5. Teil

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Leider träumte ich diese Nacht nichts. Ich hätte gerne von Nick geträumt. Man man ich war echt richtig verschossen in ihn.
Um halb zehn wachte ich auf. Ich liebte es, dass ich kein Langschläfer war, so musste ich mir keinen Wecker stellen.
Nachdem ich geduscht und mich angezogen hatte, ging ich in die Küche, um mir Frühstück zu machen.
Um diese Zeit war ich der einzige, der schon auf den Beinen war, die anderen schliefen noch. Und das war auch gut so.
Bevor ich mir Essen machte, schrieb ich kurz einen Zettel, auf dem stand, dass ich mich heute mit Marc treffen würde.
Ich hatte keine Lust, meiner Mutter zu erklären, wer Nick ist, das würde sie schon früh genug erfahren.
Ich legte den Zettel auf die Kaffeemaschine, der einzige Ort, bei dem ich mir sicher war, dass meine Mutter dort hin gehen würde.
Ich machte mir schnell zwei Sandwiches, die ich hastig in mich hinein stopfte.
Ich hatte zwar noch genügend Zeit, aber ich wollte auf keinen Fall zu spät kommen.
Nachdem ich das Frühstück verdrückt hatte, ging ich Zähne putzen, schließlich wollte ich ja keinen Mundgeruch haben.
Nachdem alles erledigt war, schnappte ich mir meinen Rucksack und ließ die Haustür hinter mir ins Schloss fallen.
Es war viertel vor elf, als ich vor der alten Schule stand.
Nervös blickte ich mich um.
Hoffentlich kommt er auch, dachte ich.
Mit jeder Minute, die ich wartete, wurde ich aufgeregter.
Es war kurz vor elf, als ich Nick den Weg entlanggehen sah.
"Hey Mika, wie geht's dir?"
Fragte er und umarmte mich dabei kurz.
Ich musste sagen, er roch unheimlich gut.
Bevor ich vor Nervosität sterben konnte, lieferte mein Mund schon die passende Antwort. "Gut, danke und dir?"
Puh er hat nicht gemerkt, wie nervös ich bin, dachte ich mir.
"Mir geht's auch gut, danke."
Antwortete er.
Ich wusste nicht, ob er sich extra so kuschelig angezogen hatte oder ob es Zufall war. Aber jedenfalls hatte er einen total flauschigen Pulli an, ein Halstuch um und eine coole, hellblaue Jeans mit ein paar Löchern drin.
Wir redeten noch kurz, darüber, wo wir überhaupt wohnten und so erfuhr ich, dass er in einem schicken Haus in Blankenese zusammen mit seinen Eltern und zwei Geschwistern wohnte.
Also eine richtig heile Familie, dachte ich.
Naja, kann ja nicht jeder haben.
Ich erzählte ihm auch noch wo ich genau wohnte. Den Stadtteil wusste er ja bereits.
Anfangs hatte ich das nicht vor gehabt, aber er hat mir schließlich auch von sich erzählt.
Nachdem ich ihm das halt erzählt hatte, hat er mir wohl angesehen, dass ich eine schlechte Reaktion von ihm erwartete.
Er antwortete aber nur; "Das ist doch egal wo du her kommst, du bist echt nett und das zählt doch. Und jetzt komm, lass uns gehen."
Er zwinkerte mir zu und stieg durch das Loch im Zaun.
"Na komm Mika."
Ich stieg ihm hinterher und als ich auch auf der anderen Seite stand, gingen wir los, direkt auf die große Eingangstür zu.
Nach einer guten Stunde "alte Schule erforschen" meinte Nick dann zu mir: "Du, wollen wir vielleicht was essen gehen oder so? Ich hab ziemlich Hunger."
"Mhm eigentlich gerne, aber ich hab kein Geld dabei" log ich. Dass ich überhaupt kein Geld mehr hatte, sollte er nicht wissen.
"Heyy kein Thema, ich lad dich ein!"
"Danke Nick."
"No Problem. Und jetzt komm."
Wir stiegen durch das Loch im Zaun zurück auf den Weg.
"Wo wollen wir überhaupt hin?" "Ich hatte da an Subway gedacht, da ess ich immer ganz gerne." "Joa das hört sich gut an. Da bekomm ich gleich noch mehr Hunger." Die Idee mit Subway fand ich wirklich gut, weil dort alles frisch und ziemlich lecker ist.
Wir fuhren dann mit der U3 zur Station Hoheluftbrücke, wo es Nicks Meinung nach den besten Subway gab. Als wir in der U-Bahn saßen, unterhielten wir uns noch über das ein oder andere. Dann fragte mich Nick: "sag mal, hattest du eigentlich schon mal eine Freundin?"
"Nein noch nicht, wieso fragst du?"
"Ach nur so."
"Hattest du denn schon mal eine?"
"Ja, mehrere aber die letzte hatte ich in der fünften Klasse."
"Oh ach so."
Innerlich brach gerade eine Welt für mich zusammen. 'Er ist nicht schwul, du hast keine Chance bei ihm'
Zum Glück sah er mir nichts an, was wahrscheinlich daran lag, dass ich schon eine lange Zeit depressiv bin und deswegen gut meine wahren Gefühle überspielen konnte.
"Wie lange hat denn deine längste Beziehung gehalten?" fragte ich, einfach um mich weiter mit ihm zu unterhalten.
"Am längsten war ich mit Clara zusammen, die war mit mir in der fünften auf dem Gymnasium. Das waren aber nur knapp zwei Wochen." sagte er und grinste mich an.
"Na das ist ja gar nicht mal so lange." jetzt lachte ich auch.
"Haha ja das stimmt. Na gut richtig geliebt hab ich eigentlich niemanden von den Mädels."
"Okay, warum nicht?"
"Wenn ich das wüsste..."
"Hmm okay, ey wir müssen raus."
"Oh ja stimmt."
Nachdem wir uns aus dem Zug gequetscht hatten, ging ich Nick hinterher zum Subway.
Dort angekommen lud mich Nick auf ein großes Menü ein.
Nach dem Essen saßen wir noch lange dort und haben uns über alle möglichen Themen unterhalten.
Gegen 16 Uhr hatte Nick dann die Idee, in den Park zu gehen.
Im Park setzten wir uns auf irgendeine Bank. Wir schauten beide wortlos nach vorne, in das kleine Wäldchen.
Nach ein, zwei Minuten brach Nick dann das Schweigen.
"Sag mal woran liegt das, dass du noch nie eine Freundin hattest?
Ich mein du siehst heiß aus und bist super nett."
Ich dachte ich hab mich verhört.
Hatte er gerade gesagt, er findet mich heiß?
Egal.
"Naja also Chancen hätte ich genug gehabt aber ich wollte nicht."
Sollte ich ihm jetzt die Wahrheit sagen?
Lieber nochmal abwarten und das so stehen lassen.
"Du hast aber auch nicht viel verpasst, ich hatte zu keinem der Mädchen richtig Gefühle.
Mal ein kribbeln im Bauch aber das wars auch schon." meinte er.
"Hast du dich denn schonmal richtig in jemanden verliebt?"
"Ja hab ich.." er senkte den Kopf. Irgendwie sah er total niedergeschlagen aus.
"Aber ich möchte da nicht drüber reden." "Noch nicht" flüsterte er.
Nick saß relativ nah bei mir und ich konnte eine Art Kraft spüren, die von ihm zu mir floss.
Ich fühlte mich glücklich und sicher bei ihm.
Das kribbeln im Bauch war eindeutig, ich hatte mich ziemlich in ihn verknallt.
Ich dachte daran, wie wir beide Barfuß am Strand entlang gingen. Hand in Hand. Als die Sonne unter ging, setzten wir uns in die Dünen.
Er kuschelte sich an mich und ich hielt ihn im Arm.
Ich riss mich selber aus meinen Gedanken raus.
Sowas darf ich nicht denken, das macht mich nur traurig. Dachte ich mir.
"Hey an was denkst du gerade?" Ich erschrak leicht, als er mich das fragte.
"Ach an nichts besonderes."
"Okay. Weißt du, ich kenn dich ja erst kurz, aber du bist schon für mich wie mein bester Freund.
Die Leute aus meiner Schule sind alle arrogant und langweilig.
Aber du bist richtig cool, ich mag dich total gerne. Außerdem hast du was, was andere nicht haben." Dabei wurde er rot und schaute schnell nach unten.
"Oha, süß" rutschte es mir raus.
Ich sagte nichts, sondern wurde knallrot.
Aber Nick sagte nur; "Hehe gar nicht."
Und dabei hielt er sich symbolisch den Mund zu.
Ich konnte nicht anders als zu lachen. Das war einfach zu niedlich.
Er wäre einfach der perfekte Freund für mich, dachte ich mir. Nur leider war er ja hetero. Oder doch nicht?
"Allgemein bist du eigentlich mein einziger Freund. Nicht, dass ich unbeliebt wäre, aber ich kann mit den Leuten aus meiner Klasse einfach nichts anfangen." "Wieso nicht?"
fragte ich.
"Weißt du, es ist so; da die meisten aus unserer Klasse reiche Eltern haben, dreht sich bei denen alles nur um Geld und materielle Dinge.
Die wissen überhaupt nicht zu schätzen, was sie alles haben. Außerdem wissen die nicht, was wahre Freunde sind. Ihre sogenannten Freunde sind doch alle nur gekauft.
Die sind gut zum Party machen und Mädels aufreißen. Aber wenn einer von denen wirklich mal Hilfe braucht, ist da keiner für den anderen da.
Und ich bin da anders. Ich interessiere mich nicht für teure Sachen. Ich leg keinen Wert auf materielles.
Ein echter Freund ist mit keinem Geld der Welt zu bezahlen und ist unendlich wertvoll.
Dann hab ich lieber wenige, echte Freunde, als viele falsche."
Das hatte mich jetzt echt erstaunt.
So eine erwachsene Denkweise bei so einem jungen Menschen, dachte ich, wow.
"Man Nick, das ist echt eine tolle Einstellung.
Ich bin da ganz deiner Meinung. Meinen besten Freund, Marc heißt er, kenn ich auch schon fast mein ganzes Leben, wir haben immer zusammen gehalten und uns geholfen wenn der andere Hilfe brauchte.
Eigentlich müsstest du ihn auch mal kennen lernen. Ihr würdet euch bestimmt gut verstehen."
"Da hätte ich nichts dagegen, scheint ein toller Mensch zu sein." erwiderte er.
"Ja das ist er. Ich kann dich ja mal mitnehmen."
"Gerne, sag mir Bescheid."
"Klar, mach ich."
"Cool."
„Er kennt dich übrigens schon."
„Huch, wieso das?" fragte er mich erstaunt.
„Er war mit mir in der alten Schule."
Darüber musste Nick ziemlich lachen, was mich auch direkt ansteckte.
Wir saßen noch lange auf dieser Bank im Park und unterhielten uns über verschiedenste Dinge.
Aber irgendwann wurde es Zeit für mich, nach Hause zu gehen.
"Nick, es ist jetzt schon zehn und ich sollte gegen neun Zuhause sein."
Ich hatte zwar erst zur dritten Stunde aber trotzdem wollte meine Mutter, dass ich rechtzeitig Zuhause bin.
"Was, du gehst jetzt schon?" Er schaute mich mit einem gut gespielten Hundeblick an.
Warum musste er das bloß tun? Ich konnte mich so schon kaum zurück halten, dass ich nicht über ihn herfiel und wer weiß was mit ihm machte.
"Kann ich noch mitkommen und dich nach Hause bringen?"
"Das würdest du echt tun?" Innerlich freute ich mich wie ein kleines Kind. Das war doch ein super Zeichen, wenn er mich schon nach Hause bringen will.
"Klar, aber nur wenn du willst natürlich." er zwinkerte mir zu.
"Ja gerne, aber das ist dann doch voll der weite Weg für dich"
"Ist doch egal, mach ich gerne für dich."
Ich war mir sicher, dass Nick gerade ein bisschen rot wurde.
Aber bestimmt nicht so rot wie ich.
"Och, lieb von dir. Na komm, dann lass uns gehen. Wir standen von der Bank auf und gingen zusammen zur nächsten U-Bahnstation.
Als wir am Bahnsteig standen, fragte Nick mich; "Sag mal, was hast du eigentlich am Wochenende vor?"
"Ich weiß nicht, ich hab noch nichts geplant."
"Was hältst du davon, das Wochenende bei mir zu verbringen?" Jetzt wurde er aber wirklich rot.
"Ja gerne, das wäre mega cool."
Ich war gerade total happy drauf.
Ich stand voll auf ihn und er mochte mich anscheinend auch ziemlich gerne, sonst würde er sowas nicht fragen.
"Cool, dann schreib ich dir später genaueres." "Mach das. Ich muss meine Mutter auch noch fragen, aber die wird bestimmt ja sagen."
In diesem Moment ertönte aus den Lautsprechern auf dem Bahnhof eine Durchsage, auf die ich gerne verzichtet hätte.
"Liebe Fahrgäste der Linie U2 nach Mümmelmannsberg, aufgrund eines umgestürzten Baumes auf den Gleisen ist der Zugverkehr für etwa eine Stunde eingestellt. Wir bitten um Ihr Verständnis."
Ich verdrehte die Augen, "das kann doch jetzt nicht wahr sein."
Ich holte mein Handy aus der Tasche und suchte die Nummer von meiner Mutter raus.
"Hey Mika, was gibt's?"
"Hallo Mama, ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich erst in zwei Stunden Zuhause bin.
Die U2 ist wegen so einem blöden Baum gesperrt."
"Du weißt, dass du morgen Schule hast, oder?"
"Ja, aber was soll ich denn machen?"
"Ja gut okay. Dann komm aber bitte direkt nach Hause und beeil dich!"
"Ja Mama."
"Dann ist gut, bis nachher. Achso und essen steht in der Mikrowelle. Ich denke mal, ich werd schon schlafen, wenn du nach Hause kommst."
"Okay, dann gute Nacht."
Damit war das Gespräch beendet.
Ich schaute Nick an und seufzte.
"Na, was hat sie gesagt wenn ich fragen darf?"
"Klar darfst du." Ich lächelte ihn an. "Ihr hat es nur nicht so gut gefallen, dass ich später komme, aber da kann ich ja nichts machen."
"Ach soo."
"Was wollen wir jetzt überhaupt machen, so lange?" fragte ich Nick.
Ich stellte mir vor, wie er mich jetzt einfach an die Hand nahm, und mich an irgendeinen schönen Ort führte, mich dann in den Arm nahm und einfach küsste. Das wärs jetzt.
Das wäre alles, was ich jetzt wollte.
Aber sowas durfte ich nicht denken.
Das würde sowieso nie Wirklichkeit werden.
Ich versuchte, die Gedanken zu verdrängen, aber irgendwas tief in mir sagte mir, dass ich einfach hoffen sollte und dass es vielleicht doch eine Chance gibt. Da war es wieder, der kleine Rest Hoffnung in mir.
Anscheinend hatte ich Nicks Antwort überhört, denn er zog mich am Ärmel hinter sich her.
"Komm, wir gehen einen Cocktail trinken."
"Was, wie kommst du denn jetzt auf die Idee?" Ich war verwirrt.
"Ich hab manchmal verrückte Ideen, da musst du dich dran gewöhnen", meinte er.
"Okay, wenn du meinst aber ich weiß nicht, ob ich dich einladen kann. Wegen Geld undso."
Er schaute mich jetzt total ernst an. "Heute bin ich doch dran mit ausgeben, schon vergessen?"
Ich erschrak innerlich. Was hatte ich jetzt falsch gemacht?
Aber da fing Nick auch schon laut an zu lachen.
"Haha, du hättest dein Gesicht sehen müssen. Das war nur Spaß. Ich würde dich gerne zum Abschluss des Tages auf einen Cocktail oder was du willst einladen. Und keine Widerrede bitte." dabei streckte er mir die Zunge raus.
Ich war zwar etwas verwirrt, fand die Idee aber nicht schlecht. Ich machte mir zwar nicht sonderlich viel aus Alkohol, aber ein Cocktail konnte auch nicht schaden.
"Klar gerne, hab ich Lust drauf. Aber nur, wenn ich nächstes Mal bezahle."
"Okay, abgemacht. Aber verführ mich nicht zu irgendwas."
Jetzt war ich verwirrt. Wie meinte er das jetzt?
"Wie meinst du das, dass ich dich nicht zu irgendwas verführen soll?"
"Mhm ach egal." meinte er.
Ich dachte mir, okay denk dir lieber nichts bei. Er meinte sicher nur, ich soll ihn nicht zum trinken verführen oder so.
Also ging ich nicht weiter darauf ein.
Er führte mich ein paar Straßen weiter in eine kleine Cocktailbar.
Der Laden war nicht besonders groß oder schick, dafür aber sehr gemütlich und stilvoll eingerichtet. Auf der rechten Seite des Lokals stand der Bartresen. Dort konnte man an gemütlich aussehenden Barhockern sitzen. Auf der linken Seite standen einige Tische mit normalen Stühlen.
"Setzen wir und an einen Tisch oder willst du an die Bar?" fragte mich Nick.
"Hmm lass uns lieber an einen Tisch setzen."
"Wie du willst." er zwinkerte mir zu.
Nachdem wir uns einen Platz gesucht hatten, nahmen wir uns jeder eine Getränkekarte.
Ich hatte nicht viel Ahnung von solchen Getränken, also guckte ich einfach, was lecker aussah. Ich entschied mich für einen Caipirinha.
Nick wusste anscheinend schon, was er wollte. Denn er überflog die Karte nur kurz.
Nachdem wir die Karten beiseite gelegt hatten, kam die Bedienung auch recht schnell.
"Willkommen in der Cocktailbar, was kann ich Ihnen schönes bringen?" fragte die blonde Frau. Ich schätzte sie auf höchstens 25.
"Ich hätte gerne einen Zombie." meinte Nick.
"Jawohl, gerne."
Die junge Frau notierte sich seine Bestellung.
Danach schaute sie zu mir.
"Und ich nehme einen Caipirinha bitte."
"Gerne." antwortete sie wieder.
Danach verschwand sie hinter der Bar und gab den Zettel ihrem Kollegen.
"Woher kennst du diese Bar?" fragte ich Nick.
"Ach, eigentlich bin ich hier nur mal dran vorbei gegangen und fand, dass der Laden ganz gut aussieht. Ich bin auch das erste Mal hier."
"Ach so. Ja macht bis jetzt ja einen guten Eindruck hier."
"Find ich auch."
"Hast du eigentlich schon einen Plan, was wir am Wochenende bei dir machen wollen?"
"Also was genaues hab ich noch nicht vor. Aber mein Vater hat mir zum letzten Geburtstag ein kleines Motorboot geschenkt, damit können wir ja mal irgendwo hin fahren, wenn du Lust hast."
"Klar gerne." das fand ich jetzt echt super cool. "Ich bin das letzte mal mit zehn Motorboot gefahren. Aber nur mitgefahren, nie selber."
"Na dann wollen wir das am Wochenende mal ändern." sagte Nick und lächelte mich an.
"Das wäre mega cool." ich freute mich echt immer mehr auf das Wochenende.
Hauptsächlich aber, weil ich dann viel Zeit mit Nick verbringen konnte.
In dem Moment kam auch schon die Bedienung mit den Cocktails zu uns.
"So meine Herren, einmal der Caipirinha und dann der Zombie. Lassen Sie es sich schmecken." die junge Dame lächelte uns dabei an
"Vielen Dank." kam von Nick.
Und "Dankeschön" von mir.
"Na dann prost und aufs Wochenende." Nick hob zum Anstoßen sein Glas, was ich ebenfalls machte.
Ich nippte an meinem Cocktail, was ich schmeckte war erst süßlich. Dann kam der Geschmack von Alkohol durch, den ich eigentlich überhaupt nicht mochte. Aber dieser Cocktail war eigentlich ganz in Ordnung. Auch Nick nahm einen Schluck.
"Wow, echt lecker." meinte er.
"Joa find ich auch."
Ich lehnte mich zurück. So kann es bleiben, dachte ich. Zusammen mit IHM etwas schönes unternehmen, einfach in seiner Nähe zu sein.
Er machte mich schon durch sein Dasein glücklich.
Ich malte mir aus, wie es sein würde, wirklich mit ihm zusammen zu sein.
Es musste wunderschön sein.
Ich stellte mir vor, wie wir einfach irgendwo sitzen und ich mich an ihn kuscheln kann, so oft und so lange wie ich möchte. Allein das würde mich richtig glücklich machen.
Ich dachte aber auch an meine erste Beziehung zurück.
Das ewige Versteckspiel. Dauernd musste man Angst haben, nicht gesehen zu werden.
So etwas wollte ich nie wieder haben.
So schön diese Beziehung auch war, das war immer ziemlich belastend für mich.
"Woran denkst du gerade?" riss Nick mich aus meinen Gedanken. "Ach nichts besonderes." meinte ich.
"So wie du gelächelt hast, muss es aber etwas schönes gewesen sein."
Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Sollte ich ihm sagen, wie sehr ich in ihn verknallt war?
"Ja, ich hab an was sehr schönes gedacht."
"Erzähl!" sagte er.
Na toll, dachte ich. "Ist nicht so wichtig, vergangene Zeiten," log ich.
Zum Glück hakte er nicht weiter nach.
In der Zwischenzeit hatten wir unsere Drinks schon halb ausgetrunken, wobei Nick eher nur noch einen Rest im Glas hatte.
In dem Moment kam die Bedienung an unserem Tisch vorbei.
"Entschuldigung, ich würde schonmal gerne Zahlen." sprach er die junge Frau an.
"Gerne, ich bringe Ihnen sofort die Rechnung." mit diesen Worten verschwand sie hinter dem Tresen und tippte etwas in die Kasse ein. Kurz darauf kam sie mit der Rechnung wieder.
Nick bezahlte und gab der Frau noch ein Trinkgeld.
"Mach ich immer so, damit ich das nachher nicht noch vergess."
Meinte er.
"Joa, warum auch nicht."
Nick zuckte mit den Schultern und trank den letzten Schluck aus seinem Glas.
Anschließend nahm er die Orangenscheibe, die an seinem Glas hing und biss ein kleines Stück davon ab.
Ich hatte meinen Cocktail in der Zwischenzeit auch ausgetrunken.
"So, jetzt haben wir noch eine halbe Stunde Zeit, wollen wir noch ein bisschen hier bleiben?" fragte ich.
"Klar, können wir machen."
Nach einer viertel Stunde war es aber auch Zeit, aufzubrechen.
Wir standen vom Tisch auf, verabschiedeten uns und gingen aus dem Lokal.
Nachdem wir ein paar Meter gegangen sind, meinte Nick zu mir; "Hui, irgendwie merk ich den Alkohol schon ein bisschen, das ist sonst eigentlich nicht so." dazu kicherte er leise.
"Also ein bisschen spür ich auch davon."
"Ich trink auch normalerweise gar keinen Alkohol."
"Na dann ist das ja normal." meinte ich.
Er streckte mir darauf hin die Zunge raus.
"Ich bin doch ein bisschen unsicher auf den Beinen, kann ich mich bei dir festhalten?"
Fragte er mich.
Eigentlich hatte ich darauf schon gewartet, oder eher gehofft?
"Klar kannst du." ich streckte ihm meinen Arm entgegen und er hakte sich bei mir ein.
Ein heißer Schauer durchlief mich.
Mein ganzer Körper kribbelte und ich fühlte mich einfach toll.
Nick ging nah an mir, so, dass wir uns beim Gehen berührten. Jede Berührung war einfach wunderschön und ich malte mir aus, wie es wohl wäre, so mit ihm durch die Stadt zu laufen.
Langsam zweifelte ich daran, ob er nicht doch schwul sein könnte.
Das, was er manchmal tat, kam mir vor, wie versteckte Signale. Aber ich konnte mich natürlich auch täuschen oder es war einfach mein Wunschdenken.
Allerdings ging er ziemlich sicher und schwankte kein bisschen.
Als wir am Bahnhof ankamen, ließ er meinen Arm los, strich mir dabei aber über die Hand, was bei mir ein heftiges Kribbeln und eine andere Reaktion auslöste.
Zum Glück kam die Bahn dann wenige Minuten später.
Wir stiegen ein und ich setzte ich auf einen vierer Platz. Nick setzte sich neben mich. Zu meiner Verwunderung war das Abteil fast leer, nur wenige Menschen saßen auf den Plätzen. "Darf ich ein bisschen an dich ran rutschen? Das ist gemütlicher."
Damit hätte ich im Leben nicht gerechnet.
Aber jetzt hatte ich ihn. Jetzt war ich mir ziemlich sicher, dass er Jungs mochte.
"Klar, gerne." ich bemühte mich zu lächeln aber innerlich war ich einfach zu durcheinander.
War das wahr? Passierte das gerade wirklich?
Mochte er mich tatsächlich mehr oder kam das nur vom Alkohol? Wie auch immer, es war total schön.
Da er einen Kopf kleiner war, als ich, konnte er seinen Kopf einfach auf meine Schulter legen. Das tat er aber leider nur kurz. So saßen wir da. Niemand sagte etwas. Und ich war überglücklich. Endlich, dachte ich.
Leider mussten wir schon nächste Station aussteigen.
"Duu, Nick, wir müssen gleich raus."
Seine Antwort war nur ein grummeln.
Wir standen auf und stellen uns schon mal zur Tür.
Nick hielt sich nirgendwo fest. Als der Zug dann bremste, konnte er trotzdem scheinbar mühelos das Gleichgewicht halten.
Du kleiner Lügner du, dachte ich und grinste in mich hinein.
Vom Bahnhof aus brauchte man zu meinem Block etwa sieben Minuten, wenn man zügig ging. Ich zeigte ihm den Weg und erklärte, wo einige meiner Freunde wohnten.
Als wir schließlich vor meinem Block ankamen, meinte ich; "So, da wären wir. Danke für den tollen Tag, hat mir echt Spaß gemacht. Ich freu mich schon auf das Wochenende."
"Geht mir genau so. Mika, ich mag dich echt gerne, toll, dass ich dich kennen gelernt habe."
Ich lächelte ihn an.
"So, jetzt muss ich aber leider los, ich hab noch einiges an Fahrt vor mir und ich hab morgen auch Schule."
"Ja, machs gut, wir sehen uns."
Ich wollte mich schon gerade umdrehen, als Nick meinte "warte!" er nahm mich einfach in den Arm und sagte; "Pass auf dich auf."
"Mach ich, pass auch auf dich auf. Und schreib mir, wenn du Zuhause bist."
Ich hielt ihn einfach fest. Zu schön war das Gefühl. So starke Gefühle hab ich noch nie gehabt. Er war einfach was besonderes.
"Mach ich", flüsterte er. Dann ließ er mich los.
Dann geh ich mal." er lächelte kurz, drehte sich um und ging den Weg zurück.
Ich sah im noch eine Weile hinterher, ganz in Gedanken versunken.
Ich stand dort noch ein paar Augenblicke und überlegte.
Waren das nicht schon eindeutige Zeichen, die er gab? Er hat mich gerade einfach so in den Arm genommen. Das würde nicht mal Marc tun und den kannte ich schon eine Ewigkeit.
Weiter mit meinen Gedanken beschäftigt, machte ich mich auf den Weg nach oben, denn es war echt schon spät und ich hatte ja morgen Schule.
Zuhause machte ich mich gleich bettfertig, Hunger hatte ich keinen mehr.
Im Bett dachte ich noch einmal über den Tag nach.
Vor allem über den Weg von der Bar zur Bahn.
Was war heute alles passiert? Nick hatte mir schon fast eindeutige Signale gegeben.
Aber was, wenn ich mich doch täusche?
Ganz in meinen Gedanken versunken schlief ich schließlich ein. Es war eine Traumlose und wenig erholsame Nacht.

Geh den Weg mit mir... (boyxboy/boyslove)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt