Prolog

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Der Doctor stand alleine in der Tardis, strich über die Steuerkonsole und war vollkommen in Gedanken versunken. River war nun in der Bibliothek und er wusste, dass er mit diesem Kapitel schmerzhafterweise abschließen musste. Er musste ein neues anfangen, sonst würde er in seiner Trauer versinken. Doch dieses neue Kapitel begann schneller als ihm lieb war.

"Doctooorrr"... Er zuckte zusammen als er die vertraute, melodische und doch irgendwie bedrohliche Stimme hinter sich hörte. Er brauchte sich gar nicht erst umzudrehen, um zu wissen, dass es Missy war, die da grade einfach so in seine Tardis spazierte. Sie hatte lautlos die Tür geöffnet und wieder geschlossen. Er fragte sich aber ernsthaft wie sie es geschafft hatte, in die Tardis zu kommen. Eigentlich müsste die Tardis die Mistress hassen, sie regelrecht rauschmeißen. Ihre vorherige Inkarnation war schließlich nicht grade besonders liebevoll mit ihr umgegangen. Aber dennoch schien sein treues Schiff Missy dieses mal zu vertrauen. Zunächst dachte er, dass Missy die Tardis vielleicht manipuliert hatte, aber diesen Gedanken schloss er hoffnungsvoll aus. Er kannte sie gut genug, um zu spüren, wann sie böse Pläne im Sinn hatte. Also war sie hier um zu Reden. Dies war eine Sache die er in dieser Inkarnation nicht ganz so beherrschte.

Er seufzte kurz auf und drehte sich vorsichtig um, um ihr direkt ins Gesicht zu blicken. Sie hatte ihr übliches Mary Poppins Outfit diesmal in weinrot an und ihre Frisur und ihr Make Up waren genau so perfektioniert wie immer. Er fragte sich wie sie es immer schaffte ihr Styling immer in Topform zu halten. Bei ihr war nie etwas verschmiert, ihre Haare waren immer gebändigt und ihre Kleidung war nie dreckig, obwohl sie ständig im Stress war oder irgendwelche bösen Aktionen startete. Dies war ein starker Kontrast zu ihren vorherigen Inkarnation, die bei ihrer letzten Begegnung nicht grade in Topform war. "Missy...", antwortete der Doctor und bemühte sich so ruhig wie möglich zu sprechen. Er erstarrte, als er merkte wie steinhart ihr Gesichtsausdruck war. Sie antwortete nicht, sondern blickte ihn nur noch weiter eindrücklich an. Es machte den Eindruck, als wolle sie ihn mit ihren Blicken umbringen. "Missy?", fragte er nochmal, doch sie antwortete wieder nicht. Langsam beunruhigte es ihm, wie kontrolliert sie auftrat, wenn sie doch normalerweise die merkwürdigsten Gesichtsausdrücke hatte, wie wild herumtänzelte oder ähnliches. "Warum bist du hier?", fragte er und versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben.

Sie seufzte traurig und ihm fiel auf dass dieser Seufzer verdächtig nach einem leisen Schluchzen klang. "Du hast mich zurückgelassen. Zweimal.", antwortete sie fast unhörbar und ihre Stimme klang dieses mal tatsächlich traurig. Dieser Satz war das ehrlichste, dass der Master seit vielen Jahren von sich gegeben hatte. Dieser Satz schockierte ihn, da er wusste dass die nächsten Minuten sehr emotional werden würden. Missy gab so selten etwas über ihr doch so verletzliches inneres Preis. Aber all ihre vorherigen Inkarnationen waren schon immer verletzlich und voller Ängste gewesen. Um genau zu sein war Missy die psychisch stärkeste von allen Inkarnationen des Masters.

"Wie meinst du das?", fragte er verwirrt. Sie gab aufgrund seiner Begriffstutzigkeit ein theatralisches Seufzen von sich, womit sie ihre wahre Traurigkeit zu überspielen versuchte. Doch der Doctor kannte sie zu gut. Ihr ging es nicht gut und er ahnte, dass es seine Schuld war. Er wunderte sich, warum es ihm überhaupt etwas kümmerte sie so zu sehen. Die beiden waren doch Feinde! Oder doch nicht? Zwischen den beiden war es schon immer recht kompliziert gewesen. Missy fing nun an, den Blickkontakt zu meiden und starrte nachdenklich auf den Boden. "Damals, als ich dich in meiner vorherigen Inkarnation vor Rassilon gerettet habe und neulich, als ich dich vor Davros bewahrt habe, hast du mich einfach in Stich gelassen", murmelte sie fast unhörbar. "Ich musste es tun! Du...", antwortete der Doctor völlig außer sich, aber Missy unterbrach ihn rasch: "Ja, ich weiß, dass dir deine albernen Haustiere wichtiger sind als deine beste Freundin". Ihre Stimme klang nun extrem verbittert.

Diese Verbitterung erinnerte ihn daran, sich wieder auf das Wesentliche zu fokussieren und er fragte schuldbewusst :"Was ist mit dir passiert?". Sie dachte kurz nach und antwortete immer noch zu Boden starrend: "Das eine Mal war ich von Daleks umzingelt und das andere von mächtigen Timelords. Ich hatte also beide Male keine Fluchtmöglichkeit. Was passiert, wenn der Master Davros oder sogar Rassilon komplett ausgeliefert ist, kannst du dir ja ausmalen...", antwortete sie und versuchte verzweifelt das heftige Zittern in ihrer Stimme zu überspielen. Ach, wie sehr sie es doch hasste, Gefühle zu zeigen! Der Doctor schluckte voller Schuldgefühle, als er sich vorstellte was die beiden ihr angetan hatten. "Es tut mir...". "Nein!", sie unterbrach seine begonnene Entschuldigung sofort. "Hör auf damit wenn du es eh nicht ernst meinst. Das dir deine albernen Menschen wichtiger sind als ich war mir bewusst , aber dass du mich jetzt auch noch für so dumm hälst, dass ich auf deine albernen Entschuldigungen hereinfalle, ist nun wirklich komplett bescheuert...", antwortete sie frustriert und ihre porzellanfarbenden Wangen bekamen einen leichten roten Schimmer.

"Ich meine es aber ernst. Wirklich. Es tut mir unendlich leid. Ja, die Menschen sind mir wichtig, aber du bist mir nun mal auch wichtig, auch wenn ich wünschte es wäre nicht so", sagte er und war von sich selbst überrascht, dass er so offen über seine Gefühle reden konnte. Vielleicht hatten die vierundzwanzig Jahre mit River seinem doch so sturren Charakter gut getan. Doch River war nun tot und er musste sich nun auf andere Dinge konzentrieren. Missy musste fürchterliche Schmerzen erleiden haben, auch wenn sie sich halbwegs in Griff hatte. Er hatte selbst fürchterliche Erinnerungen an seine Zeit in der Beichtscheibe und ahnte, dass sich Rassilon für sie noch schlimmeres ausgedacht haben musste. Den Master hasste Rassilon garantiert noch mehr als den Doctor. "Aber warum bist du dann hier, wenn du weder eine Entschuldigung oder die Weltherrschaft haben möchtest?", fragte er so ruhig er nur konnte. Sie schwieg. Weil ich dich einfach nur sehen wollte, war die simple Antwort, die sie aber nie auszusprechen wagte. Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, wusste sie dass in seiner Nähe das Trommeln, dass nach wie vor in ihren Kopf wütete, leiser wurde.

"Missy... Bitte sieh mich an", forderte er sie auf und machte einen vorsichtigen Schritt auf sie zu. Sie standen nun ganz nah beieinander und konnten regelrecht die Luft, die der andere ausatmete spüren. Der Doctor griff sanft unter ihr Kinn und zwang sie somit ihn anzusehen. Es brach ihm regelrecht die Herzen, als er sah das ihre sonst so eiskalten, unnahbaren Augen voller verzweifelter Tränen waren. Es ging ihr wirklich schlecht. Selbst Monster müssen mal weinen, das weiß ich, weil ich mich selbst für eins halte, dachte er, aber sprach es nicht aus. Sie schämte sich, weil sie so eine unglaubliche Schwäche zeigte. Diese Begegnung hatte sie anders geplant, aber mit dem Doctor lief nie etwas nach Plan...

"Du könntest bei mir bleiben", sagte er. Sie blickte ihn, immer noch weinend an und antwortete:"Du meinst wir können zusammen in der Tardis ....?". Er schenkte ihr ein warmes Lächeln und ihr was es irgendwie extrem unangenehm so nett von dieser Inkarnation behandelt zu werden. "Natürlich würdest du hier in der Tardis bleiben müssen, da ich dir ehrlich gesagt noch nicht so wirklich vertraue. Und wehe, du stirbst jetzt wieder wie beim letzten mal als ich das gesagt habe!". "Nein... Es geht schon", sagte sie und ihm wurde klar, warum sie noch zu ihm gekommen war. "Wenn du bei mir bleibst, bist du sowohl vor Davros als auch vor Rassilon sicher", versprach er ihr und realisierte, dass ihn diesen Moment das scheinbar Unmögliche wahr wurde. Der Master war nun sein neuer Companion und seine innere Stimme der Vernunft schrie ihn für diese waghalsige Idee regelrecht an, doch er ignorierte diese gekonnt. Missy in der Tardis zu behalten hatte viele Vorteile, die von der Gefahr ablenkten. Wenn sie bei ihm war konnte sie zumindest weniger Schaden anrichten, als wenn sie irgendwo alleine herumstolperte. Im Laufe ihrer gemeinsamen Vergangenheit war ihm diese Idee schon öfter gekommen, aber die negativen Umstände hatten seine Pläne jedes mal durchkreuzt. In ihrem Kopf ratterte es, da sie sie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen um zu realisieren, was grade passierte. Er machte einen weiteren Schritt auf sie zu und griff vorsichtig nach ihrer Hand und flüsterte in ihr Ohr :"Es wäre mir eine Ehre...". Missy musste gegen ihren Willen Lächeln, als der Doctor seine vergangene Inkarnation zitierte und blickte auf seine Hand, die ihre fest, aber dennoch sanft umklammert hatte. "Okay...", antwortete sie und blinzelte ein paar Tränen weg. Der Doctor blickte ihr noch mal in die Augen und wusste nicht ob das jetzt gut oder schlecht war. Er wusste nur, dass er es bald herausfinden würde.

Say something nice - Eine Twissy FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt