number six

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Julien stand noch ein paar Minuten da, sah in die Dunkelheit, in der Dzenna so eben verschwunden war und konnte sich keinen Reim aus ihrer Reaktion machen.
„Komm schon man, dein Handy." holte ihn Rob wieder aus seiner Trance und reichte ihm das kleine Smartphone auf dem seine neue Challange stand.
Schwimme 30 Meter im Rhein. Stand in blau wieder auf seinem Bildschirm und er traute sich nicht diesen Satz laut auszusprechen. Keiner, der noch ganz bei Trost war würde jetzt, um diese Uhrzeit, sich in den Strömungen des Rheins begeben.
„Willst du das wirklich durchziehen? Das da vorhin war schon fast Mord den du begangen hast, jetzt würdest du quasi Selbstmord begehen. Nicht nur das es Schweine kalt ist, ungesichert reist dich die Strömung mit und du bist weg." fuhr ihn Cheng wieder an, der nun endgültig von dem Spiel die Schnauze voll hatte und wäre Julien nicht einer seiner besten Freunde wäre er schon längst gegangen.
„Willst du das Dzenna etwa das ganze allein durch macht? Wenn sie schon weiter macht dann ich auch, bevor sie im Finale an irgendeinen Idioten kommt der keine Rücksicht auf sie nimmt." kam es ebenso wütend von Julien der den Button drückte und sofort begann zu überlegen.
„Wir mobilisieren jedes Seil das wir bekommen können, 30 Meter, ihr haltet mich wenn ich da rein spring und sobald es genug ist zieht ihr mich zurück." erklärte er kurz als er nachdachte, sie zu Chengs Auto gingen und dort begannen jeden zu mobilisieren den sie kannten.
„Dir ist bewusst das Dzenna das selber gewählt hat? Sie wollte deine Hilfe nicht mehr." sprach Cheng nun wieder ruhiger als sie sich auf den Weg zu ihm machten wo er schon Stephan erwartete der sich ebenfalls eingesetzt hatte und in seinem Sachen für Pranks suchte.
An Chengs Wohnung angekommen stand der Rotblonde schon unten in der kahlen Garage mit einem alten Tau, das er mal für einen Prank missbraucht hatte.
„Sind aber nur 12 Meter oder so." erklärte der Rotschopf seinen Freunden die das Seil jedoch nur in Empfang nahmen und es in den Kofferraum packten, bevor sie ihn begrüßten.
„John schreibt das sein Vater in seiner Garage ein Seil hat, denkt so 10 Meter oder so aber da kommt er nicht ran." hörte man Robert sagen der soeben die Nachricht des Asiaten durch las.
„Also hab ich knapp 10 Meter, fehlen noch 20." murmelte Julien zu sich selber. Immer wieder ging ihm durch den Kopf das es das wohl blödeste war das er machen konnte und trotzdem ließ er sich nicht abbringen. Der Rhein war um die Uhrzeit gefährlicher als bei Tag und er würde dort rein springen, freiwillig.
„Frag deine Community." sprach Jimmy der ihm das Handy gab.
„Hier in Köln sind genug Fans die dir helfen wollen. Der ein oder andere wird dir da ein Seil geben können." sprach der Brillenträger weiter ehe er das Handy auf Julien richtete, der sich noch einmal durch seine Haare fuhr ehe er auf Snapchat begann zu streamen und so seinen Fans bei brachte was er gerade machte und was er brauchte.
„Also wir sehen uns am Ufer, ihr werdet mich finden oder ich werde euch finden wie auch immer." sprach er noch einmal gelassen, auch wenn es ihm gerade nicht danach war.
Wieder wurden seine Hände schwitzig vor Aufregung, sein Gemütszustand fuhr Achterbahn und er konnte nicht aufhören an Dzenna zu denken.
„Alter die Kleine ist irre." hörte man auf einmal Jimmy sagen, der den Stream zu Dzenna geöffnet hatte.
Was Julien sah ließ ihn das Blut in den Adern gefrieren. Auf einem flachen Dach, wahrscheinlich ein Hochhaus in der Innenstadt, soweit er die Lichter im Hintergrund deuten konnte, stand Dzenna. Er sah ihr zu wie sie sich ihre Jacke auszog, auf die kleine, gut 15 Zentimeter dicke Mauer ging, die das Dach noch einmal umrandete und sich der Kamera zu wandte.
„Mit einem fetten Beat geht das sogar als Artistennummer durch." rief sie dem Kameramann zu und nur kurz darauf hörte man im Hintergrund Musik spielen.
Weiter beobachtete Julien wie sie tief Luft holte, ehe sie sich nach hinten fallen ließ, in eine Brücke ging ehe sie in einem Handstand überging, diesen hielt und sich langsam mit dem Gesicht zum Abgrund drehte. Er sah wie sie begann zu zittern als sie eine weitere Hand vom Boden nahm und nun auf einer Hand stand. „Die ist irre." ertönte es neben ihm von Robert, da sich nun alle um Jimmy und das Handy versammelt hatten. Gemeinsam sahen sie zu wie Dzenna kurz davor war das Gleichgewicht zu verlieren ehe sie sich auf das Dach fallen ließ und auf den Knien landete. Die Kamera glitt auf ihr Gesicht zu, als sie immer noch in die Ferne sah, die Augen aufgerissen, keine Miene verzog und nur schnaufen konnte.
„Wie fühlst du dich?" hörte man die Stimme eines Typen der hinter der Kamera stand und weiter auf sie drauf hielt.
„Mach aus." kam es jedoch nur von ihr ehe sie aufstand und immer noch mit zitternden Knien zu ihrer Jacke ging und diese überzog.
„Sie ist im Finale." sprach Jimmy der das Video geschlossen hatte und nun wieder die Zahlen aufrief.
„Und nicht nur sie. Ein Typ namens Rich ist auch da. Hat sich vor eine kommende U-Bahn gestellt und nur Sekunden gehabt um dort weg zu kommen. Die sind krank. Solltest du das mit dem Rhein wirklich durchziehen bist du auch im Finale, dann haben sie ihre drei Finalisten." ließ der Blonde wieder verlauten und steckte das Handy weg.
„Wir sollten los. Und du willst das wirklich durchziehen?" fragte Cheng noch einmal, der an der Fahrertür stehen geblieben war, seinen Kumpel ansah, ehe dieser nur nickte und einstieg. Gemeinsam mit Jimmy, Robert und Stephan, die begannen nun nach guten Seemannsknoten zu schauen damit Julien dieses dann nutzen konnte, fuhren sie zum Rheinufer.
An dem Fluss angekommen wurde der Youtuber nicht enttäuscht. Eine große Traube an jungen Menschen hatte sich versammelt und viele hatten Seile dabei die sie aus den Gärten ihrer Eltern oder sonst wo her hatten. Gemeinsam mit seinen Fans schaffte er es, das die gewünschte Länge erreicht wurde und noch einmal wurde das Seil zu geknotet, dieses mal um Juliens Taille. Stephan zog den Seemannsknoten fest damit dieser sich nicht lösen konnte und Julien verschollen ging ehe der Schwarzhaarige sich die Schuhe und Socken auszog und sich auf das dunkle Wasser zubewegte. Ein Schauer lief ihm den Rücken hinunter als er seine nackten Füße in das kalte Wasser steckte. Nachts war es noch gefährlicher als der Rhein eh schon war. Nicht umsonst war ein Schwimmverbot erhängt worden und er blieb stehen.
„Wieso tu ich mir das an?" flüsterte er noch einmal zu sich, sah nach hinten wo mehrere Menschen ihre Kameras auf ihn hielten, einige Licht machten sodass er gut zu sehen war ehe er wieder auf den Schatten im Wasser sah. Er holte tief Luft und stürzte sich in die Wellen, die ihn sofort erfassten und die Strömung begann an ihm zu reisen. Schnell tauchte er auf, das Wasser war eiskalt und er begann auch sofort zu zittern jedoch überwand er den ersten Schock und begann in das offene Wasser zu schwimmen, im Hintergrund hörte er die Jubelrufe seiner Fans.
Es war eindeutig ein Fehler gewesen, er hätte das nicht tun sollen, es war dumm von ihm das er so töricht gewesen war und dachte das es ein leichtes Spiel wäre.
Wieder dachte er an Dzenna, wie sie beinahe vom den Dach gefallen wäre ehe sie sich zurück fallen ließ und weitere Schwimmzüge trieben ihn in den Rhein ehe er einen Widerstand an seiner Hüfte spürte. Er hatte die Grenze erreicht. Am Ufer sah Cheng zu Jimmy auf das Handy, sah zu wie sich der Bildschirm grün färbte ehe dort du bist im Finale aufleuchtete. Sofort legte Cheng die Kamera beiseite und half seinen Freunden Julien wieder zurück zu ziehen, was sich eindeutig erschwerte. Die Strömung hatte durch den Wind zugenommen, die kleinen Wellen taten ihres um Julien immer wieder mitzureisen und wieder schluckte Ju das dreckige Wasser. Er selber versuchte zurück zu kommen, doch auch ihn hinderten die nassen und mittlerweile schweren Klamotten an seinem Körper. Immer wieder traf ihn eine neue Welle, zerbarst an seinem Gesicht und langsam ging ihm auch die Puste aus somit ließ er sich kurz treiben, spürte wie seine Freunde an dem Seil zogen und ihn so zurück holten. Mit letzter Kraft zog er sich aus dem Wasser und fiel auf die Knie.
Die kleine Menge jubelte, seine Freunde klopften ihm auf den Rücken und ließen ihn dann erst einmal wieder Luft holen.
Dank ein paar Fans kam er recht schnell an neue Klamotten, die er auch sofort wechselte, damit er sich noch etwas schlimmeres weg holen konnte. Das musste er seinen Fans doch lassen, wenn er etwas brauchte waren sie da und somit hatte er auch schnell ein Handtuch, ein warmes Getränk und einen Sitzplatz.
„Du bist im Finale." ertönte Jimmy und auch die anderen, ausgenommen Cheng, freuten sich für den Singapurer der jedoch nur auf das Wasser starrte bis ihn sein Handy wieder in die Wirklichkeit holte.


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