1.Teil

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Hallo, ich heiße Mika und bin 17 Jahre alt. Ich lebe zusammen mit meiner Mutter und meinem kleinen Bruder Torben in einer kleinen Wohnung in Hamburg.
Unser Vater ist vor drei Jahren mit einer anderen Frau durchgebrannt. Seitdem geht es eigentlich nur bergab, meine Mutter hat vor zwei Jahren ihren Job verloren und seitdem leben wir von Hartz IV.
Dementsprechend sind auch unsere Lebensumstände.

"Ach das ist doch Mist" rief ich und zerknüllte den Zettel, auf dem ich gerade geschrieben habe. 'Das klingt irgendwie alles viel zu negativ, die lachen dich doch in der Schule aus.'
Dachte ich mir. 'Aber wenn es nunmal so ist..'

Ich legte den Stift beiseite, schmiss mich auf mein Bett und setzte meine Kopfhörer auf. 'Scheiß auf Schule, aus mir wird sowieso nichts.' Mit dem Gedanken im Kopf hörte ich meine Lieblingsplaylist. 'Sollen die ihre Hausaufgaben selber machen.'
'Warum müssen wir auch in der Schule einem fiktiven Brieffreund schreiben, wer wir sind?'

Doch bevor ich mir meine Frage beantworten konnte, klingelte mein Handy.

"Jo Marc, was geht?"

"Ach, Stress mit den Alten. Hast du Bock, was zu machen?"

"Klar, immer."

"Cool, lass uns in einer halben Stunde am Güterbahnhof treffen."

"Ja geht klar, hau rein."

"Hau rein."

Das war mal wieder Marc.
Marc ist mein bester Freund, ihn hat ein ähnliches Schicksal getroffen, wie mich, nur, dass seine Eltern noch zusammen leben. Er hat mir schon oft erzählt, wie sein Vater abends betrunken nach Hause kommt. Um nichts mitkriegen zu müssen, setzt er sich dann immer Kopfhörer auf. Er weiß dann erst am nächsten Morgen, was passiert ist, wenn seine Mutter mit blauen Flecken am Frühstückstisch sitzt.
Ich wusste, dass ich alleine an seiner Familiensituation nicht viel ändern konnte.
Ich wollte ihn damit aber trotzdem nicht alleine lassen deswegen und weil es sich für einen besten Freund so gehört, bin ich immer für ihn da.
Es tut gut, jemandem helfen zu können und Marc ist einer dieser Menschen die Unterstützung brauchen.

Ich schaute auf meine Uhr und sah, dass ich noch 20 Minuten hatte. Da ich nicht an meinem PC gearbeitet hatte, konnte ich mir das herunterfahren und das aufwendige unter den Tisch gekrieche um die Steckdosenleiste auszuschalten sparen.
Also schnappte ich mir lediglich mein Handy und den Schlüssel.
Anschließend tapste ich in den Flur, um mir eine Jacke und meine Schuhe anzuziehen.
Schon war ich abreisebereit.

Die Tür ließ ich einfach hinter mir ins Schloss fallen. 'Wer macht sich hier denn schon die Mühe, einzubrechen?' dachte ich mir dabei. Mit schnellen Schritten lief ich die Treppe hinunter und aus der Haustür raus. Bis zum Güterbahnhof waren es zu Fuß knapp 15 Minuten.
Das war in Ordnung von der Strecke her und ich hatte keine Lust, mein Fahrrad aus dem Keller zu holen.
Das war anstrengend und außerdem würde mir ein kleiner Spaziergang sicherlich nicht schaden.

Ich wusste, warum Marc sich mit mir treffen wollte. Es gab bei ihm bestimmt wieder Streit und dem wollte er entfliehen. Das war das dür ihn beste, denn gegen seinen Vater hatte er sowieso keine Chance.
Einmal, als er zu große Angst um seine Mutter hatte, hat er die Polizei gerufen. Dafür hat ihn sein Vater übel zugerichtet, er lag fünf Tage im Krankenhaus deswegen. Das war eine total üble Zeit. Ich hab ihn damals jeden Tag besucht.
Seitdem hat sich die Situation zwar etwas verbessert aner sie war trotzdem noch übel.

Jetzt sah ich in der Ferne schon den Güterbahnhof.
Als ich den kurze Zeit später erreichte, sah ich Marc schon an einem der Waggons stehen.
"Hey Mika, wie geht's?" "Naja es geht und bei dir?" "Ach, totale Scheiße, mein Vater ist wieder ausgerastet und hat Mama ziemlich doll geschlagen." Er wirkte doch ziemlich niedergeschlagen. "Ich habs mir schon gedacht. Mensch Marc, das kann doch so nicht weiter gehen!" "Ich weiß, aber lass uns das Thema wechseln." "Okay, wie du meinst, aber du solltest zumindest mit deiner Mutter darüber reden." Ich wusste, dass er verstanden hatte und erwartete auch keine Antwort.

Geh den Weg mit mir... (boyxboy/boyslove)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt