Kapitel 14: Hör auf Angst vor mir zu haben

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Xiumins POV

''Wieso kann ich nicht einfach zu Han?'' fragte ich leise und zog meine Beine näher an meinen Körper. Ich wollte hier nicht sein. Ich wollte auf keinen Fall in Chens Wohnung sein, aber einfach aufspringen und losrennen traute ich mich auch nicht. Wer weiß ob er mir dann nicht ins Bein schießen würde oder andere Dinge mit mir anstellt. Seine Drohung vorhin war deutlich genug und auch wenn ich vorhin sagte ich wäre lieber tot, so machte mir der genauere Gedanken daran doch Angst.

''Weil er bei Sehun ist und er hat schon gesagt das er dich auf keinen Fall in seinem Apartment haben möchte,'' erwiderte Chen und setzte sich auf den Sessel direkt gegenüber von mir. Da mir alleine das schon zu nah war, drückte ich mich weiter nach hinten in die Rückenlehne des Sofas. ''Wieso hast du eigentlich so eine Angst vor mir?'' fragte er Augen rollend und ich war mir für einen Moment nicht sicher ob er die Frage wirklich ernst meinte oder nur vorhatte mich zu Ärgern. ''Du bist ein Mörder...'' erwiderte ich leise und versuchte ihm in die Augen zu sehen, was aber nicht lange möglich war, da diese so eine Kälte ausstrahlten, das ich das Gefühl hatte jeden Moment zu erfrieren.

''Na und? Nur weil ich andere Menschen töte, heißt es nicht das ich vorhabe dich ebenfalls umzubringen.'' ''Aber du hast vorhi-'' ''Das habe ich gesagt damit du still bist und machst was ich sage. Sehun war sowieso schon genervt von mir und wenn du dann noch weiter rum geheult hättest, würden wir beide hier nicht mehr sitzen. Auch wenn es Spaß macht ihn zu ärgern, sollte man es nicht übertreiben. Der Kerl ist ein größerer Psycho als ich und das heißt schon was,'' sagte er und stand wieder auf um an einen Schrank zu gehen. ''Willst du auch was trinken?'' Schnell schüttelte ich mit dem Kopf auch wenn ich eine ziemlich trockene Kehle hatte. Meine Angst war einfach zu groß, dass er irgendetwas hineinmischen könnte.

''Hier, falls du deine Meinung änderst,'' sagte er und stellte zwei kleine Schnapsgläser, samt passendem Getränk vor mir auf den Tisch. ''Also Minnie um eines klar zu stellen: Ich wollte nicht das es so kommt. Es war wirklich nicht meine Absicht den Kerl vor deinen Augen zu töten, es hat mich aber so wahnsinnig gemacht zu sehen wie du auf ihm drauf warst und gestöhnt hast... Es macht mich jetzt noch rasend das der Kerl dich überhaupt anfassen durfte,'' erzählte er, während er sich etwas Schnaps in ein Glas füllte und es anschließend in einem Zug leer trank. ''Generell der Gedanke das andere Männer sich mit dir Vergnügen durften... Teilweise fühle ich mich richtig dreckig und benutzt, da du genau die gleiche Show bei mir abgezogen hast, wie bei allen anderen. Und ich Idiot dachte du stöhnst weil du dich dank mir gut fühlst, dabei war es nur Schauspielerei,'' knurrte er und kippte gleich das nächste Glas runter. ''Ich bin eine Hure, was erwartest du? Natürlich schauspielere ich,'' sagte ich leise und das ließ ihn abwertend Lachen.

''Ja du bist eine Hure... Trotzdem dachte ich das zwischen uns ist was Besonderes sonst wäre ich auch niemals auf die Idee mit dem Angebot gekommen...'' Wieder kippte er ein Glas runter und wenn ich vorher schon dachte Chen ist gruselig, dann habe ich jetzt schon gar kein Wort mehr für ihn. Es war einfach nur beängstigend wie er da saß, wütend ein Glas nach dem anderen trank und wahrscheinlich darüber nachdachte wie er mich jetzt am besten Umbringt.

''Gab es überhaupt mal einen Fall das dir der Sex Spaß gemacht hat oder hast du bei jedem Freier diese Show abgezogen?'' fragte er und sah mich eindringlich an. ''Es gab tatsächlich einen Kunden bei dem ich jedes Mal Spaß hatte...'' antwortete ich kleinlaut und sah auf meine Knie. Ich hörte wie er sich erneut ein Glas einschüttete und ängstlich schloss ich die Augen. ''Und wer?'' fragte er sanft und stellte kurz darauf das Glas mit einem lauten Knall auf dem Tisch ab. ''D-d-du...''

Zuerst herrschte totenstille nachdem ich das sagte, doch dann spürte ich plötzlich wie neben mir das Sofa etwas nach unten gedrückt wurde und ich begann zu zittern. ''Meinst du das ernst oder sagst du das nur aus Angst das ich dich sonst töten würde?'' fragte er und beugte sein Gesicht zu mir, um an meinen Haaren riechen zu können. ''I-i-ich.... habe es w-wirklich mit d-d-dir genossen...'' stotterte ich und hörte augenblicklich auf zu atmen, als ich spürte wie er meine Arme von meinen Beinen entfernte und mich mit einem Schwung auf seinen Schoß zog. ''Sieh mich an Minseok...'' flüsterte er und strich mit seinen Händen sanft über meine Wangen.

Zögerlich öffnete ich meine Augen und kaum sah ich sein Gesicht, kamen mir die Tränen. ''Shhh... Hör auf zu weinen. Ich sagte dir doch schon, das so schöne Menschen wie du nicht weinen sollten.'' Daraufhin schluchzte ich nur noch mehr und seufzend zog er mich in eine feste Umarmung. ''Ich werde dich nicht töten, mach dir keine Sorgen. Im Gegensatz zu Sehun kann ich dir das ganz sicher versprechen,'' flüsterte er mir ins Ohr und küsste es daraufhin sanft. ''Wie meinst du das?'' ''Auch wenn Sehun deinen Freund gern hat, heißt das nicht das er ihm nicht doch irgendwann alle Lichter auspusten wird. Ich hingegen kann dir jetzt schon sagen, dass es niemals so weit kommen wird. Es sei denn du wendest dich gegen mich oder versuchst mich zu verarschen, dann werde ich dich ohne groß zu zögern töten,'' erwiderte er ernst und drückte mich etwas von sich um mich anzusehen. Dieses Mal machte ich mir jedoch nicht die Mühe seinen Blick zu erwidern, sondern sah auf seine Brust. ''Deshalb hör bitte auf so eine Angst vor mir zu haben. Ich schwöre dir, ich werde weder dir noch deiner Familie und Freunden etwas antun. Ich bin zwar krank im Kopf aber mir kannst du eher vertrauen als den anderen, glaub mir, ich belüge dich nicht.''

''Und was wenn doch? Was gibt mir die Sicherheit das du mich nicht jetzt, in diesem Moment, schon anlügst?'' fragte ich und hob meinen Kopf um auf seine Nase zu blicken. Würde ich ihm in die Augen sehen, würde ich mit großer Sicherheit wieder beginnen zu weinen und ich wollte mich nicht noch schwächer vor ihm zeigen als ich es ohnehin schon getan habe. ''Hier,'' begann er und zog seine Waffe unter seiner Jacke hervor, um sie mir in die Hand zu drücken. ''Wenn ich dich jemals belügen sollte, darfst du mir mit dem Ding eine Kugel in den Kopf jagen, okay?'' fragte er doch anstatt zu antworten, sah ich ihn verwirrt an. ''Ich will das wir ehrlich miteinander sind. Lügner kann ich nämlich überhaupt nicht ausstehen,'' antwortete er und langsam nickte ich. ''Trotzdem kann ich dir nicht ganz vertrauen...'' sagte ich und legte die Waffe schnell neben uns auf das Sofa, da ich es einfach unangenehm fand das Teil in den Händen zu halten. Wer weiß wie viele Menschen alleine dadurch gestorben sind...

''Das kommt mit der Zeit, keine Sorge. Aber jetzt sollten wir langsam schlafen gehen, es ist schon spät und außerdem gibt es morgen noch viel zu tun. Wir müssen deine Wohnung leer räumen, ich muss deinem alten Chef einen Besuch abstatten...'' ''Wieso muss ich bei dir sein? Wieso kann ich nicht in eine andere Wohnung oder mit Han zusammen ziehen?'' fragte ich während er mich von sich runter schob um aufzustehen. ''Weil Sehun ihn nicht mehr gehen lassen wird und wie schon gesagt, er will dich nicht bei sich haben. Und eine andere Wohnung geht auch nicht, denn, wie ebenfalls vorhin schon erwähnt, können wir dir nicht vertrauen. Die Gefahr das du zu den Bullen gehst, ist zu groß und das können wir alle nicht riskieren.''

Traurig sah ich auf den Boden und spürte wie mir erneut die Tränen hoch kamen, doch glücklicherweise schaffte ich es sie herunterzuschlucken. ''Du kannst mich wirklich nicht leiden, oder?'' fragte Chen und ging vor mir in die Hocke. ''Ich konnte dich leiden, bis du diesen Kerl vor mir umgebracht hast! Nächtelang habe ich mir den Kopf zerbrochen, über dein Angebot nachgedacht und genau dann als ich endlich soweit war den Fakt das du ein Mörder bist zu verdrängen, bringst du jemanden vor meinen Augen um. Du kannst nicht erwarten, dass ich so wie Lu Han das eine Stunde später wieder vergesse und mit dir in die Kiste hüpfe. Ich brauche einfach Zeit um das zu verarbeiten und auch kannst du nicht erwarten, dass ich dir plötzlich vertraue und glaube, dass du nicht doch irgendwann vorhast mich umzubringen. Du bist ein verdammtes Monster, du bringst ohne mit der Wimper zu zucken Menschen um, wieso also sollte ich dir glauben das du mir gerade die Wahrheit sagst?'' schluchzte ich und überwand mich, ihm in die Augen zu blicken. Anders als vorhin strahlten sie nun keine Kälte sondern Wärme aus und wenn man genau hinsah, könnte man meinen eine kleine Spur von Trauer zu sehen.

''Und was soll ich tun damit du mir glaubst? Was anderes als dir meine Waffe zu geben das du sie mir an den Schädel hältst, kann ich auch nicht machen.'' ''Geb mir einfach die Zeit um nachzudenken und lass mich bitte alleine. Ich kann heute Nacht auf dem Sofa schlafen, das ist kein Problem,'' antwortete ich und brach den Blickkontakt ab um wieder auf den Boden zu sehen. Ohne noch groß etwas zu sagen, stand er seufzend auf und lief zur Tür. ''Danke Chen,'' sagte ich noch und spürte kurz darauf wieder seinen Blick auf mir. ''Jongdae... Nenn mich Jongdae,'' erwiderte er und verließ schließlich den Raum.

上瘾 (OVERDOSE)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt