meine Familie dir angetan hat. Ich werde mir das niemals verzeihen, niemals."

Rina & MuhamedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt