Kapitel 20

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Ein seltsames Gefühl brach plötzlich in mir aus. Auf der einen Seite die Freude, dass mein Bruder endlich aus diesem Drecksloch kommen wird und dann diese Verzweiflung die Burak mit seinen Worten in mir ausgelöst hatte. 'Du wirst dich von Diar fernhalten' seine Worte spielten sich wie eine kaputte Schallplatte immer wieder in meinen Gedanken ab. Sie gaben mir auch während meinem Schlaf keine Ruhe, so saß ich also die ganze Nacht auf dem Bett im Hotelzimmer und betete für Stille in meinen Gedanken.

Sonntag

Ein Kissen der direkt in mein Gesicht fiel riss mich aus meinem Schlaf. Melek sprang auf meinen Bett und lachte schief. "Melek hör auf" seufzte ich und zog die Decke über meinen Kopf "Steh auf auf auf auf" wiederholte sie und zog dieses mal auch meine warme Decke weg. Ich fing an zu zittern, die Kälte drang sich von meinen Beinen bis zu meinem Hals.

Das klopfen an der Tür brachte uns beiden zum schweigen, automatisch saß ich aufrecht. "Kim? (Wer)" flüsterte Sie worauf ich ihr genervte Blicke zu warf "Ich kann durch Türen schauen Melek" antworte ich auf ihre Frage und schwang mich entgültig aus dem warmen Bett. Meine Füße berührten den eisigen Fußboden "Sind die Heizungen ausgefallen oder warum ist es so kalt?" fragte ich dieses mal Melek "Ich bin seit gestern Hausmeister" antwortete sie mir darauf. Beide fingen an zu lachen und strecken uns gegenseitig die Zugen raus.

"Wer ist da?" sprach ich in Richtung Türe. "Sultan mach schon auf" seufzte Umut, worauf Melek zur Tür stürmte. "Günaydın" sprachen beide gleichzeitig und grinsten sich nach meinem Geschmack etwas zu lang an. "Ich hasse liebe, man kann sie mit Rotze vergleichen schleimig und klebrig wäh" murmelte ich, würgte einmal und verdrehte meine Augen. Melek wurde augenblicklich rot und Umuts grinsen wurde breiter. Er stieß sie mit seiner Schulter, wackelte mit seinen Augenbrauen und brachte sie zum lachen. Auch wenn ich es nicht laut aussprechen konnte, freute ich mich für beide von ganzem Herzen.

"Wir müssen los" brach Burak die Stille mit seiner gefühllosen, tiefen Stimme. Macht er das mit Absicht? "Dann geh" antwortete ich und drehte mich zu unseren Koffern. "Leider muss ich euch mit nehmen. Vergessen? Wir sind ein Team! Also akzeptiere es."
"Du und dein dämliches gerede von Te-." Er unterbrach mich "ich glaube du hast vergessen, was ich dir gestern versprochen habe." Die neugierigen Blicke von Melek und Umut richteten sich auf uns. Burak schielte für eine Sekunde in Richtung Umut, der Melek sofort zur Hand nahm und beide verschwanden.

"Damla of ich will nicht streiten Okay" seine Stimme bebte mit einem mal nicht mehr. Es war eher ein leises geflüster. Ich nickte bloß, erlich gesagt hatte ich auch so langsam die schnauze voll von diesem gezicke. Er trat noch einige Schritte auf mich zu und blieb knapp einen Meter vor mir stehen und streckte mir seine Hand zu. "Frieden?Deal?" ich zögerte etwas, weil ich mir dabei wie eine Verräterin vorkamm. Immerhin war er der Feind meines Bruders und die von Diar. Ich tat es aber zum Wohl unser aller, es gibt also keinen Grund für ein schlechtes Gewissen. Oder doch?

"Damla?" erschrocken zuckte ich auf, ohne es bemerkt zu haben, habe ich die ganze Zeit über Burak direkt in die Augen gestarrt. Sie waren heute wieder pech schwarz, seine Iris war mit seiner Pupille eins. "Evet (Ja)" murmelte ich und zupfte meinen Oversized T-shirt zurecht. "Damla sprich es aus, Deal?" ich schaute wieder von meinem T-shirt auf und fixierte meinen Blick direkt zwischen seine Augen. So musste ich ihm nicht direkt in die Augen starren. "Deal" sprach ich und nahm seine Hand.

Als wir gemeinsam in einem Wagen zum Krankenhaus gelangen, verhielt sich Burak außergewöhnlich nah zu mir. Ich versuchte mich immer wieder zwischen Umut und Melek zu bewegen auch, wenn ich somit die romatische Stimmung zwischen ihnen brach. Umut schenkte mir ein tröstendes Lächeln und bestätigte mir somit das er genau wusste warum ich mich so verhielt. In unseren Händen voll geladen mit Säcken gefüllt mit Plüschtieren, Barbies, Holzautos und vielem mehr betraten wir einzelnt alle Zimmer der Kinder Abteilung und unterhielten uns mit allen Kindern. Viele der Kinder hatten eine schreckliche Vergangenheit, andere steckten mitten im Schrecken ihrer Krankheit. Ich hielt meine Tränen so gut ich konnte zurück um nicht vor ihnen ständig auszubrechen. Ich wollte ihnen ein starkes Gefühl übermitteln, natürlich gehörten auch Tränen zu einer starken Persönlichkeit aber ich hatte Angst das die Kinder sich unsicher fühlen. Deshalb umarmte ich die Kinder so oft ich konnte und bewegte mich mit schnellen Schritten aus dem Zimmer, wenn meine Augen wiedereinmal kurz vor einer Überflutung standen.

"Abends fühle ich die Schmerzen am meisten, wenn es dunkel ist habe ich niemand und es fühlt sich so an als würde hinter einem der Schränke ein Monster auftauchen der mir mehr Schmerzen hinzufügt" flüsterte ein Mädchen im Alter von neun Jahren, Sie wurde augenblicklich rot und starre auf ihre bunte Decke. Ich hob langsam ihr Kinn an und lächelte sie aufmunternd an. "Es muss dir nicht peinlich oder unangenehm sein, ich werde dir jetzt ein Geheimnis anvertrauen" gegen Ende flüsterte ich nur "Okay" flüsterte sie zurück und kicherte zuckersüß "ich habe heute noch Angst vor der Dunkelheit" sie kicherte erneut "du bist doch groß?" Sie brachte mich mit ihren strahlenden Augen zum lachen "Shhhh...Nicht so laut, deshalb ist es ein Geheimnis" sie legte sofort ihre Hände auf ihren Mund "ups".

Meine Augen füllten sich erneut mit Tränen, somit verabschiedete ich mich von ihr und lief leise aus dem Zimmer. Sobald ich die Türe schloss, konnte ich meine Tränen nicht länger unterdrücken und ließ es zu. Eine Hand umfasste meine Schulter und drehte mich zu sich. Erschrocken schaute ich auf "Diar?" seine Gesichtszüge änderten sich von einem breiten Grinsen zu einem besorgten Gesichtsausdruck. "Damla ne oldu? (Was ist passiert?)"

"Es ist nichts, die Kinder machen mich glücklich" antwortete ich und sah Burak zur Tür rauskommen. Wie ein Film spielte sich das Gespräch mit Burak vor meinen Augen ab 'Du wirst dich von Diar fernhalten'. Sofort richtete ich mich auf und trat von Diar einige Schritte zurück "Ich sollte jetzt gehen" Diar reichte mir leicht die Hand. "Damla warte" ich schaute zu ihm auf "ich kann nicht" flüsterte ich und lief an ihm vorbei. Ich spürte wie seine Blicke mich verfolgten. Burak lächelte mich an "Ich habe das für meinen Bruder getan und nicht für dich" zischte ich und ließ auch ihn stehen und lief den Gang entlang.


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Aşk Zaman Ister! (Liebe Braucht Zeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt