3. Kapitel:

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Unter meinem Kopf rumpelte es. Ich lag zusammengerollt wie ein Baby auf der Seite, mein Haar kitzelte mich im Gesicht.

Seit wann sind Betten hart? Und laut? Meine Wange schmerzte und auch die Berührung mit dem kalten Bett unter mir wurde mir plötzlich unangenehm bewusst.

Ich blinzelte durch mein Haar und sah eine dunkle Wand. Das war kein Bett.
Bilder schossen durch meinen Kopf: Bunte Lichter, tanzende Leute, Jacob, Liam und ein lockiger Typ.

Der Nebel lichtete sich und es fühlt sich an, als würde sich eine Hand um mein Herz schließen und zudrücken. Wo war ich?

Ein heftiger Ruck ließ mich in meiner gerade aufgeflammten Panik aufschreien.
 

(HARRYS SICHT)

Ich hatte schon lange auf ihren Rücken gestarrt. Meine Augen waren mehrmals der sanften Kurve ihrer Taille entlangefahren, ihr kurzes Kleid war gefährlich weit hochgerutscht.

Ich kam mir vor wie ein Stalker.

Das dringende Bedürfnis ihre Haare, die sich in sanften Wellen über ihrer Schulter und auf dem Boden des Kleintransporters ausbreiteten, zu berühren, ignorierte ich.

"Zayn?"

"Hm?"

"Ich denke wir sollten gucken, ob die-", fing ich an, bevor ich von ihrem Schrei unterbrochen wurde.

"Das war nur ein Hubbel.", murmelte Zayn und konzentrierte sich wieder mit gerunzelter Stirn auf die Straße. Er war sehr nervös, was man an der Art, wie er sich andauernd durch die Haare fuhr merkte. Oder besser gesagt, ich merkte es, als sein bester Freund.

Seufzend lehnte ich mich wieder gegen die Sitzbank und streckte die Beine aus. Schon seid Stunden saß ich hier, Zayn bestand darauf, dass ich ein Auge auf sie hatte. Ich fand das überflüssig, sie würde uns schon nicht von hinten abstechen.

Sie hatte sich aufgerichtet und drehte sich um. Als unsere Blicke sich trafen, weiteten sich ihre Augen. Die Wellen von Unruhe, die von ihr ausgingen, nahm ich praktisch physisch wahr.

Wie ein verschrecktes Tier starrte sie mich an. Ein paar Sekunden vergingen.
Mein Blick fiel auf ihre Beine, das Kleid war fast ganz hochgerutscht. Sie trug darunter schwarze Nylon- Shorts.

Schade eigentlich.

"Was zur Hölle?", rief sie und riss das Kleid runter. Sie war verfolgt worden, war gestürzt, in Ohnmacht gefallen und von zwei Typen in einen Transporter verschleppt worden und das erste was sie aufregte, war mein Blick auf ihren Beinen.

Ich gluckste und als ich ihren finsteren Gesichtsausdruck sah, musste ich grinsen. Ihr Blick war mörderisch.
"Wo bin ich? Wer seid ihr, was wollt ihr von mir?", fuhr sie mich an.

"Wie heißt du?", fragte ich sie anstatt ihr zu antworten. Ihre großen braunen Augen weiteten sich noch mehr und ihr Mund klappte auf.

(HOLLYS SICHT:)

Niemals würde ich diesem Typen meinen Namen verraten. Ich sprang auf und musste mich sofort abstützen, weil der Wagen so wackelig fuhr. Auf der Vorderbank sah ich nur einen dunklen Haarschopf.

"Lasst mich hier raus.", sagte ich laut und deutlich. Eigentlich hatte ich Angst, sehr starke sogar, aber das durfte ich nicht zeigen.

Aber er saß immer noch grinsend da, die Arme verschränkt und die langen Beine übereinander geschlagen. Mir fielen die vielen Tattoos auf seinem rechten Arm auf und die Kreuzkette um seinem Hals.
"Ich bin Harry.", sagte er und streckte sich.

Als würde mich das jetzt interessieren. "Ich will wissen, wo ich bin und was ihr von mir wollt!", schrie ich in einem erneuten Anflug von Panik.

Das Auto hielt so plötzlich, das ich fast in Harry hineinfiel.
Sofort rappelte ich mich wieder auf und auch Harry war nun aufgestanden.

Der andere Typ stieg aus und knallte die Fahrertür laut hinter sich zu.

Die plötzliche Stille machte mich noch unruhiger als das vorherige Gerappel des Autos.

Dann öffnete sich eine der Hintertüren des Autos. Natürlich lief ich ihm direkt in die Arme, als ich versuchte zu flüchten.

Er packte mich an beiden Oberarmen und drückte mich gegen die geschlossene Tür. Ich schnappte erschrocken nach Luft.

"Jetzt hör mir mal zu, du kleines Biest.", zischte er, Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Mein Herz raste. Seine braunen Augen funkelten bedrohlich.

"Gib noch einen Ton von dir und-"

(HARRYS SICHT:)

"Zayn.", sagte ich ruhig und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
Er starrte sie immer noch an. Ich sah, wie sie zitterte und bebte. Sie versuchte seinem Blick standzuhalten, aber schloss irgendwann die Augen.

"Lass uns eine kurze Pause machen, ich fahre gleich weiter", sagte ich zu ihm und endlich ließ er sie los und ging um das Auto herum.

Sie zitterte wie verrückt und ihre Augen huschten umher, wahrscheinlich wieder auf der Suche nach einem Fluchtweg. "Tu das jetzt nicht noch einmal.", warnte ich sie.

Resigniert hörte sie auf und blickte mich weiterhin vorwurfsvoll an. Das helle, morgendliche Sonnenlicht strahlte ihr Gesicht an. Ihre Augen waren grün-braun, nicht braun.

(HOLLYS SICHT:)

Ich war geschockt. Und wütend. Und verunsichert, weil Harry mich die ganze Zeit so forschend beobachtete, als würde ich jeden Moment anfangen durchzudrehen. Vielleicht tat ich das auch bald. Diese Typen waren gefährlich und ich verhielt mich total falsch.

Mich durchfuhr ein Schauer und als würde seinen grünen Augen nichts entgehen, fragte er sofort: "Ist dir kalt?"

Vor lauter Aufregung war mir ganz heiß geworden, also schüttelte ich den Kopf.
Er zog zweifelnd eine Augenbraue hoch und musterte meine nackten Arme und Beine.

Langsam spürte ich die Kälte, aber das würde ich niemals zugeben. Mir war unwohl, aber wenigstens war dieser Zayn jetzt weg.

Unter Harrys intensiven Blick wurde mir ganz schwummrig.
"Hast du Hunger?", fragte er endlich.

"Ich..nein. Ich möchte wissen, was ihr mit mir vorhabt.", sagte ich erneut, diesmal etwas vorsichtiger.

Nach dem, was eben passiert war, hatte ich Angst, zu fragen. Harry kam mir aber weniger aggressiv vor.

"Du bist erst ohnmächtig geworden und hast dann stundenlang geschlafen. Du musst hungrig sein.", stellte er schmunzelnd fest, ohne auf mich einzugehen. 

Er machte mich sauer, wie er da stand und auf mich herabblickte, wie auf ein kleines Kind.

Ich sagte gar nichts.
"Hm.", machte er.
Dann packte er mich einfach und hob mich in den Wagen. Ich war so perplex, dass ich mich nur an seinen Schultern festklammerte.

Die Tür wurde geschlossen und als ich zur Sitzbank stürmte, hörte ich, wie er auch dort die Schlösser verriegelte.

Wir waren auf einem leeren Parkplatz und man sah weit und breit nur Wald. Es war aussichtslos. Ich versteckte das Gesicht in den Händen und weinte.

Warum war ich nicht einfach zu Hause geblieben? Bei meinem kleinen Bruder, der jeden Abend Gameboy spielen wollte.

Wie gerne würde ich das jetzt tun. Wer weiß wo sie mit mir hingefahren waren und was sie vorhatten. Es war einfach nicht fair.

Sie sperrten mich und meine Freiheit einfach ein, ohne darauf zu achten, wie es mir dabei ging. Wie konnten sie nur? Ich war ein Mensch. Ich raufte mir durch die Haare und wischte mir hastig die Tränen weg, als ich die Stimmen von den beiden hörte.

Kidnapped by Harry Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt