eins

51 2 0
                                    

Na ganz toll, meine Haarspülung ist auch fertig, darf ich mir jetzt die ganzen Knoten aus dem Haar kämmen.Das kann ja was werden. Nachdem duschen stelle ich mich vor den Spiegel und fange langsam an von den Spitzen aus noch oben zu kämmen. Nach gefühlten 2 Stunden bin ich fertig und gehe in mein Zimmer schnapp mir eine hellblaue zerrissene Jeans und ein weißes T-Shirt dazu. Nachdem ich angezogen bin stelle ich mir wieder vor den Spiegel im Badezimmer und betrachte mein blasses Gesicht. Ich bin eigentlich nicht so hübsch, ein ganz normaler Durschnitstyp, doch wenn man mich fragt warum so viele Typen auf mich stehen, habe ich keine Antwort. Naja eine Vermutung hab ich. Ich glaub garnicht, dass sie auf mich stehen sondern nur wissen wollen woher die Narben kommen. Wenn ich daran denke wird mir schlecht. Ich spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht um den Gedanken los zu werden. Leicht geschminkt bereite ich mir ein Brot mit gekochten Eier und Remoulade für die Uni vor. Hmmm.

Bevor ich meine bescheidene 2-Zimmer Mietwohnung verlasse stopfe ich ein Block und mein Ferdermäppchen in meinen Adidas Beutel ziehe mir meine weißen Adidas Superstars an und laufe zur Tür. Kurz bevor ich die Tür schließe fällt mir ein, dass ich meine Schlüssel vergessen habe. AAHH. Wäre sehr dämlich gleich in der zweiten Woche ein schlechten Eindruck zu machen.

Auf dem Weg zum Bus ruft mich meine Mutter an . >>Hallo<<ich gehe ran. >>Hallo Schätzchen.Wie geht's dir ? Hast du dich in deiner neuen Wohnung eingelebt ? Hast du schon jemanden getroffen ? << fragt sie neugierig. Ich verdrehe die Augen. Sie ist erst seit zwei Wochen wieder in Deutschland . Heute ist mein erster Tag in der Uni , also wie sollte ich neue Leute kennenlernen ? >>Mum, ich bin gerade auf dem Weg zur Uni und du musst dir keine Sorgen um mich machen. Ich bin kein Kind mehr. Ich schaff das hier schon alleine und wenn etwas ist sage ich dir schon Bescheid, keine Sorge.<< Ich weiß worauf das wieder hinausläuft und ich habe so gar keine Lust mir wieder anzuhören, dass es eigentlich nie passieren sollte. >>Ich weiß Schätzchen, nur nach der ganze Sache mach ich mir Sorgen um dich und dieser Mann..<<Ich unterbreche sie wütend bevor sie ihren Satz zu Ende bringt >>Hör auf immer damit anzufangen! Ich will nichts mehr davon hören und außerdem ist der Bus da ich muss auflegen, bye <<. Ohne ihre Antwort abzuwarten lege ich auf. Ich habe ihr schon so oft gesagt, dass ich das nicht mehr hören will. Die ganzen Befragungen haben mir damals den Rest gegeben. Es zu erleben war schlimm genug, aber dann auch noch alles den Beamten wiederzugeben war auch die reinste Folter.

Zum Bus ist es noch ein gutes Stück. Ich wohne eher in einem ruhigen Viertel. Wo keiner keinen kennt.Das war mein einziger Wunsch bei der Wohnungssuche, eine Wohnung wo ich mich entspannen kann, damit meine ich das es nicht so viele Leute gibt die über einen lästern. In der Ferne sehe ich auch schon die Berge und den Nebel der sie umkreist. Noch ein Grunde warum ich nach Österreich ziehen wollte, naja eigentlich weil mich hier keiner kennt und auch Deutsch gesprochen wird. Auch damals in der 7ten Klasse als wir Ski gefahren sind hat mich die Landschaft in seinen Bann gezogen.
Es war ein wundervoller Anblick, die Berggipfel in verschiedenen lila und rot Tönen. Damals war ich noch so sorgenlos so Lebensfroh. Heute ist davon nichts mehr zu sehen...

Ich bin an der Haltestelle angekommen, gleich müsste der Bus kommen, da ich keine Lust habe das mich eine alte Frau in ein Gespräch wickelt, hole ich mir meine Kophörer raus und stecke sie in meine Ohren.

Ich steige in den Bus und mache einer meiner Lieblingstracks an. Ja ich höre Deutschrap,obwohl ich manchmal mit den Statements nicht ganz zu Frieden bin. Aber mir gefällt das ganze Gereime und die ganzen Vergleiche.Die Aussage das Rapper kein Deutsch können , find ich auch scheiße. Wenn sie nicht den Wortschatz dazu hätten könnten sie auch garnicht....Meine Güte , womit verschwende ich eigentlich meine Zeit ? Aber das ist typisch für mich, Ich renne immer vor meinen Problemen weg anstatt darüber zu sprechen oder Hilfe zu holen. Aber es will mich auch keiner verstehen als ich es meiner ehemaligen besten Freundin Lydia erzählt habe, hatte sie Null Interesse daran wie es mir geht, sie hat nur die ganze Zeit mit einem Typen geschrieben, wie es sich herausgestellt hat mein Ex-Freund war. Und was sie noch miteinander getrieben haben muss ich nicht sagen, ich glaube, dass kann man sich denken. Seitdem hab ich kein Kontakt mehr zu beiden. Noch ein Grund warum ich wegziehen wollte.

Als die Türen sich zum 2ten mal öffnen kommt ein Typ rein. Und was für ein Typ. Locker der ist 1.90 m groß , neben dem sehe ich mit meinen 1.62 m wie ein Zwerg aus. Ich sitze eher in dem hinteren Teil des Buses.Der Bus ist eigentlich ziemlich leer , doch er kommt immer weiter nach hinten. Wieso setzt er sich nicht irgendwo vorne hin? Und wieso starrt er mich die ganze Zeit an ? Ist das unangenehem , der könnte mich ohne große Mühe in die Ecke drängen. Sei nicht albern Afya, sage ich mir, du bist diejenige die gegen Vorurteile ist.
Ja das war ich, aber nach den ganzen Ereignissen hat sich bei mir einiges geändert. Er setzt sich parallel zu mir auf die andere Seite des Busses. Oh mein Gott. Warum schieb ich mir solche Filme? Er schaut auf sein Handy. Er hat nur schwarze Sachen an: schwarze Jeans, schwarzes T-Shirt, schwarze Schuhe, schwarzer Rucksack. Das macht ihn aber auch mysteriöser muss ich zu geben. Aber egal kommen wir zu den wichtigen Sachen. Dunkelbraune lockige Haare die im in die Stirn fallen. Braungebrannt. Sommersprossen hat er auch auf seiner Nase und auf den Wangen. Ohh wie süß. Als ob ich das laut gesagt hätte dreht er seinen Kopf zu mir. Er schaut mir fest in die Augen und dann nur ganz kurz auf meine Arme mit den Narben. Achso natürlich hat er mich wegen den Narben angeglotzt. Warum den auch sonst? Seine hellbraunen Augen scannen mich förmlich ab. Wenn ich genauer hinschaue sehe ich, dass er Augenringe hat.

Vielleicht ist er ja Müde. Aber nein, er schaut nicht müde aus sondern gebrochen.

So nach fast 20 Stationen bin ich da.
Im gleichen Moment stehen wir beide auf. Er schaut mich an ich schaue ihn an. Ich glaube sogar, dass ich ein Lächeln gesehen habe aber da ich kann mich auch getäuscht haben. Seit dem Vorfall schlaf ich reichlich wenig und wenn ich mal schlafe stehe ich wegen den Albträumen wieder auf, was bedeutet, dass meine Augen mir manchmal Streiche spielen.

Nachdem ich gefolgt von ihm ausgestiegen bin laufe ich zur Uni. Natürlich wie es das Schicksal so will geht er auch auf die gleiche wie ich. Da ich zuerst zum Direktor muss trennen sich unsere Wege, aber ich hab das Gefühl, dass sich unsere Wege sehr schnell wieder kreuzen werden.

Am restlichen Tag ist nichts interessantes passiert. Ich war beim Direktor, er hat mir erklärt wann und wo meine Vorlesungen sind. Nach den Vorlesungen bin ich mit dem Bus wieder nach Hause gefahren. Den Typen habe ich nicht mehr gesehen.

Da ich so schöpft war und sowieso nur ganz wenig Schlaf abbekommen bin ich nachdem Duschen und Zähneputzen gleich ins Bett gegangen.

The Silence between usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt