5. Kapitel

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Mittlerweile waren wir den ganzen Tag gefahren, was ziemlich auf Zayns ohnehin schon angespannte Stimmung schlug. Den Umständen entsprechend hatte ich mich ein bisschen beruhigt, aber trotzdem musste ich mich konzentrieren, nicht jeden Moment in Tränen auszubrechen oder meine Entführer mit Fragen zu löchern.
Sie hatten aufgehört, mich ständig zu beobachten und ich kam zu dem Schluss, dass ich mich am besten ruhig verhielt.

Kurz nachdem es dunkel geworden war, hielt der Wagen an und Harry stieg aus. Zayn drehte sich kurz zu mir um und warf mir einen kurzen bedrohlichen Blick zu. Ein unwohles Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus, alleine mit ihm zu sein machte mich nervös. Abgesehen von dem einen Ausraster war nichts dergleichen passiert, trotzdem fühlte ich mich besser, wenn Harry da war.

"Wir werden hier übernachten, morgen fahren wir weiter.", informierte Zayn mich. Ich nickte, da ich wusste, dass er mich im Rückspiegel beobachtete. Dann stieg auch er aus und ich konnte hören, wie er um den Wagen herumging. Als er die Türen öffnete, war ich schon aufgestanden. "Komm raus.", sagte er unfreundlich und ich stieg zögerlich aus.

Er packte mein Handgelenk und zog mich ruppig and ihn heran. Seine blitzschnelle Bewegung erschrak mich und ich schrie auf. Das hätte ich nicht machen sollen, denn er presste mir sofort eine Hand auf den Mund. "Sei leise" zischte er. Nach einem kurzen Augenblick nahm er seine Hand weg. "Jetzt hör mir gut zu: Es werden keine Versuche unternommen, irgendwie zu entkommen. Ich habe keine Lust, das ständig zu wiederholen, klar?", sagte er. Und ich hatte keine Lust mehr, von ihm behandelt zu werden, als wäre ich Hundescheiße.

"Ach echt? Sonst? Ihr braucht mich, ich weiß zwar noch nicht warum und wofür, aber ihr wollt etwas von mir. Ich denke nicht, dass ihr etwas Krankes mit mir vorhabt, das hättet ihr ansonsten schon getan." Ich sah die Wut in seinen Augen, konnte mir aber nicht verkneifen noch hinterher zu schieben: "Obwohl ich mir bei dir nicht sicher bin, ob du psychisch ganz auf der Höhe bist.".

Er starrte mich für den Bruchteil einer Sekunde wie erstarrt an, sein Blick so intensiv und getränkt von Wut, dass ich ihm kaum standhalten konnte. Kurz darauf holte er aus und schlug mir ins Gesicht. Es kam so schnell und feste, dass ich ein paar Schritte zur Seite taumelte. Meine Wange brannte, ich starrte ihn hasserfüllt an.

Das was dann kam, traf mich wie ein viel härterer Schlag; er zog sein Shirt ein Stück hoch und gab den Blick auf eine schwarze Pistole frei, die in seiner Hosentasche steckte. "Ich denke wir verstehen uns.", sagte er.

Ich konnte nichts erwiedern. Das konnte nicht sein, das dürfte nicht sein. Mit diesem Ding konnte er Menschenleben beenden. Zwar wusste ich immer noch immer genau, dass sie mich lebend wollten, aber wenn ich mich falsch verhielt, könnten andere Menschen, die einfach zur falschen Zeit am falschen Ort waren, deshalb sterben.

"Dir ist doch klar, was mit denen passiert, vor deren Augen du dich auffällig verhältst, oder?", sagte er drohend.
Mir war klar, was er meinte, aber ich konnte ihn nicht mehr ansehen.
"Überleg dir also genau, was du tust. Außerdem geht es nicht nur um dich, das hier ist etwas Größeres. Du bist nur das Mittel zum Zweck."

Wir warteten immer noch auf Harry, ich konnte nicht einschätzen, wie viel Zeit vergangen war. Es konnten nur ein paar Minuten sein, aber die Zeit kam mir in meiner quälenden Angst unglaublich langsam vor. Zayn lehnte rauchend am Wagen und beachtete mich nicht, was mir recht war.

Erst als Harry vor mir in die Hocke ging, bemerkte ich, dass ich mich in meinem Schock auf den asphaltierten Boden gesetzt hatte. "Hey, Holly", hörte ich ihn sagen, seine Stimme klang alarmiert.

Erleichterung durchströmte mich, als mir klar wurde, dass er da war, was sich gleichzeitig auch falsch anfühlte.

Er half Zayn, einem Typen mit einer Pistole, der mich eben geschlagen hatte, mich zu entführen. Außerdem hatte ich keine Ahnung, wie gefährlich Harry wirklich war, zu was er in Stande war, aber in diesem Moment war ich einfach froh, dass er endlich gekommen war.

Ich blickte auf und begegnete seinem forschenden Blick. Eine seiner braunen Locken fiel ihm in die Stirn und trotz des schwachen Lichts der Laternen auf dem Parkplatz, auf dem wir uns befanden, konnte ich seine ungewöhnlich großen Pupillen erkennen.

"Was ist passiert?", fragte er mich. Es war unmöglich ihn nicht anzustarren, sein intensiver Blick zog mich irgendwie in den Bann. "Ich...", bekam ich nur heraus.

Plötzlich hob er seine Hand und drehte meinen Kopf sanft ein kleines Stück, sodass die Wange, die Zayn getroffen hatte, im Licht war. Seine Augen weiteten sich und wechselten von Sorge zu Wut.

Er war mit wenigen schnellen Schritten bei Zayn.
"Warum hast du das getan?", sagte er beängstigend ruhig. Sein ganzer Körper strahlte Zorn aus, das erste Mal hatte ich Angst vor ihm.

Kidnapped by Harry Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt