"Punkt 2"; 19:30

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Während Harry bezahlte, schickte er mich schon zum Wagen. Er hatte sich geweigert, Geld von mir anzunehmen, weshalb ich in seinem Auto, in eines der Fächer eine 50 Pfund-Marke hineinstopfte.

Ich wollte gar nicht wissen, wieviel er gezahlt hatte. Und kurz danach war er bereits gekommen und hatte den Wagen gezündet.

Wir saßen seit etwa 25 Minuten in Auto, und ich fragte mich ernsthaft, wohin Harry fuhr. Gegen halb sieben parkte Harry seinen Wagen, und als wir ausstiegen dröhnte ein kranker Beat schon aus dem Club.

Ein ziemlich guter Remix von On The Floor von JLo.

Wir betraten den Club, und - was mich wunderte - wurden nicht nach Ausweisen gefragt. Auch wenn wir volljährig waren, das ist doch wohl der Brauch, nach den Ausweisen zu fragen, oder etwa nicht?

Uns umhüllte augenblicklich eine schwere Dampfdecke, die in der Luft zu hängen schien. Wir wurden von allen Seiten von verschwitzten, zu der Melodie tanzenden Körpern umhergeschubst, bahnten uns jedoch irgendwie den Weg zu der Bar frei.

Mein Tipp: Ellenbögen benutzen, und jeden, der euch im Weg steht damit weh tun.

Ich wollte mich zuerst nicht einmal auf den klebrigen Drehstuhl setzen, der Lederbezug glänzte widerlich und der ganze Stuhl war schief, was mich 'ein wenig' beunruhigte.

"Hallo, Kleines! Schickes Kleid!", sagte der junge Barkeeper und ich grinste ihn frech an. Ich bestellte mir, ebenso wie Harry, fürs Erste keinen hochprozentigen Drink, da wir noch auf den Beinen stehen wollen können.

Der Junge, den ich auf 32 schätzte, zwinkerte mir zu, ehe er uns die befüllten Cocktailgläser vor die Nase stellt. "G'sund", sagten Harry und ich zeitgleich, und stießen an. Ich nahm im Gegensatz zu Harry einen kleineren Schluck, und sah Harry tief in die Augen.

"Ich bewundere deine Augen!", murmelte ich und Harry grinste, und nippte ein weiteres Mal an seinem Drink. Ich tat es ihm gleich, und nach einigen Minuten waren die Gläser geleert und wir erhoben uns von den Stühlen. Bereits jetzt schienen meine Beine in sich zusammenzukrachen, ich schwankte und konnte nur vor mich hin torkeln.

"Pass me another bottle, honey. The Jager's so sweet. But if it keeps you around then I'm down", sang gerade die Band All Time Low. Six feet under the ground. Ich mochte den Song, generell alles an der Band.

Harry platzierte seine Hände an meiner Taille und ich legte meine Hände in seinem Nacken am. So bewegten wir uns im Rhythmus zu der Musik, die in unseren Ohren schallte. Die Aufmerksamkeit richtete sich, aus unerfindlichen Gründen, auf uns, als wir begannen, spezielle Figuren einzubauen, Schwebefiguren sowie Knee-Slides und vieles andere. (A/N: Ihr müsst euch das so vorstellen, wie in How I Met Your Mother, als Robin und Barney tanzen, Video an der Seite) Die Leute um uns herum begannen zu klatschen, und uns machte es nur noch mehr Spaß, das Tanzbein zu schwingen.

Er ließ mich in seinen Händen sinken, und drückte dann seine warmen, nach Alkohol schmeckenden Lippen auf meine, und aus einer krassen Tanzeinlage wurde eine wilde Schmuserei.

Der Kuss ging ein in Gelächter und ich stürmte wieder zur Bar, 'irgendeinen Kurzen, Starken' bestellte ich, leicht von Sinnen. Harry bestellte auch einen, ehe der Kellner sagte, er wolle für die zwei 'alkoholischen Quickies' und die Langen 11,40. Ich kramte aus meiner Tasche einen 20er raus und knallte ihn, auf den Tresen. Was heißen sollte: Dafür bekomm ich die nächsten 4 Kurzen so.

Der Kellner verstand und nickte, und schon schüttete er in das Schnapsglas erneut eine farblose Flüssigkeit rein.

Auf Ex waren auch diese hinuntergekippt und mit den nächsten zwei Ladungen leerte der Barkeeper die Flasche und verstaute sie irgendwo hinter dem Tresen.

Ich legte meine Hände auf Harrys Schultern und schwang meine Beime auf seine Hüften. Er schien mehr zu vertragen, er schien mir wie ein bodenloses Fass, ich hingegen hatte schon einen an der Klatsche, dank des Alkohols.

Er drehte sich mit mir zwei mal und wir standen wieder auf der Tanzfläche. Wir tanzten weiter, als sei es unser letzter Tanz.

Es war bereits halb 9 als ich auf die Uhr durch die dicke Glasscheibe in der VIP-Lounge sah. "Hey Harry, schmuggeln wir und da rein!", sagte ich und Harry machte mit.

Wir gingen auf diese Tür zur VIP-Lounge zu, und der Kühlschrank davor hielt und wie erwartet auf. "Vertrau' mir", flüsterte ich in Harrys Ohr, ehe ich den Kragen des Türstehers packte und ihn mit mir zog. In einem Flur presste er mich gegen die Wand. Ich wusste es, er würde darauf reinfallen.

Ich hob mein Knie an, um zu zielen, und riss es danach endgültig in seinen Schnitt. Stöhnend hielt er sich die Hand vor und brach in sich zusammen. Ich rannte zu Harry zurück, der mich amüsiert und gleich fragend ansah.

"Ich hab für ihn Rührei gemacht", zwinkerte ich und wir betraten die Lounge.

Mein erster Gedanke war ja Puff, bei der Musik und den 'erotisch-roten' Lichtern, aber es fühlte sich toll an.

Harry und ich saßen uns in einen Dreisitzer und schütteten Champagner in die bereitstehenden Gläser. "Auf uns", stießen er und ich freudig aus und nippten an den Gläsern.

Bevor ich aber meine Lippen auf das Glas setzen konnte wurde ich, ebenso wie Harry von dem Sofa weggerissen, aus dem Club raus in einen Polizeiwagen. Uh oh.

Die Fahrt verlief still, niemand sagte etwas. Bis ich die Stille brach: "Wir haben nichts geklaut", verteidigte ich uns und einer der Offiziere sagte dann, dass wir ohnehin nicht volljährig seinen.

Ich schaute zu Harry der nur still dasaß, der Wagen hielt plötzlich und wir standen vor dem Revier.

Die Autotüren wurden geöffnet und wir herausgezerrt, und in das Gebäude geschoben, direkt in eine kleine Zelle.

"Sie dürfen einen Anruf tätigen", kam es von einem der Männer und ich stand auf. Ich rief die erste Nummer in meinen Gedanken an,. Meinen damaligen Therapeuten.

"John Brown, Therapie und Fitnessstudio. Mit wem spreche ich?", ich musste lachen. Immer, und wenn ich immer sage meine ich immer, begrüßte er jeden so, selbe Wortwahl, wie aufgenommen und ebenso der selbe freundliche Tonfall, wie aufgenommen eben. "Dieses Lachen erkenne ich unter Tausenden! Quinn, alter Schwede! Wie läuft's?", sprach er.

"Naja, ich brauche deine Hilfe", sagte ich leise, und sofort fragte er, ob ich denn wieder Selbstmord begehen wollte, ehe ich sofort auf den Punkt kam. "Kannst du mich aus dem Knast holen? Mich und mei- einen Freund?"

"Ja klar, hier?"

Ich gab ein 'Ja' zurück und wir hatten das Telefonat beendet. Harry wollte sich seinen Anruf aufheben, sollte er ihn noch brauchen.

Ich mochte John schon immer, er ist einer der sympathischsten Menschen die ich kenne.

***

Soo, dieses ist etwas länger + und es ist erst (im Buch) halb 10 :o

Wir nähern uns den Ende :o

last and lost - die geschichte über den tag eines selbstmord ; styles ; germanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt