1. Kapitel

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„Piep, Piep, Piep, Piep, ..."

Aggressiv reißt mich mein Wecker aus dem Schlaf. Wieso ist der in den Ferien auch an?!

Ich will mich schon auf die andere Seite drehen und weiterschlafen, als mir einfällt, dass gar keine Ferien mehr sind. Eher gesagt, ist heute mein erster Schultag am neuen Gymnasium.

Also schwinge ich meine Beine aus dem Bett und torkele Richtung Badezimmer.

Im Spiegel erblicke ich ein verschlafenes Gesicht mit dunklen Augenringen und total verwuschelten Haaren. Da muss ich heute wohl ganz schön viel tun.

Nachdem ich auf Toilette war und mein Gesicht gewaschen habe, gehe ich zurück in mein Zimmer.

Vor meinem Kleiderschrank denke ich über die schwere Frage nach, die sich Mädchen jeden Morgen wieder stellen müssen: Was soll ich bloß anziehen?

Es muss irgendwas sein, das gut aussieht, aber nicht zu auffällig ist.

Also entscheide ich mich für Basics.

Ich hole meine Lieblingshose, eine schwarze Jeans mit Rissen am Knie, aus dem Schrank. Dazu kombiniere ich einen beigen Strickpullover und schiebe die Ärmel etwas hoch. Dadurch kommt meine Daniel Wellington Uhr, die mein Vater mir zu meinem 16. Geburtstag geschenkt hat, und die ich seitdem täglich trage, besonders zur Geltung.

Zufrieden betrachte ich mich in meinem neuen bodenlangen Spiegel.

Da mein Zimmer hier größer ist als bei meiner Mutter, haben wir mir ein paar Möbel dazugekauft.

Fertig angezogen gehe ich ins Badezimmer und bürste meine schulterlangen, blonden Haare. Ich entscheide mich dafür, sie heute ganz offen zu lassen.

Ich schminke mich, wie eigentlich immer, nur ganz leicht. Ein bisschen Concealer für meine Augenringe und Mascara.

Als ich die Treppe runtergehe, erreicht mich der unwiderstehliche Geruch von Spiegeleiern.

Ich sehe meinen Vater am Herd stehen. „Guten Morgen, Prinzessin! Bereit für einen neuen Tag?", begrüßt er mich.

„Aber immer doch!", antworte ich möglichst fröhlich. Ich bin echt mal gespannt wie es wird...

Es ist jetzt das erste Mal, dass ich die Schule wechsle. Meine alte hatte Grundschule und weiterführende Schule in einem, so dass auch die meisten aus der Grundschule weiter dort zur Schule gegangen sind und die Klassen auch so wenig wie möglich neu gemischt wurden. Dies wird nun also eine völlig neue Erfahrung für mich.

Ich setze mich an den Esstisch und fülle mir etwas Kaffee ein. Dazu kommt ganz viel Milch, damit es ein wenig besser schmeckt.

Papa legt mir ein Spiegelei auf ein Stück Brot und reicht es mir. Dann setzt er sich zu mir an den Tisch.

Während wir essen, unterhalten wir uns über letzten Frühling, als ich ihn für ein paar Tage besucht habe.

Irgendwann werfe ich einen Blick auf meine Uhr und erschrecke. Schon 7:25 Uhr! Und ich wollte doch pünktlich los, um nicht gleich an meinem ersten Tag zu spät zu kommen.

Schnell stehe ich auf und gehe ins Badezimmer, um Zähne zu putzen.

Dann stopfe ich noch meinen großen Ordner, die Federtasche und meine Collegeblöcke in meinen Lederrucksack, den ich für die Schule verwende.

Rasch hocke ich mich auf die Treppe, um meine flachen Doc Martens anzuziehen. Dann streife ich meine Jacke über und greife nach meinem Rollerhelm.

Ich rufe Papa noch ein schnelles „Bye!" zu und flitze durch die Tür.
Bevor ich diese zuknalle, höre ich ihn noch rufen: „Schönen Tag und viel Glück!" Dann bin ich draußen.

Ich schwinge mich auf meinen Motorroller und starte ihn. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr atme ich erleichtert auf. 7:39 Uhr. Perfekt.

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Zehn Minuten später komme ich an meiner neuen Schule, alias Gefängniszelle, an.

Sie sieht aus wie jede andere: ein großer, uneinladend aussehender Klotz.

Die Fahrradständer stehen direkt davor, aber wo kann ich meinen Roller abstellen?

Glücklicherweise, wenn man es denn so nennen wollte, kommt hinter mir gerade ein laut grölender Motorradfahrer angerast.

„Hey, schöne Lady", schreit er zu mir rüber. „Neu hier?"

Widerwillig nicke ich.

„Komm mit."

Zögernd fahre ich hinter ihm eine kleine Schräge hinauf. Oben befinden sich die gesuchten Parkplätze.

Kann doch auch niemand ahnen, dass die sich da befinden!

Ich steige ab, ziehe meinen Helm aus und schüttle meine Haare aus.

Nachdem ich meinen Roller abgeschlossen habe, lasse ich den Schlüssel in meine Jackentasche gleiten und hänge mir den Helm über den Arm.

Ich will schon wieder Richtung Haupteingang gehen, da höre ich wie der Motorrad-Typ mir hinterher ruft: „Hübsche, wohin soll's denn gehen?"

„Ähm...", ich drehe mich nochmal um, „zum Sekretariat", sage ich kurzangebunden.

„Ich begleite dich."

„Nein", widerspreche ich. „Erklär' mir nur den Weg."

„Kein Problem, ich komme doch gerne mit."

Das kann ich mir vorstellen.

Er kommt auf mich zu und will den Arm um mich legen, doch ich wende mich ab.

„Ey Kevin! Lass die Kleine in Ruhe!", ertönt es ein paar Meter weiter. Kleine?!

Trotzdem werfe ich dem Jungen, der mir geholfen hat, einen dankbaren Blick zu.

Der andere Typ, Kevin, lässt von mir ab und zeigt meinem Helfer den Mittelfinger. Doch dann verschwindet er im Gebäude.

„Sorry, er ist immer so. Kann ich dir helfen?"

„Ja", antworte ich wahrheitsgemäß. „Ich muss ins Sekretariat."

„Kein Problem. Du gehst durch diesen Seiteneingang, wendest dich nach links und dann müsste es zirka die fünfte Tür rechts sein. Das steht aber dran", erklärt mir mein Helfer.

Ich bedanke mich knapp und gehe los. Der Junge folgt mir, wendet sich dann aber nach rechts.

Das Sekretariat befindet sich genau da, wo es mir beschrieben wurde.

Nach einem kurzen Gespräch bekomme ich meine Bücher und werde dann in meinen Kurs gebracht.

Mein Begleitlehrer klopft kurz an und steckt dann den Kopf durch die Tür.

Nach einem kurzen Dialog werde ich hineingebeten und mein Begleitlehrer verabschiedet sich.

Als ich eintrete, sind alle Augen auf mich gerichtet.

***

Und hier kommt auch gleich schon das erste richtige Kapitel, beziehungsweise auch das zweite Geburtstagsspecial!

Happy Birthday, RedCharlx (19.03.)! ❤

Ich hoffe, ihr hattet viel Spaß beim Lesen!

Eure Marit 😇

Love can save it allWo Geschichten leben. Entdecke jetzt