Ich schaue mich ein letztes Mal in meinem Zimmer um. Es wirkt leer. Nur die Tapete lässt es noch wie ein Zimmer wirken, das einst benutzt wurde. Und diese Tapete ist knallpink. Schrecklich!
„Ylva, kommst du jetzt endlich?!", ertönt die Stimme meiner Mutter von unten. „Ja, ich komme ja schon", schreie ich genervt zurück.
Ein letzter Blick und dann trage ich meine schwere Reisetasche langsam die große Treppe hinunter.
Die Beziehung zwischen meiner Mutter und mir ist seit Papa's Auszug vor fünf Jahren ziemlich angespannt. Damals wollte ich unbedingt mit ihm nach München ziehen, aber meine Mutter wollte nicht, dass ich soweit weg von ihr bin. Und leider hat Papa sich auch nicht durchsetzen können.
Nun versuche ich also seit fünf Jahren meinen Wunsch erfüllt zu bekommen. Als der Umzug zu Papa an meinem 17ten Geburtstag dann mein einziger Wunsch war, konnte meine Mutter es mir nicht verbieten. Also stimmte sie zu.
Jetzt, zwei Monate nach meinem Geburtstag, ist es endlich soweit. In drei Stunden geht mein Flug nach München.
Ich lade meine Reisetasche in unseren Jeep und gehe noch einmal zum Haus. Dort versuche ich meinen kleinen Bruder Eron zu umarmen. Aber wie 14-jährige Jungs nun mal sind, will er mich wegschubsen. Ich versuche noch ein wenig länger ihn festzuhalten, gebe aber bald auf. Eron werde ich bestimmt sehr vermissen. Er hat hier aber viele gute Freunde und wird mittlerweile super ohne mich klarkommen. Das tröstet mich ein wenig.
Ich verabschiede mich noch ein letztes Mal von ihm und gehe dann zum Auto.
Meine Mutter folgt mir. Ihre schwarzen Absatzstiefel klappern auf dem Asphalt.
Wir steigen in unser Auto. In den nächsten Straßen fahren wir an manchen Häusern meiner Freunde vorbei. Ich habe mich bereits vor einer Woche von ihnen verabschiedet, als sie eine kleine Abschiedsparty für mich organisiert haben.
Nur meine beste Freundin Mila habe ich seitdem noch gesehen. Sie hat mir geholfen meine Möbel abzubauen, Sachen auszusortieren und Ähnliches.
Nur mit ihrer Hilfe habe ich es geschafft mein Zimmer so leer zu kriegen, wie es ist. Und nur mit ihrer Hilfe konnte ich die meisten meiner Sachen schon vorgestern zu Papa schicken lassen. Ich werde Mila so sehr vermissen!
Ich lehne mein Kopf an das Fenster. Ich bin hundemüde. Langsam fallen mir die Augen zu und ich lasse es zu.
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Als ich das nächste Mal aufwache, habe ich das Gefühl als hätte ich nur zwei Minuten geschlafen. Ein Blick auf die Uhr sagt mir aber, dass bereits 25 Minuten vergangen sind. Wir müssten also bald am Flughafen sein.
Ich gucke aus dem Fenster und kann bereits das große Gebäude sehen. Wir sind gleich da.Meine Mutter schweigt. Wir haben uns nichts mehr zu sagen. Seit Papa's Auszug hat sie oft gearbeitet und sich nicht mehr so viel um Eron und mich kümmern können. Eron ist in der Schule total abgesackt und ich konnte ihm ja auch nicht die ganze Zeit helfen. Schließlich gehe ich selbst in die Oberstufe und habe meine eigenen Hobbys und Freunde.
Vor einem Jahr hat Eron dann angefangen zu rauchen. Damals war er gerade mal 13 Jahre alt!
Carmen, seit diesem Vorfall habe ich aufgehört sie „Mama" zu nennen, hat damals mir die Schuld daran gegeben. Ich hätte mich mehr um ihn kümmern sollen, das hätte nicht passieren dürfen...
Ich habe ihr da auch mal ganz deutlich gesagt, dass das auch nicht passiert wäre, wenn sie nicht immer weg wäre.
Eigentlich haben wir uns nur immerzu gegenseitig die Schuld gegeben.
Seitdem hing bei uns der Haussegen schief. Wir haben uns ständig nur noch gestritten.
Der einzige Vorteil dabei war, dass Eron das so satt hatte, dass er seitdem versucht, uns alles recht zu machen. Er hat aufgehört zu rauchen und gemerkt, dass seine „Freunde" mit dem, was sie tun, überhaupt nicht cool sind.
Eron interessiert sich jetzt für Technik und ist auf dem besten Weg ein kleiner Nerd zu werden. Dabei hat er auch Freunde, die seine Leidenschaft für die Technik teilen. Sie treffen sich oft nachmittags irgendwo, machen Hausaufgaben und tüfteln dann weiter an ihrem Technikzeugs.
Ich bin total stolz auf Eron. Er ist mittlerweile auch viel selbständiger und kommt super mit Carmen klar.
Die beiden werden gut zusammenleben, genauso wie Papa und ich.
Meine Mutter hält an. Wir sind da. Ich steige aus und nehme meine Tasche aus dem Kofferraum. Dann nehme ich Carmen noch kurz in die Arme und sage ihr, dass sie gut auf Eron aufpassen soll. „Das werde ich", verspricht sie mir.
Langsam gehe ich zum Eingang des Flughafens. Dort drehe ich mich noch einmal um und winke ihr. „Macht's gut!", ruft sie mir zu. „Ihr auch", gebe ich zurück und murmle leise ein: „Hab dich lieb!" Denn irgendwie stimmt es.
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WOW! Der Prolog ist draußen (ist wohl offensichtlich :D) und er ist schon gleich ein Geburtstagsspecial.
Denn heute (13.03.) hat meine liebe Freundin Jessicatasche Geburtstag!
Herzlichen Glückwunsch, du Nelke! ❤
Ich hoffe, dass natürlich auch allen anderen diese kleine Vorschau auf das Buch gefallen hat!
Eure Marit 😇
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Love can save it all
Teen FictionDie 17-jährige Ylva zieht für ihr letztes Schuljahr zu ihrem Vater nach München, nachdem sie mit ihrer Mutter nicht länger klarkommt. Dort lernt sie Kiano kennen und die beiden verlieben sich ineinander. Doch dann erkrankt Ylva's Vater wieder an Kre...