2. Kapitel

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Drei Tage waren vergangen und der Zwerg wacht nicht auf.

Als wir in meinem Zuhause angekommen waren zog ich Thorin auf meinen Lastenzug, und bande das Seil an Nachtschatten fest. "Los Nachtschatten, zieh mein Junge!" forderte ich ihn auf und sofort fing mein Pferd an zu laufen. Schon bald hing Thorin vor meiner Haustüre und Ich konnte ihn so, von oben aus zu mir hinein zerren. Ich schliff ihn zu meinem Bett, legte ihn hinein und zog ihm seine Jacke und sein Hemd aus, damit ich die Wunden besser sehen und verarzten konnte.

Da lag er nun, halb nackt vor mir. Seit drei Tage. Er war wunderschön. Einen kleinen behaarten Sixpack hatte er. Bei dem Gedanken, wie er sein Schwert schwang, während er oberkörperfrei war, musste ich grinsen. Ein warmes Gefühl machte sich in mir breit und ich spürte ein Ziehen in meinem Unterleib. NEIN STOP!
Ich darf sowas nicht denken oder fühlen!
Er ist immer noch ein Zwergenkönig, ein arroganter noch dazu.
Ich ging, wie jeden Morgen, seit dem Vorfall, in die Küche, um mir Kräuter und Wasser für seine Wunden zusammen zu mischen. Dann ging ich wieder zu dem ruhenden Zwerg. Ich setzte mich neben ihn und tupfte vorsichtig mit einem Lappen die Kräuter-Wassermischung auf seine offenen Wunden.

"Sie sehen schon viel besser aus", dachte ich mir.

Als dies getan war verließ ich wieder den raum und folgte meinem gewohnten Tagesablauf. Frühstücken, dann mich bis zu späten Abendstunden mit Nachtschatten im Wald aufhalten, nach hause kommen, auf mein Sofa legen und schlafen. In meinem Bett konnte ich schließlich nicht schlafen, da lag der Zwerg. Es schien so als würde er gar nicht mehr aufwachen.

Ein paar Tage später lag ich Abends wieder auf dem Sofa und versuchte zu schlafen. Doch als ich ein Geräusch hörte schnappte mir den Dolch, der zu meiner Sicherheit neben mir lag und drehte mich blitzartig um. Ich erblickte wieder wunderschöne blaue Augen. "Thorin, ihr habt mich erschreckt", sage ich leicht wütend. "Ganz ruhig. Die Situation kommt mir bekannt vor", grinste er. "Wo bin ich und was mache ich hier Dailya?" fragte er mich ernst. "Ihr seid in meinem versteckten Haus, ein Ork hat euch angegriffen und schwer verletzt. Ich nahm euch mit und verarztete eure Wunden." erzählte ich ihm.
"Danke meine liebe." sagte er protzig und setzte sich zu mir auf das Sofa.
Hat der große Thorin Eichenschild sich gerade ernsthaft bei mir bedankt ? Kaum zu glauben.
Ich verdrehte bei dem Gedanken, innerlich die Augen.  Er starrte mich an und ich versuchte, so gut es ging seinem durchdringenden Blick auszuweichen. Wir schweigen eine weile, doch ich hielt diese unangenehme Stille nicht länger aus.
"Wollt ihr etwas essen?", fragte ich kalt.
"Wenn es euch keine Umstände bereitet, dann gerne."
"Es macht mir keine Umstände, ich wollte eh noch etwas essen."

Ich ging in die Küche und holte ein zwei Teller voll mit Fleisch, Kartoffelsalat und Gemüse. "Seid Ihr so freundlich und würdet euch an meinen Esstisch gesellen?" fragte ich ihn gekünstelt höflich. Thorin stand elegant auf und ging auf mich zu. Als ich merkte, dass er nur eine Hose trug, wurde ich augenblicklich rot.

Sein Sixpack ist so schön.

Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, als ich mich an meine Gedanken, von vor ein paar Tagen, erinnere. Der halbnackte Krieger.

Jetzt bloß nicht laut loslachen, ermahnte ich mich selbst.

Er setzte sich und reichte ihm das Besteck. Kurz darauf fing er an genüsslich zu essen. Ich schaute ihm eine Weile zu und fragte dann neugierig : "Na, schmeckt's ?" Er lächelte mir nur kurz zu und nickte, was ich als "Ja" interpretierte. "Erzählt mir etwas über euch." forderte er mich, mit vollem Mund, auf. "Über mich gibt es nicht viel zu erfahren. Ich bin die Tochter der Elbin, Dimeloe. Mein Vater war ein Zwerg, er hieß Tesin. Ich wohne schon viele Jahre hier im Düsterwald und schütze ihn und seine Tiere."

I lost my way, twice. (Thorin FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt