Solanum schlich auf Zehenspitzen die Treppe hinauf.
Sie hielt sich rechts an der Wand, an die das spärliche Mondlicht, welches durch die Fenster fiel, dunkle Schatten warf, um mögliche Geräusche zu vermeiden.
Es war lächerlich.
Sie schlich hier herum wie ein Dieb, obwohl sie doch eingeladen worden war, die Ferien in Wiltshire zu verbringen. Gut, Narzissas Einladung war eher ein Befehl gewesen, aber somit hatte Solanum trotzdem ein gutes Recht darauf, auf die Toilette zu gehen. Tagsüber war das bisher jedenfalls immer problemlos verlaufen.
Aber nachts war ihr das alte Herrenhaus nicht geheuer.
Die Portrais der Vorfahren ihres Ur-ur-großcousins (oder was auch immer Draco für sie war) sahen schon tagsüber grimmig aus, doch im Mondlicht änderten sich die Gesichtszüge der Grafen und Vorväter auch ohne, dass die Portrais sich bewegten. Es kam Solanum so vor, als ob die Bilder an der Wand jeden Schritt von ihr verfolgten und sie nicht aus den Augen ließen, obwohl alle die Augen geschlossen hatten. Fröstelnd zog sie ihre Strickjacke enger um ihren Oberkörper.
Es war ihr ein Rätsel, wie Narzissa und Lucius immer noch glauben konnten, dass sie die Malfoys mochte. Solanums Mutter hatte, bis Solanum 10 Jahre alt war, erfolgreich verhindern können, dass auch nur irgendein Kontakt zwischen den zwei entfernt verwandten Familien entstand, immerhin verlor sich das gemeinsame Blut im Stammbaum auch schon realtiv zeitig. Solanum hatte nie wirklich darauf geachtet, mit wem sie verwandt war und ihr war es auch egal gewesen - nur soviel wusste sie; ihre Großmutter hatte Lucbetia Black gehießen, aber Solanum hatte sie nie wirklich kennengelernt. Lucbetia - Solanum nannte alle bei ihren Vornamen, sogar ihre Eltern - war mit Ignatius Prewitt verheiratet gewesen und hatte - nach zwei Fehlgeburten - ein Kind bekommen, Solanums Mutter. Diese wiederum hatte ebenfalls geheiratet und Solanum hatte mit sieben Jahren noch einen kleinen Bruder bekommen. Da irgendwo zwischen den Blacks (oder in Solanums Fall eben den Prewitts) und den Malfoys eine Verbindung bestand - vermutlich durch gewollt reinblütige Ehen - hatten die Malfoys ihre Familie herausgepickt.
Solanums Familie war eigentlich ziemlich unspektakulär. Vater, Mutter, Tochter, Sohn. Vater mit kleiner Stelle im Minesterium, die Mutter arbeitete halbtags in der Winkelgasse, Tochter auf Hogwarts, Sohn zu klein, um etwas in der Richtung der anderen zu machen.
Doch trotzdem hatten Lucius und Narzissa den Stammbaum soweit verfolgt, bis sie jemanden gefunden hatten, der eine reinblütige Tochter im Alter ihres Sohnes hatte und diese auch gern und vorallem „freiwillig" zur Verfügung stellte, was die Ehe betraf.
Und so war Solanum dazu verdammt, jeden Sommer zwei bis drei Wochen im Herrenhaus ihrer Ur-ur-was-auch-immer zu verbringen.
Und darauf zu hoffen, mit Draco nicht so bald zwangsverheiratet zu werden.
Gegen Draco an sich hatte Solanum ja nichts. Auch er war nicht begeistert davon, dass sie immer kam, beziehungsweise kommen musste, und vermutlich war er auch in eine andere verliebt, aber vor seinen Eltern zeigte er das leider nie.
Solanum war oben an der Treppe angekommen. Nun musste sie nur noch in ihr Gästezimmer kommen und morgen die Augenringe wegschminken, die das einzige Überbleibsel ihrer nächtlichen Wanderung werden würden.
Und beten, dass sie die Zeit hier überlebte.
Und ohne einen Ring am Finger wieder ging.
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Don't let them... (HP~FF)
Diversos-----ABGEBROCHEN----- Solanums Schicksal steht von Geburt an fest. Sie soll Draco heiraten und mit ihm glücklich werden - doch er und sie sind sich einig, auf keinen Fall den anderen unter diesen Bedingungen heiraten zu wollen.