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Ich kann der Vorlesung nicht folgen. Meine Gedanken sind wo ganz anders. Die Frage, die mich beschäftigt ist wie ich nach Hause komme ohne, dass er mir folgt. Ich weiß nicht ob er mir hierher gefolgt ist aber möglich wärs. Auf jeden Fall sollte ich auf Nummer sicher gehen. Diesem Psycho ist alles zu zutrauen.

Manchmal frage ich mich wie man mit so einem Gewissen leben kann.
Ein Leben zu zerstören ist schon ziemlich krass.

>>Hey<< ein Mädchen mit blonden Haaren, braunen Augen und Sommersprossen gefolgt von einem Jungen mit sandblonden Haaren und schwarzen Augen kommt auf mich zu. Ich zwinge mich zu einem Lächeln >>Hey<<, eine Ablenkung wäre jetzt sehr unpassend. Ich muss meine Augen offen halten, ich weiß wozu dieser Man fähig ist. Obwohl ich nicht glaube, dass er jetzt grade in der Nähe ist. Er verabscheut Menschen, hat er mir erzählt. Und in der Uni sind viele Leute. >>Können wir uns zu dir setzen? Ich glaube du bist neu hier und wir dachten du könntest ein bisschen Gesellschaft gebrauchen.<<Fragt sie mit einem unsicheren Lächeln. >>Ja klar, warum nicht<<, erwidert ich gekonnt mit einem gespielten Lächeln. Ja, das hab ich auch die letzten zwei Jahre gelernt, Fröhlichkeit vortäuschen.

Während der nächsten Vorlesung haben wir nicht viel geredet, zumindestens ich nicht Elena , das Mädchen mit den Sommersprossen ist ziemlich gesprächig. Wie ich erfahren habe ist der Typ ihr Feund, Blake. Dass ich unkonzentriert bin liegt wohl daran, dass ich ganz andere Sorgen habe und höllische Kopfschmerzen. Immer wenn ich unter Stress und oder Druck bin bekomme ich Kopfschmerzen. Nach der Vorlesung haben die beiden mich zu einem Kaffee eingeladen, natürlich hab ich zu gesagt, weil ich mich bisschen beruhigen will, denn wenn ich jetzt alleine bin steigere ich mich weiter hinein und das macht's nicht besser.

Nun sitzen wir in einem Kaffee trinken etwas und plaudern. Ich muss zugeben, dass die beiden schon sehr süß zusammen sind. Blake hat nur Augen für Helena, als zwei leicht bekleidete Mädchen an und vorbeilaufen bemerkt er sie nicht einmal, obwohl die beiden ein richtiger Blickfang sind. Nachdem Helena kurz auf's Klo geht fühle ich mich gleich wieder hilflos alleine mit einem Jungen. >>Ich muss sagen du hälst schon was aus<< sagt er lachend. Was? Hab ich etwas nicht mitbekommen? >>Wie meinst du das?<< , frage ich verwirrt. Jetzt lacht er noch mehr. >>Ich meine, dass du schon seit drei Stunden ohne Unterbrechung mit ihr redest. Das schafft nicht jeder.<< Ach, wie witzig er doch ist. Ich lache gezwungen >>Ich find sie ziemlich freundlich und nett. Außerdem redet sie doch nur so viel weil ich neu bin.<<Seine Antwort ist nur >> Kann sein<<.

Irgendetwas ist merkwürdig an diesem Jungen. Dieser wissende Schimmer in seinen Augen. Als ob er etwas weiß, was ich nicht weiß. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich mich von ihm fern halten sollte, doch leichter gesagt als gemacht, denn ich vermute dass er und Helena dauernd zusammen sein werden. Ich kann sie ja schlecht abweisen, so bin ich nicht. Helena mag ich, sie ist sehr sympathisch. Ich sollte aber trotzdem auf der Hut sein. Nachdem Helena gekommen ist reden wir noch eine ganze Weile. Es macht richtig viel Spaß mit den beiden zu scherzen.

Ich weiß jetzt, dass die beiden schon seit der Grundschule befreundet sind aber erst in der zwölften Klasse zusammengekommen sind. Sie wohnen auch zusammen. Ich wünsche den beiden wirklich vom ganzen Herzen Glück für ihre Beziehung doch dieses mulmige Gefühl bei Blake hat mich immer noch nicht verlassen als ich bei der Bushaltestelle auf mein Bus warte um endlich nach Hause zu kommen.

Die Gedanken die ich den ganzen Tag verdrängt habe sind jetzt wieder da. Er könnte jetzt gerade überall sein. Er könnte mich die ganze Zeit beobachten und ich würde nichts mitbekommen. Es könnte auch gerade der Fall sein. Langsam drehe ich meinen Kopf nach rechts. Nichts zu sehen. Kann auch daran liegen, dass es schon dunkel ist. Verdammt. Wäre ich doch bloß nicht mit den beiden Kaffe trinken gegangen. Ich drehe mein Kopf nach links. Nichts zu sehen. Ich lehne mich an den "Regenschutz", ganz lässig um mir nichts anmerken zu lassen. Zwei Mädchen sitzen auf den Bänken weshalb ich mich nicht hingesetzt habe. Ich drehe mein Kopf nach hinten. Nichts zu sehen.

Wann kommt der Bus den endlich? Meine Kopfschmerzen werden immer stärker. Im Kaffee haben sie nachgelassen, jetzt fangen sie wieder an. Schmerztabletten habe ich zu Hause auch nicht. Das kann ja ne lange Nacht werden. Ein Rascheln. Ich stehe wie versteinert da, nicht fähig mich zu bewegen. Mein Atem geht Stoßweise. Es könnte auch etwas anderes gewesen sein doch daran denke ich nicht mal. Mein Herz hämmert gegen meine Rippen. Ich fange an zu schwitzen, nicht weil mir heiß ist. Nein. Ich hab Angst. Angst davor wieder in seinen Händen zu sein. Menschen fragen wie es sich anfühlt wenn man Todesangst hat. Ich kann es euch sagen. Scheiße. Immer wenn er gekommen ist und sein Messer... noch ein Rascheln. Soll ich nach hinten schauen? Soll ich weglaufen? Soll ich...soll ich...soll ich...? Ich fange an zu zittern. Diese Erinnerungen steigen alle wieder auf. Ruhig Afya. Du hast gelernt damit umzugehen. Er würde dich doch nicht vor zwei Mädchen die entführen... oder doch?

Wieso bin ich nochmal alleine nach Österreich gezogen? Richtig um allein zu sein. Hervorragend. Super hast du dir das überlegt Afya. Diese Kopfschmerzen treiben mich in den Wahnsinn.

Hinter mir ist ein Handyklingeln zu hören. Ich schlucke. Es verstummt. Stille. Die Mädchen reden auch nicht mehr. Ich drehe meinen Kopf zu ihnen um. Sie sind weg. Ernsthaft jetzt? Warum hasst mich das Schicksal so? Dreh dich um Afya, befehle ich mir. Das Handy klingelt wieder, genau jetzt musst du dich umdrehen. Ich kann nicht. Ich will nicht wieder in diese Augen blicken. Das Handy verstummt wieder. Stille. Diese Stille bringt mich noch um. Mit Mir wird schwindlig, ich glaube ich muss mich gleich übergeben.

In der Ferne sehe ich schon den Bus. Gott sei Dank endlich. Ich höre nichts mehr, aber das heißt nicht das er da nicht steht. Nein ganz im Gegenteil er könnte auch nur auf die richtige Gelgenheit warten. Aber wann wenn nicht jetzt? Der Bus ist gleich da und er muss doch erahnen, dass ich einsteigen werde, oder? Hoffentlich steigt er nicht mit in den Bus sonst weiß er wo ich wohne. Wenn er das längst noch nicht weiß.

Der Bus bleibt vor mir stehen und die Türen gehen auf. Ich löse mich von meiner Starre und laufe auf den Bus zu. Im Bus setzte ich mich gleich sonst wäre ich wahrscheinlich hingefallen, da meine Beine nicht mehr fähig sind mich zu tragen.

Hinter mir steigt keiner ein, ich hab mich nicht umgedreht, aber ich habe auch nichts gehört. Die Türen gehen wider zu. Ich schaue zur Seite wo ich eingestiegen bin. Nichts. Nichts außer Dunkelheit. Werde ich langsam bekloppt? Da war doch jemand. Ich hab mir das Handyklingeln nicht eingebildet. Ich beschließe zu Hause meine Mutter anzurufen. Es ist schon lange her, dass ich sie angerufen habe und vielleicht weiß sie ja etwas über ihn.

Kurz bevor der Bus stehen bleibt, hole ich meine Schlüssel aus meiner Tasche um gleich ins Haus gehen zu können ohne, dass ich in meiner Tasche danach suchen muss. Ich steige aus und renne nach Hause, so gut ich kann. Im meiner Wohnung lasse ich mich auf mein Bett fallen und hole mein Handy raus um meine Mutter anzurufen.

The Silence between usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt