2. Kapitel

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Gefühlte Stunden später ist die Stunde endlich zu Ende. Und es war so todlangweilig! Also entweder waren wir an meiner alten Schule in Mathe einfach sehr schnell oder wir sind hier ganz besonders langsam. Es könnte aber natürlich auch mit dem Bundeslandwechsel zu tun haben. Jedenfalls entspricht der jetzige Mathestoff hier, dem Stoff, den wir am Anfang des letzten Halbjahres an meiner alten Schule gemacht haben. Was natürlich alleine deshalb komisch ist, als dass Bayern immer als das anspruchsvollste Bundesland genannt wird. Aber gut.

Ich will schon meine gesamten Sachen einpacken, da fällt mir ein, dass es ja sein könnte, dass wir den nächsten Block im selben Raum haben. Ein Blick auf den Stundenplan bestätigt mir dies.

Da ich also nicht weiß, was ich in der Pause machen soll, bleibe ich erstmal sitzen und schaue mich in meinem neuen Klassenraum um. Er ist kahl. Einfache graue, langweilige Wände. Nur die Rückseite wird von einer blauen Pinnwand geschmückt, die bisher aber noch vollkommen leer ist. Beziehungsweise fast leer: Irgendein Idiot hatte sich den Spaß erlaubt den ganzen linken Rand mit Penissen in verschiedenen Größen zu zieren.

Wie einfallsreich...

Mein Blick wandert zu einem Haufen laut kichernder Mädchen an der linken Seite. Sie tragen tonnenweise Make-up im Gesicht und dazu möglichst knappe Kleidung, was zu dieser Jahreszeit gar nicht so schlecht ist. Aber schon etwas zu aufreißend. Tussen..., denke ich bei mir.

Sie beugen sich über etwas, das zwischen ihnen auf dem Tisch liegt. Ein Handy nehme ich an.

Wahrscheinlich unterhalten sie sich gerade über irgendeinen superheißen Sänger, Schauspieler oder Model, den ich mal wieder nicht kenne.

Ein paar Meter weiter, direkt an der Tür, sitzen irgendwelche komischen Macker, die sich in ihren tollen Lederjacken und den Springerstiefeln bestimmt super cool fühlen.

Zu allem Überfluss pfeifen sie auch andauernd irgendwelchen Achtklässlerinnen hinterher, von denen sich sicher die Hälfte verwirrt wieder umdreht.

Diese beiden „obercoolen" Gruppen sind so überhaupt nicht mein Ding.

Also bin ich mehr als nur froh, noch eine andere, kleinere Gruppe von normal aussehenden Jungen und Mädchen zu sehen, die weder hysterisch kichern, noch irgendwelchen Kindern hinterherpfeifen. Diese normalen Menschen sitzen nur wenige Tische entfernt und diskutieren anscheinend.

Kurzerhand entscheide ich mich, sie anzusprechen und gehe zu ihnen rüber.

„Hey!", begrüße ich sie ein wenig zurückhaltend. „Hey!", „Hallo", „Wie geht's?", kommt es postwendend zurück.

Ich entspanne mich ein wenig.

„Ich bin Ylva", plappere ich, weil mir gerade nichts besseres einfällt. Innerlich schlage ich mich selbst für den schlechtesten Satz des Jahres.

„Wissen wir doch längst!", kommt es da auch gleich von einem Mädchen mir gegenüber. Sie trägt eine Netzstrumpfhose, einen Rock und eine Bluse. Ganz in schwarz. Cool!

Verunsichert lächle ich das Mädchen an. Prompt grinst sie zurück. Endlich fällt auch der Rest meiner Anspannung von mir.

„Ich bin übrigens Xenia", stellt sie sich vor.

„Kiano", folgt der Junge rechts neben ihr ihren Beispiel. Er hat verwuscheltes, dunkelbraunes Haar und trägt eine Brille. Aber anders als bei anderen lässt ihn diese Brille echt heiß aussehen. Hach...

Er lächelt mich selbstbewusst an und blickt mir tief in die Augen. Seine grünen Augen umhüllen mich. Ich seufze leise.

Ein Räuspern unterbricht unseren Augenkontakt. Ein Mädchen blickt zwischen uns hin und her und ist sichtlich verwirrt. „Ähm... Ok... Naja, also ich bin Selina. Nett dich kennenzulernen." Ich schmunzele zuerst ein wenig. „Hey", antworte ich dann einfach.

„Und wir sind Lucca und Minea." Ich schaue die letzten beiden Jugendlichen dieser Gruppe an. Irgendwie sehen sie sich ähnlich, andererseits aber sehen sie auch total verschieden aus. Und nicht nur, weil es ein Junge und ein Mädchen sind. Ich weiß nicht, woran das liegt und ich kann es auch nicht beschreiben, aber es ist nun mal so.

„Die verrücktesten und nervigsten Zwillinge des Universum", fügt Xenia hinzu. Dafür kassiert sie einen Ellbogenhieb von Minea. Ich lache. Die beiden grinsen.

So verrückt diese fünf auch sein mochten, ich fühle mich willkommen.

Doch besonders Kiano hat es mir angetan...

***

Und da ist unser süßer Kiano auch schon. Sagt doch mal, was euer erster Eindruck von ihm ist.

Eure Marit 😇

Love can save it allWo Geschichten leben. Entdecke jetzt