Solanum presste ihren Körper an die steinerne Wand und hielt sie Luft an.
Seit zehn Minuten stand sie schon hier und versuchte das Gespräch zwischen den Malfoys (ihr war erst kürzlich aufgefallen, dass sie Draco nie dazu zählte, wenn sie nur die Malfoys dachte) und Sluggie zu belauschen, doch die Wand, die den Flur, in dem Solanum stand und den Wohnsaal trennte, war mindestens eine Elle dick.
Die Tür, zwei Meter von ihr entfernt, stand zwar offen, doch da der Türspalt nicht einmal halb so breit wie die Mauer, an die sie ihren Kehrseite presste, war, verstand sie, wenn überhaupt, nur Gesprächsfetzen."Arm... aber rot... raus... musste gehen..." Das war Sluggies bröckelnde, nervös klingende Stimme und Solanum bildete sich ein, dass er sich rechtfertigte, auch wenn sie keine Ahnung hatte, weshalb.
Dann drangen Lucius' harter Tonfall und Narzissas beifälliges Lachen an ihr Ohr und sie hörte, wie Dracos Vater so etwas wie "Also, nach er Ascona... Geld nicht..."
Solanum hörte Sluggie verzweifelt aufschreien und danach laut genug weiter reden, dass sie alles verstand: "Nein, bitte, geben Sie mir noch eine Chance! Ich werde das Rothaarige Mädchen überreden, sie wird sich umentscheiden, bitte!" Die Stimme des alten Mannes brach, sie konnte sich bildlich vorstellen, wie er mit gebeugtem Rücken vor den Malfoys stand und flehte."Na gut..." Lucius' Stimme war nicht mehr als ein Zischen und den Rest des Satzes verstand Solanum deshalb nicht mehr, doch es war unmissverständlich eine Drohung.
Ihr lief ein Schauer über den Rücken, was nichts mit der kalten Wand hinter ihr zu tun hatte. Das Rothaarige Mädchen - das musste sie sein.
Leise wollte sie sich davon stehlen und schlich deswegen in Richtung der Treppe.
Sie erstarrte, als sie ein paar Stufen über sich Draco sehen sah, welcher mit gerunzelter Stirn auf sie hinab sah. Plötzlich hörte sie die Tür hinter sich aufgehen und die Stimme des immer noch redenden Lucius verstummte.
Solanum schloss die Augen und stöhnte innerlich auf.
Wieviel Pech konnte man denn haben?Tja, hörte sie ihre Erzfeindin, die "Schlangenstimme", welche sie in ihren Gedanken immer aufsuchte, wenn sie einen Fehler gemacht hatte, aus der hintersten Ecke ihres Kopfes wispern, man spioniert eben nicht den Gastgebern hinterher.
Ach, sei still, dachte Solanum verärgert. Dass diese Stimme auch immer auftauchen musste, wenn gerade ein Meisterwerk der Kunst des Improvisierens gefordert war.
So wie jetzt.
Doch natürlich konnte Solanum nicht anfangen, eine glaubwürdige Story, warum sie hier war zu kreieren - da die Schlangenstimme weiter zischte, fauchte und Solanum beleidigte, wie sie es wagen könne, der Stimme zu sagen, sie solle still sein - und so drehte sie sich langsam zu Dracos Eltern um und stammelte: "Ähm... Ich war... hier... da doch... äh, Sakrileg...?"
Sie hielt kurz inne und erinnerte sich daran, dass sie sich mal vorgenommen hatte, nicht mehr sinnlos Wörter aneineinander zu reihen.Bei Merlins Unterhose, jetzt braucht es echt ein Wunder um mich hier heil raus zu bringen!
Ein Wunder oder Draco.
In diesem Fall war es letzterer, der nun das Wort ergriff:
"Oh, entschuldigt, haben wir euch gestört? Wir üben für den Theaterwettbewerb nächstes Schuljahr, wir wollen schließlich, dass Slytherin wieder gewinnt!"Solanum musste sich zusammen reißen, damit ihr nicht die Kinnlade herunter fiel. Es war wirklich bewundernswert, wie Draco einerseits charmant seine Mutter anlächelte und andererseits etwas blasiertes in seinem Tonfall mitschwang, was - wie Solanum aus dem Augenwinkel sah - Lucius vor allem in der Kombination mit dem Wort Slytherin zufrieden lächeln ließ.
"Nur...", meinte Draco ergänzend und etwas zögerlich, als würde es ihm peinlich sein, es auszusprechen, "La ist noch nicht so gut, also... wir üben noch!" Sie drehte sich empört zu ihm um, weniger, weil er ihre Schauspielkunst in Frage gestellt hatte, als eher, da er ihr einfach einen Spitznamen gegeben hatte und dazu noch so etwas einfallsloses wie La.Solanum funkelte Draco an und öffnete schon den Mund, um ein paar Worte in den Mund zu nehmen, die man vielleicht nicht unbedingt vor den Eltern des eventuellen Zukünftigen sagen sollte, als ihr Cousin die sie trennenden Treppenstufen hinunter lief und ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter zu legen: "Ach, La, komm schon, ich habe es doch nicht so gemeint." Er warf ihr, jetzt da er mit dem Rücken zu seinen Eltern stand, einen vielsagenden Blick zu und jetzt verstand Solanum und spielte mit.
"Schon in Ordnung!", meinte sie und schlug die Augen nieder, "Du hast ja Recht!" Draco legte einen Finger unter ihr Kinn und hob es an, sodass sie ihm in die Augen schauen musste.
Bei seiner Berührung spürte Solanum, wie sie eine Gänsehaut bekam, jedoch erstaunlicherweise nicht aus Unwohlsein. Dracos warme Hand hinterließ ein wohliges Gefühl in ihr, auch, als er selbige schon längst wieder weggenommen hatte, nachdem er ihr kurz in die Augen geschaut, unmerklich genickt und "Hey, Kleine, alles gut" gesagte hatte.Solanums Cousin wandte sich nun wieder zu seinen Eltern und fragte: "Könntet ihr uns entschuldigen? Wir... ähm, würden hoch gehen!"
"Natürlich!", quietschte Narzissa überglücklich wie ein kleines Mädchen, dass sich über eine seltene Schokofroschkarte freute. Sie hatte den Dialog schon die ganze Zeit sich ein Lächeln verkneifend beobachtet und ergänzte noch:"Viel Spaß!" Sie kicherte und zog Lucius am Ärmel seines Umgangs an Draco und Solanum vorbei die Treppe hoch.Da erst blickte Draco wieder zu seiner Urgroßcousine. "Danke!", flüsterte sie und atmete erleichtert auf.
Ha, dachte sie triumphierend und suchte in ihrem Kopf nach der nervenden Stimme, dumm gelaufen für dich, was?
Doch die Schlangenstimme gab keine Antwort.
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Don't let them... (HP~FF)
Sonstiges-----ABGEBROCHEN----- Solanums Schicksal steht von Geburt an fest. Sie soll Draco heiraten und mit ihm glücklich werden - doch er und sie sind sich einig, auf keinen Fall den anderen unter diesen Bedingungen heiraten zu wollen.