Ruwena und Lucien trotteten hinter Aiden hinterher. Auf der Suche nach Frischfleisch durchquerten sie den langen Feldweg, der geradewegs in die Stadt führte. Es war schon dunkel geworden, ihnen drohte also keine Gefahr, sie würden ihre Prozedur unauffällig hinter sich bringen. Nahe einer kleinen Gasse stand eine Gruppe von Menschen, die Aura ihrer Seelen war für Aiden unwiderstehlich, obwohl er dagegen ankämpfte, Menschen zu schwächen. Allerdings konnte er anders auch nicht überleben, es war wie ein ständiger innerer Konflikt, Aiden wollte die Menschen nicht verletzen, sterben wollte er aber auch nicht.
Ruwena schlich sich als erste zu einem Mann herüber, der leicht wankend hinter ihr herlief. Sie zerrte ihn hinter einen Steinvorsprung und fing an von ihm zu trinken. Die übrigen drei Menschen interessierten sich nicht sonderlich für ihren Gefährten, darunter zwei Frauen, die förmlich an Luciens Lippen klebten.
„Ich bin gleich wieder da, Bruder.", warf er Aiden grinsend zu.
Lucien würde wohl seinen Spaß bekommen. Es blieb nur noch ein Mann übrig, Mitte vierzig, schlecht genährt und nach Fisch stinkend. Aiden war angewidert von seinem Anblick. Fast war ihm der Appetit vergangen, als der Mann anfing in seine Richtung zu laufen. „Ich weiß was du bist, du dreckiger Parasit! Alles was ihr könnt ist uns zu töten! Unsere Seelen zu rauben! Es gibt euch wirklich!" Die Worte aus des Mannes Mund schockierten Aiden. Er hatte geglaubt, die Menschen hätten Dämonen schon seit langer Zeit vergessen. Anscheinend war jemand zu dem älteren Mann vorgedrungen und hatte ihn anderweitig informiert.
Aiden hatte keine Wahl. Er musste diesen Mann töten. War der Gedanke der Existenz von Dämonen einmal in einem Menschen veranlagt, so konnte diese Auffassung nicht mehr gelöscht werden, nicht einmal durch die Manipulation, derer Aiden mächtig war. Kurz und schmerzlos drehte Aiden ihm den Kopf um. Er spürte, wie die Seele sich langsam aus dem Körper schlich. Im letzten Moment saugte er sie auf. Er hatte einen Menschen umgebracht. Nicht die feine Art, die er sonst pflegte. Die Leiche müsste verschwinden. Gekonnt stieß er einen hohen Pfiff aus.
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Siren
FantasyNachdem ihre Mutter der Hexerei angeklagt und auf den Grund des Meeresboden versenkt wurde, lebt Coralia mit ihren Schwestern und ihrem Vater allein in Paladria. Ein Land, dem das Wissen der verborgenen Welt verwährt wurde. Noch. Denn es droht Krieg...