Harrys Sicht
"Wir haben jetzt keine Zeit für so etwas. Alles muss nach Plan ver-"
"Ich entscheide, ob wir Zeit dafür haben, Harry.", zischte Louis.
Meine Gedanken ratterten, ich suchte verzweifelt nach einem Weg, Louis von Holly abzubringen, ohne dass ihm auffiel, dass mir etwas an ihrem Wohl lag. Mit der Zeit hatte ich gelernt, wie man mit ihm umging. Sein Stolz war groß und er mochte es, die Macht, die er über Menschen hatte, auszuüben. Wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, war er so schnell nicht davon abzuhalten.
Und Holly... sie wusste nicht, wozu er fähig war, was er schon getan hatte. Sie wusste nicht, was ich schon getan hatte, sie wusste noch nicht einmal, warum sie hier war.
Und trotz allem lachte sie über pinke Zahnbürsten.
So ahnungslos und unbelastet wie sie war, musste ich sie beschützen, es wäre unverzeihlich, wenn ich es nicht schaffen würde. Sie hatte es nicht verdient, so aus ihrem Leben gerissen worden zu werden und ich durfte sie jetzt nicht bei Louis lassen."Du kennst Carlo. Er will, dass alles perfekt ist.", sagte ich also. Das war noch nicht einmal gelogen, aber das Herz rutschte mir in die Hose, als Louis mich forschend ansah, bis die Erkenntnis in seinen Augen aufblitzte.
Oh nein.
"Na gut. Dann gehen wir eben jetzt.", sagte er und ging an uns vorbei. Als er um die Ecke gebogen war, ließ ich Holly loß. Sie drehte sich zu mir um und brachte etwas Abstand zwischen uns. Ihre Augen waren gerötet und ihre Wangen glänzten von Tränen.
"Was hat er getan?", fragte ich und hatte Angst vor der Antwort.
"Er hat mich angefasst. Ich weiß nicht... was er vorhatte, aber ich konnte rechtzeitig wegrennen.", stammelte sie. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich musste mich konzentrieren, nicht gegen die Wand zu schlagen.
Als ich Holly betrachtete, wurde ich ruhiger und plötzlich fielen mir ihre Haare auf; die Ähnlichkeit zu einem Engel war mit ihren Kringellöckchen verblüffend.
"Deine Haare.", sagte ich.
Ein paar Sekunden starrte sie mich entgeistert an. "Wie bitte?", fragte sie, die Verwirrung stand ihr ins Gesicht geschrieben.
"Sie sind... anders. Lockig.", erklärte ich unbeholfen.
"Achso...ja, ich hatte sie für die Party geglättet.", erwiderte sie mit gerunzelter Stirn. Sie war nicht die einzige, die meine Gedankengänge nicht verstand.
"Sieht schön aus.", murmelte ich und konnte nicht glauben, was für einen unpassenden Unsinn ich gerade erzählte.
"Du siehst schön aus.", fügte ich beinahe ohne es kontrollieren zu können hinzu. Aber ich meinte es so. Kurz sah sie aus, als hätte sie ein Ufo vorbeifliegen gesehen.
Als ich jetzt sah, wie sie die Augen niederschlug und leicht errötete, wollte ich es ihr noch hundertmal öfter sagen.
Hollys Sicht
Meine Hände waren an den Holzstuhl gebunden und machten es mir unmöglich, die Haarsträhnen, die mir ins Gesicht gefallen waren, zurückzustreichen. Wahrscheinlich hatten meine Entführer kein Problem damit - im Gegenteil - Dramatik schien ihr Ding zu sein; der Stuhl stand in einem leeren Raum mit grauen Steinwänden, der überhaupt nicht zum Rest der Villa passte.
Das Objektiv der Videokamera starrte mir entgegen wie ein schwarzes Loch. Sie filmten mich nur kurz, hatten mir aber die Regieanweisung gegeben, ängstlich auszusehen, was ich absolut lächerlich fand, aber ich täuschte lieber Angst vor, als tatsächlich welche eingejagt zu bekommen.
Harry hatte mir eingebläut, kein Wort zu seinen Kollegen zu sagen. Er, Louis und zwei andere Typen, die beide älter waren, standen hinter der Kamera.
Mein schauspielerisches Talent wurde durch Louis' Anwesenheit unterstützt. Offensichtlich wurde hier ein Erpressungsvideo gedreht, aber an wen sollte es gehen? Wer interessierte sich für mich, der dieser... Organisation hier etwas für mich bieten könnte?Auch Harry machte mich nervös; ich ertappte mich immer wieder dabei, wie mein Blick zu ihm huschte. Er trug einen dunkelroten Pullover, womit er so unschuldig aussah, dass es mich beinahe vergessen ließ, wer er war.
Dabei hatte ich das Gefühl, dass er den Blickkontakt bewusst vermied, was ich aufgrund Louis' forschender Blicke verstand.
Ich fragte mich nur, warum Harry much beschützte. Entweder Louis war einfach total schrecklich und Harry hatte kein Herz aus Stein und würde niemanden mit ihm alleine lassen oder aber...In diesem Moment blickte Harry auf und ich fühlte mich ertappt, konnte aber auch nicht wegsehen. Es war, als würde er meine Gedanken lesen. Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen, bevor er sich schnell wieder der Kamera zuwandt, aber es reichte aus, um meinen Puls stolpern zu lassen.
Bevor mir bewusst wurde, was er für eine Wirkung auf mich hatte, wies mein Körper mich darauf hin.
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Kidnapped by Harry
Fanfiction"Aber bin ich gut genug für dich? Ist das hier gut?", sagte er mit gesenktem Blick, seine Miene war voller Zweifel. Ich nahm seine Hand und legte sie auf meine Brust, unter der mein Herz wie verrückt pochte. "Wie kann es nicht gut sein, wenn es sich...