Alle guten Dinge sind drei

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"NEIN NEIN NEIN!" laut stöhnend ließ ich mich auf die Couch fallen. "Rastest du jetzt aus?" "Müssen wir uns in Sicherheit bringen?" sauer schaute ich meine zwei Mitbewohner an. Mein Name war Maya, ich war 25 Jahre alt und wohnte mit zwei Jungs in einer WG. Ja, richtig gehört mit zwei Jungs und ich war das einzige Mädchen...zumindest was hier wohnte. Einer von ihnen hieß Nick und war 28 Jahre alt und der andere hieß Jeremy und war 26 Jahre. Ich war Sportreporterin bei Sky und hatte gerade die wunderbare Nachricht erhalten, dass ich heute arbeiten musste. Samstag Abend um 20:30 Die deutsche Nationalmannschaft gegen England. In Dortmund. Ich meine ich mochte meinen Job wirklich aber ich hasste es, wenn ich irgendwo kurzfristig einspringen musste und vor allem würde heute meine beste Freundin in ihren Geburtstag reinfeiern und sie hatte eine mega Party organisiert. "Ich muss heute arbeiten." Und sofort grinsten mich beide an. Ich verdrehte meine Augen und schaute sie warnend an. "Ja, ihr habt auch Karten!" Mittlerweile kamen sie bei jedem Spiel mit, da ich ihr Vorteil war, wenn es darum ging an Karten zu kommen aber ich nahm sie auch gerne mit. Mittlerweile lebte ich schon seit 5 Jahren in Deutschland, eigentlich kam ich aus Spanien wo meine Familie lebte, und seit fast einem Jahr wohnte ich nun in Dortmund in dieser WG. "Sie wird uns hassen!" fragend schauten mich beide an. "Jess! Sie feiert heute in ihren Geburtstag rein!" Mit großen Augen schauten sie mich an. "Oh nein, jetzt sagt nicht ihr habt ihren Geburtstag vergessen!" "Quatsch sowas würden wir doch nie vergessen." verzweifelnd schaute mich Jeremy an. "Was würdet ihr nur ohne mich machen?" Nun waren es die zwei Jungs die ihre Augen verdrehten und ich fing an zu lachen. "Wann fahren wir?" "Ich muss um 19 Uhr da sein zur Besprechung." Nick grinste mich breit an. "Gut, dann haben wir ja noch genug Zeit um ein Geschenk einzukaufen." "Äh...ich hab ein Geschenk, ihr seid die beiden die keins haben." "Richtig, aber du bist ihre beste Freundin." "Ja und du hattest eine längere Zeit mal was mit ihr!" herausfordernd schaute ich Nick an dieser jedoch nur den Kopf schüttelte und auf das 'Arschloch-Glas' zeigte. Das 'Arschloch-Glas' war eine Idee von mir, auch wenn ich es im Endeffekt bereute, denn komischerweise musste ich immer am meisten Geld dort hinein werfen.Man musste immer 5€ in das Glas werfen, wenn man etwas verletzendes oder mieses gesagt hatte. "Oh nein, ich werde da jetzt keine 5€ rein werfen, nur weil ich die Wahrheit gesagt habe!" "Baby so läuft das nun mal, dass war deine Idee!" "Nenne mich nicht Baby Nick. Ich meine es Ernst!" Und sein Grinsen wurde immer breiter. Er liebte es Menschen zu provozieren und leider konnte er es auch unglaublich gut. "Ich meine es auch ernst, also 5€ ins Glas!" genervt schaute ich ihn an. "Wenn du dann deine Klappe hältst!" "10€!" "Du kannst mich mal!" Ich nahm 5€ aus meinem Portmonee und stopfte es ins Glas. "Können wir das Glas nicht wieder abschaffen." brummte ich und nun mischte sich auch Jeremy in diese Diskussion ein. "Das war deine Idee Maya und du bist nun auch diejenige die fast jeden zweiten Tag dort was einschmeißen muss." "Selbst wenn wir dich an dem Tag vielleicht nur zwei Stunden sehen." "Gott, ihr geht mir tierisch auf die Nerven." Ich stand auf und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. "Und trotzdem liebst du uns." Ich schüttelte lachend den Kopf und schloss meine Tür. Endlich Ruhe. Sie hatten recht. Sie konnten so nervig sein wie sie wollten, trotzdem liebte ich diese Jungs. Sie waren meine Familie. Hier in Deutschland. Ich schmiss mich auf mein Bett und schloss meine Augen. Ich hatte noch Zeit, bevor ich mich fertig machen musste und da es heut ein langer und anstrengender Tag werden sollte, sollte ich einfach noch ein zwei Stunden schlafen.

"Sie schläft Nick." "Mir doch egal." Was wollten die beiden denn jetzt schon wieder? Ich ließ meine Augen geschlossen um mir das Gespräch mit anzuhören. "Sie sieht schon echt niedlich aus wenn sie schläft oder?"Ich konnte trotz geschlossenen Augen das dreckige Grinsen von Nick sehen. Gott bitte! "Halt deine Klappe und such endlich!" Achso, sie wollten also mein Zimmer durchsuchen? "Rede vielleicht noch was lauter, dann wird sie wahrscheinlich auch wach!" zischte Nick. Sie waren ja schon süß zusammen. "Irgendwo muss sie es doch haben. Denk mal nach wo würdest du das Geschenk für deine beste Freundin verstecken?" "Vielleicht unter dem Bett." brummte ich. "Gute Idee danke...oh Maya." ich schlug meine Augen auf und schaute in Nicks Gesicht. Er hockte vor mir, also wollte er wirklich unter dem Bett nach sehen. "Was genau soll das werden?" "Äh...wir wollten uns Inspiration holen." Ich schaute an Nick vorbei und schaute Jeremy fragend an. Er war noch der Vernünftige. "Jeremy?" Hin und her gerissen schaute er zwischen mir und Nick hin und her. "Jeremy, bleib stark! Werde nicht wieder schwach, schau ihr nicht in die Augen!" "Nick halt deine Klappe! Jeremy du bist der Vernünftige!" Nick seufzte, denn er wusste schon dass er verloren hatte. "Nick wollte das Geschenk klauen und es als unsers ausgeben." geschockt schaute ich Nick an. "Das wolltest du nicht!" ich boxte ihm gegen den Oberarm. "Aua, das war dein Ring! Und ich wollte es nicht machen....es war nur eine Idee." Mit schmerzerfülltem Gesichtsausdruck rieb er sich seinen Oberarm. "Mein Gott, Jess ist eine Frau...ihr kannst du alles holen und sie würde sich freuen das kann euch doch wohl nicht so schwer fallen." "Und ich sage auch noch Konzert karten für Justin Bieber." "Bloß nicht, sie hasst Justin Bieber!" Nick schaute mich mit einem ernsten Blick an. "Ihr kannst du alles holen und sie würde sich freuen!" äffte er mich nach und ich fing an zu schmunzeln. Naja außer Justin Bieber Karten. "5€ Nick!" grinste ich und er tippte mit seinem Finger gegen seine Stirn. "Sicherlich nicht!" Er stand auf und ging aus dem Zimmer. Jeremy schaute ihm belustigt hinterher. "Holt ihr eine Handtasche oder Schuhe damit könnt ihr nichts falsch machen!" Jeremy nickte lachend. "Danke Maya!" "Ach und sie hat Schuhgröße 40." Jeremy schloss die Tür hinter sich und ich machte es mir im Bett wieder gemütlich. Eine Stunde könnte ich noch schlafen. "Maya?" genervt stöhnte ich auf. "Mhm?" brummte ich verschlafen und ließ meine Augen geschlossen. "Meinst du die Schuhe gefallen ihr?" Ich nickte und kuschelte mich noch mehr in meine Decke hinein. Ich wollte heute nicht arbeiten. Ich wollte einfach nur in meinem Bett liegen bleiben. Den ganzen restlichen Tag....naja bis zur Feier. "Du hast ja nicht mal deine Augen auf." Ich seufzte und öffnete langsam meine Augen. "Wie viel Uhr haben wir?" Nick verdrehte seine Augen und schaute auf seine Uhr. "Gleich 16 Uhr." Zwei Stunden hatte ich geschlafen, seit dem ich in mein Zimmer gegangen bin. "Also?" Jeremy hielt mir die Schule vor die Nase. Es waren schwarze Nikes. Schlicht aber dennoch schön. Erneut nickte ich. "Die sind Ok." Jeremy fing breit an zu grinsen und streckt Nick seine flache Hand entgegen. Nick schaute mich finster an und drückte Jeremy 10€ in die Hand. "Ich hätte schwören können, du sagst die Schuhe sind zu langweilig." "Nur mal so als Frage...wie alt wird Jess überhaupt?" "25!" Beide nickten. "Und wer fährt heute Abend?" Jeder schaute jeden an. Keiner wollte fahren. "Ich werde nicht fahren! Ich muss später noch arbeiten und dann möchte ich wenigstens danach machen was ich will! Und vor allem hat meine beste Freundin Geburtstag nicht eure!" "Ich bin das letzte Mal gefahren!" protestierte Jeremy bevor Nick irgendetwas sagen konnte. "Das könnt ihr doch nicht ernst meinen!" brummte er und schaut zwischen Jeremy und mir mit einem ersten Blick hin und her. "So sind nun mal die Regeln, du kannst dich nicht immer drücken." "Ich hasse diese Regeln!" sagte Nick patzig und Jeremy und ich fingen an zu lachen. "Ach und deinen Job hasse ich auch Maya!" Jetzt hatte er gerade seine 'Ich-hasse-alles' Phase. Man gewöhnte sich daran. "Arschloch-Glas!" "Und wisst ihr was? Das-" "Arschloch-Glas hasst du auch, schon klar." grinste Jeremy und fing sich einen düsteren Blick von Nick ein. Wenn Nick etwas nicht bekam was er wollte oder etwas nicht so gemacht wurde wie er es gerne wollte, führte er sich auf wie ein kleines Kind. Und man sollte sich im Hinterkopf behalten, dass Nick im Kindergarten arbeitete. Vielleicht kam sein Verhalten ja dadurch. Nick atmete einmal tief ein und wieder aus und schaute uns danach entschuldigend an. "Sorry." "Hast du diese Phase eigentlich auch im Kindergarten?" genervt schaute er mich an und riss Jeremy dass Geschenk aus der Hand. "Ich werde das jetzt einpacken!" und schon ging er wie ein trotziges Kind aus meinem Zimmer. "Manchmal kann ich es gar nicht glauben, dass dieser Mann schon 28 Jahre alt sein soll!" Ich nickte lachend. "Ich weiß was du meinst, aber ich glaube sein Job hat keinen guten Einfluss auf ihn." "Oder er hat einfach schon lange keinen guten Sex mehr gehabt." Wir fingen beide laut an zu lachen. Das konnte auch gut möglich sein. "ICH KANN EUCH HÖREN! DAS MACHT FÜR JEDEN VON EUCH 5€!" Wir verdrehten beide gleichzeitig die Augen. Ja, eindeutig der Sex-Entzug.

"Sag mal, wann hattest du eigentlich das letzte Mal Sex?" Geschockt schaute ich zum Beifahrersitz in dem Jeremy grinsend saß. Das hatte er doch jetzt nicht wirklich gefragt. "Wenn du lebend im Stadion ankommen willst, dann würde ich an deiner Stelle aufpassen was du sagst!" Und dann herrschte Stille im Auto....für zwei Sekunden, denn dann fingen wir drei laut an zu lachen. "Ich finde es übrigens echt unnötig, dass du jetzt gerade fährst aber wir nach dem Spiel nochmal zu uns fahren um das Auto zu wechseln." kam es brummend von der Rückbank. Doch ich schüttelte den Kopf. "Denk gar nicht mal dran Nick, Abmachung ist Abmachung und ich muss mich vielleicht auch zu Hause nochmal umziehen?!" "Hättest du auch bestimmt im Stadion machen können." "Sicherlich. Ich bin nur eine Reporterin ." Und die restliche Fahrt über redeten wir nicht viel. Als wir am Stadion ankamen, fuhr ich auf den Parkplatz für VIP und Presse. Der Order kannte und schon langsam, da er auch bei den Heimspielen von Borussia Dortmund an der Stelle stand. "Ich nehme alles zurück, eigentlich finde ich deinen Job echt cool." Nick legte seinen Arm um meine Schulter. "Hier eure Tickets. Ich muss jetzt zur Besprechung. Wir treffen uns nach dem Abpfiff wieder hier ok?" Beide nickten synchron und ich fing an zu schmunzeln. Pünktlich um 19 Uhr begann die Besprechung. "Danke Maya, dass du eingesprungen bist!" Ironisch fing ich an zu lächeln. "Hatte ich denn eine andere Chance?" David grinste und schüttelte den Kopf. Er war so zusagen mein Chef aber ich hatte Glück mit ihm auch wenn er komischerweise immer mich anrief wenn jemand einspringen musste, obwohl wir noch eine menge an anderen Reportern hatten. "Du wirst als erstes Joachim Löw interviewen und ihn auf Julian Draxler ansprechen und was er über einen Wechsel denkt und du wirst ihn auf Marco Reus ansprechen was er dazu sagt, dass er nach seiner Verletzung dort weiter macht, wo er aufgehört hatte. Aber du wirst ja wie immer Karteikarten bekommen auf dem die genauen Fragen stehen." Ich nickte. Als Sportreporterin musste man Ahnung haben von Fußball sonst wäre man komplett falsch in diesem Beruf, das Interesse musste jedoch nicht so groß sein. Und so war es bei mir. Ich wusste über jede Neuigkeit bescheid, aber Fan von irgendeiner Mannschaft war ich nicht wirklich und nach meinen Erfahrungen zu urteilen, waren die meisten Fußballer auch unglaublich eingebildet. Aber vielleicht hatte ich da auch immer die falschen erwischt. "Danach wirst du Marc-André ter Stegen interviewen und ihn fragen wie er sich fühl, dass er mal wieder auf der Bank sitzt und ob es ihn nicht nerven würde, hinter Manuel Neuer zu stehen aber-" "Auch dafür werde ich die Fragen bekommen, David dass ist nicht mein erster Tag hier!" Er nickte lachend "Aber erst dein drittes Länderspiel." "Alle guten Dinge sind drei!" zwinkerte ich und zeigte mit dem Daumen nach oben. "Und natürlich werde ich jeden zuerst Fragen wie er denkt wie das Spiel aus gehen wird." David nickte zufrieden und gab mir die Karteikarten. Ich hasste solche Fragen, wie 'Wie fühlt es sich an, immer die Nummer Zwei im Tor zu sein?'...die Frage war genau so mies als wenn man einen Arbeitslosen fragte weshalb er denn immer noch keinen Job hatte obwohl er sich um einen Job bemühte.

(Auf dem Bild sieht man Jeremy, Maya und Nick. Jeremy links und Nick rechts)

Captain of my lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt