Chapter Eight

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"Jetzt sag schon, Catherine!", schimpfte Laya wütend.
Aufgebracht fuchtelte sie mit ihren Händen in der Luft herum, während sie gleichzeitig versuchte zu kauen und mich mit ihren Blicken zu töten. Ganz klar keine gute Mischung.
Ich stöhnte und rührte weiter in meinem Kakao herum.
Nervige Schwester! Konnte man nicht einmal morgens seinen Ruhe haben?
Anscheinend nicht.

"Er macht Buchführung", murmelte ich.
Natürlich redeten wir von Alex.
Seit meine Schwester ihn gestern Abend gesehen hatte, lies sie nicht locker.
Wir waren noch zu ihren Freunden in den Kegelclub gefahren, wo sie erst einmal abgelenkt war.
Auf dem Rückweg hatte ich noch Schonfrist gehabt, aber zuhause musste ich geradezu in mein Zimmer flüchten.
Und heute morgen hatte sie vor meiner Tür quasi gelauert, dass ich ja nicht entkommen konnte.
Ich wusste es zwar zu schätzen, dsss sie ihre Rolle als Schwester und Elternersatz so gut spielte und ich liebte ihre Fürsorge. Aber genau über dieses Thema, das sie interessierte, Alex, wollte ich eigentlich gerade nicht sprechen.

"Und was ist mit seiner Familie?" Laya war unersättlich.
"Keine Ahnung." Ich zuckte die Schultern, was bei meiner Schwester ein ungläubiges Kopfschütteln einbrachte.
"Catherine! Du triffst dich mit einem heißen Typen..."
"Erst zwei Mal", wiedersprach ich.
"...und du weißt nicht einmal wo er wohnt, wie alt er ist, geschweige denn, was er mag, was für eine Familie er hat oder Ähnliches.
Habt ihr euch überhaupt einmal normal unterhalten oder hast du ihn nur angestarrt?"
"Laya!", fuhr ich auf, während ich knallrot anlief. Das war ja mehr als peinlich!
"Also gestern sah es so aus..."
Hastig unterbrach ich sie. "Gestern war nichts! Ich war nur müde." Trotzig fügte ich hinzu:"Ich habe ihn außerdem gar nicht angestarrt!" Jedenfalls nicht lange.
Nur ein bisschen...und ich konnte ja auch nichts für sein Aussehen!

Laya fing an zu grinsen. "Nein, nein, gar nicht. Es ist auch überhaupt nicht verdächtig, dass du den Teil mit dem Anstarren so rauspickst." Augenverdrehend verschränkte sie die Arme. "Ich sehe ja, dass du nicht darüber reden willst. Aber noch eine Frage, bevor du weiter von ihm träumen kannst."
Ich setzte zum Protestieren an, doch sie brachte mich zum Schweigen.
Bockig wartete ich auf ihre Frage, die mich dann völlig aus dem Konzept warf.
"Ich habe gestern nicht auf seine Augen geachtet", fing Laya an und ich ahnte Böses.
Bitte, bitte nicht das!
Sie fragte trotzdem. "Welche Augenfarbe hat er denn?"
Sie sah mich an, als müsste ich ihr um den Hals fallen, die meisten hätten das bei dieser Frage vermutlich gemacht. Es zeigte, dass sie mit Alex einverstanden war, wenn die Augenfarbe stimmte. Hätte er braune oder grüne Augen gehabt, so hätte sie mir vermutlich stundenlang erzählt, wie gut wir zusammenpassen würden.

Doch ich schwieg.
Und ich wusste wieder mal nicht, was ich sagen sollte.
Sollte ich sie anlügen?
Unser gegenseitiges Vertrauen aufs Spiel setzen, nur wegen eines dahergelaufenen Typens?
Ich wusste, dass Alex für mich mehr als ein dahergelaufener Typ war, aber deswegen konnte ich meine Schwester doch nicht belügen.

"Catherine?"
Layas Blick wurde ernst und sie schaute mich besorgt an.
"Seine Augenfarbe."

Ich nickte und lächelte dann falsch. "Das soll eine Überraschung sein", sagte ich dann. "Ich weiß doch noch gar nicht, ob er überhaupt etwas mit mir zu tun haben will. Ich will mir keine falschen Hoffnungen machen."
Layas Gesichtsausdruck wurde weicher.
"Er meint es sicher ernst.", beteuerte sie mir dann. "Er hat dich nicht so angesehen, als ob er dich irgendwie reinlegen wollte oder so."
Das hatte ich eigentlich nicht so gemeint, aber okay. Meinetwegen, hauptsache wir ließen seine Augen aus dem Spiel.
"Ja.", murmelte ich,"mal sehen."
Doch natürlich lies sie das ganze nicht auf sich beruhen.
"Ich sage auch nichts. Und unsere Eltern erfahren kein Wort."
Layas fürsorgliche Stimme lies mich fast meinen Vorsatz vergessen und ich war nah daran, ihr alles zu erzählen. Schon alleine deshalb, weil ich einfach unsicher war, wie weit all das stimmte, was alle über Augen erzählten.
Und weil ich nicht wusste, wie das mit Alex weitergehen sollte, was vernünftig war.
Doch ich sagte es nicht.

"Ich muss los!", erwiederte ich nur und stand auf, was ich sofort bereute, als ich den verletzten Blick meines Gegenübers wahrnahm. Er brachte mich dazu innezuhalten.
"Laya, ich sag es dir irgendwann", versprach ich ihr. "Aber das Ganze ist mir noch zu unsicher." Und weil sie immer noch nicht zufrieden war:"Du erfährst es als erste! Und bald, okay?"
Sie nickte. "Ich verstehe zwar nicht wieso, aber gut. Sag Herrn Schmidt einen Gruß!"
Die Haustür fiel hinter mir zu und ich machte mich auf den Weg zu Herrn Schmidt.

Herr Schmidt war hocherfreut mich begrüßen zu können.
Er bat mir sofort Tee an, sobald ich durch die Haustür gegangen war.
Und so saß ich jetzt in seinem Wohnzimmer, eine Tasse Früchtetee in der Hand an seinem Kaffeetischchen neben dem Ofen. Draußen wirbelten die Schneeflocken immer wilder und ich fühlte mich so unglaublich wohl in der warmen Stube.
Stundenlang hätte ich so dasitzen und mich mit ihm unterhalten können.

Gerade beschwerte ich mich bei ihm über meinen Biolehrer.
"Der lässt uns nur Filme schauen!", schimpfte ich. "Und dann fragt er immer das, was ich nicht mitgeschrieben habe. Das ist so ungerecht!"
Herr Schmidts Augen funkelten amüsiert. "Sicher, dass da nur dein Lehrer daran schuld ist?", wollte er wissen.
"Ja!", gab ich vollkommen überzeugt von mir. "Er könnte das wenigstens mit uns besprechen!"
Er nickte.

"Ich habe heute übrigens nicht nur dich eingeladen", wechselte er aprubt das Thema.
Verwundert schaute ich ihn an. Das kam plötzlich.
"Wer kommt denn noch?", fragte ich vorsichtig nach.

"Ich habe beschlossen, dir den Grund für meine Augenforschung vorzustellen", erklärte er mir ruhig und mir blieb beinahe die Luft weg. Er wollte mich wirklich in so etwas Persönliches einweihen?
Ich fühlte mich zwar irgendwie sehr geschmeichelt, doch meine Verwunderung wuchs ebenfalls.
"Okay", war schließlich alles, was ich herausbrachte.
Und ich wartete ab, was noch kam.

Ich hatte mit viel gerechnet, aber nicht damit, dass sich die Tür öffnen würde und plötzlich eine Frau dastehen würde.
Sie hatte schwarze Augen und zu meiner Verwunderung kannte ich sie bereits.
Es war die neue Putzfrau vom Bücherladen neben der Kirche.
Die Frau, die ich am Freitag noch beobachtet hatte und mich gewundert hatte, wie sie den Job bekommen hatte.
Woher kannte sie Herrn Schmidt?

"Sie ist der Grund dafür, dass ich mich für diese Menschen einsetze.", sagte Herr Schmidt und dann:
"Darf ich vorstellen? Das ist Catherine.
Catherine, das ist Emmy, meine Tochter."

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