Kapitel 4

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Mir entwich ein erstickter Laut und zum zweiten Mal diesen Morgen, begann ich panisch zu werden.

"Ich bins nur, Sheila."
Ich vernahm eine helle Mädchenhafte Stimme hinter mir und atmete erleichtert auf.
Als ich mich umdrehte blickte ich in Sheilas porzellanähnliches Gesicht, von dem in alle Himmelsrichtungen kurze blonde Haare abstannden, die sie versucht hatte mit einem Glatteisen zu bendigen.

Dies musste mir nicht auffallen, denn ich wusste, dass die jeden Morgen eine neue Anti - strubellige-haar-Action startete. Davon hatte sie mir oft genug erzählt, seitdem ich zu ihrer besten Freundin hier geworden war.

Sheila lebte genau wie ich etwas außerhalb des Stadtkerns. Dort lebten die meisten normalschönen Menschen, wie die Regierung sie bezeichnete. Doch obwohl meine Familie, die mich aufgenommen hatte nicht im Stadtkern wohnte,  gehörte sie doch zu den bedeutendsten. Damit war sie allerdings auch die einzigste Adelsfamilie, die ihren Wohnsitz außerhalb des amüsanten Tag und Nachtlebens hatten. Doch diese Tatsache störte mich am wenigsten, so fühlte ich mich wenigstens ein bisschen näher an meiner echten Heimat. Die außerhalb der großen Mauern im Sumpf lag.

Sumpf wird dieser Bereich genannt, weil das gesamte Gebiet aus einer einzigen Sumpflandschaft besteht. Nur ab und zu sieht man ein paar Schornsteine der Fabriken, die sich hoch in den Himmel erstrecken und die Luft verpesteten.

Die meisten Menschen, das heißt die Menschen die noch nicht von der Regierung ausgelöscht worden sind müssen für diese Arbeiten, wenn sie nicht sterben wollten.

Ein Schauder lief mir über den Rücken,  als ich daran dachte,  dass meine Mom irgendwo da draußen war, wenn sie es überhaupt geschafft hatte der Regierung zu entkommen. Das einzigste was ich mir wünschte, war sie in meine Arme zu schließen, sie und meine ehemals beste Freundin Bree und ihren älteren Bruder Zayn. Sie waren für mich meine Familie, die ich so sehr vermisste. Doch um sie wiederzusehen musste ich das hier durchziehen, dieses Leben. Und Sheila war eine von den Menschen, die es mir hier leichter machten.

Mittlerweile hatte sie ihre kurzen Haare zu einer Art Mini Zopf zusammen gebunden und mit mehreren Schwarzen Klammern befestigt. Allerdings rutschten ihr jetzt schon wieder die ersten zu kurzen Stränden ins Gesicht, die sie hastig wegpustete.
Ihre Augen strahlte mich amüsant an.

"Mann Meggie, du bist wahrhaftig der schreckhafteste Mensch den ich kenne."
Sie lachte.

Wie könnte sie auch nicht, ich war in ihren Augen wirklich einzigartig. Allerdings wusste sie nicht, warum ich so war.
Warum ich bei jeder Kleinigkeit zusammenfuhr und mich innerlich auf das schlimmste wappnete, während meine Versade zu bröckeln begann. Von all dem wusste sie nichts und es war besser für sie.
Manchmal war man mit einer guten Lüge besser dran, als mit der Wahrheit.

Ich setzte ein leichtes Lächeln auf.
"Tschuldigung."

Sheila winkte ab.
"Kein Problem. Allerdings muss ich mich gleich bei dir entschuldigen, denn wenn wir uns jetzt nicht beeilen  kommen wir zu spät zu unserem Kurs."
Sie zwinkerte mir kurz zu, bevor sie losrannte und mich hinter sich herzog.

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