Part 13

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"Wa- was heißt das?!" Schrie ich panisch und krallte mich an der Hand meiner Mutter fest. Ich wollte nicht gehen, egal was jetzt kommen würde.
"Ich muss Sie bitten draußen zu warten, es gibt einen Notfall."
"Notfall?! Welcher Notfall?!! Ich-"
"Bitte, Herr Hazy, gehen Sie raus."
"ES GEHT UM MEINE MUTTER!!! sagen Sie mir sofort was das Problem ist!!"
"Gehen Sie raus! Jetzt!" Der Arzt wurde energisch.
"Aber-"
"Alex, komm! Lass die Ärzte ihre Arbeit machen!" Schrie Oma, während der Arzt mich aus dem zimmer drückte.
"ICH HABE EIN RECHT DARAUF ES ZU ERFAHREN!!!" hämmerte ich gegen die nun geschlossene Tür.
"Lassen. Sie. Mich. Herein!! Ich will zu ihr!!" Schluchzend rannte ich im Flur auf und ab, ich hatte angst. Ich war nicht blöd, natürlich wusste ich, was dieses piepen zu bedeuten hatte. Die lange liene auf dem Bildschirm.
Doch ich wollte es nicht wissen.
Nicht verstehen.
Nicht sehen.
Nicht wahr haben.
Nicht einsehen.

Oma saß wie angewurzelt auf dem selben Plastikstuhl wie vorhin. Sie starrte in die Leere. Sie war bleich, ihre Augen waren rot. Sie waren verweint.
Langsam setzte ich mich zu ihr und legte einen Arm um sie. Mein Kopf landete auf ihrer Schulter.
Sofort vergrub sie ihr Gesicht und ihre Hände in meinem T-shirt, und weinte bitterlich. Ich weinte mit.
"Sie ist tot, Alex." Flüsterte Oma.

Sie ist tot.
Immer wieder hallten diese drei wörter in meinem Kopf. Niemals habe ich schlimmere Wörter gehört, nie zerrissen mich so wenige wörter so verdammt sehr.
Noch nie.

Es vergingen viele Minuten. Stunden, gefühlte Jahre. Oma und ich saßen noch immer umarmt auf den ungemütlichen Plastikstühlen vor Mamas Zimmer, als die Tür langsam aufging. Ich sprang auf und sah den Arzt mit großen Augen an. Er verstand sofort, was ich wollte, doch senkte seinen Kopf und schüttelte ihn vorsichtig, als hätte er angst vor meiner Reaktion.

Meine Arme schnellten zu meinem Mund und hielten ihn geschockt zu. Mit kleinen schritten taumelte ich nach hinten und prallte gehen die harte Beton wand. Tränen schossen in meine Augen, doch verweilten nicht dort. Sie flossen rasendschnell hinab und erhitzten meine Wangen.

Sie ist gestorben.
Meine Mutter.
Meinetwegen.
Alles war meine schuld.
Einzig und allein
meine Schuld.

(...)

Es war abend. Wie angewurzelt saß ich im gedämpften Licht einiger Kerzen auf dem sessel im Wohnzimmer. Alleine. Oma war schon lange in ihr Zimmer gegangen, um zu schlafen. Sich zu erholen. Einen kühlen Kopf zu fassen.

Meine sicht war schon seit einigen stunden verschwommen, ich wusste schon gar nicht mehr genau wie es war, alles schwarf zu sehen. Mein sessel war warm, beinahe heiß. Es war still. Man konnte nichts hören, bis auf mein leises Atmen und dem prasselnden Regen am Fenster. Es ruhig und still.
Seelenruhig und Totenstill.

Mein Handy klingelte, der Display leuchtete auf. Ohne meinen Kopf zu bewegen sah ich herüber und erkannte eine weitere Nachricht von Felix. Stimmt, er hatte mir ja heute morgen geschrieben. Dieser Tag war der erste seit 4 Wochen, andem ich nicht an ihn denken musste.

"Alex, lichteria. Komm, bitte.." ich seufzte. Ich dachte nicht daran, wie kam er denn nur auf die idee ich würde jetzt in dieser Situation über seine lichterwesen reden wollen!
Wobei... er wusste nichts von dem Unfall. Er hatte keine ahnung. Würde Ablenkung mir vielleicht sogar gut tun?

Vorsichtig rappelte ich mich auf und taumelte in den Flur, um meine schuhe anzuziehen. Ich steckte die Hausschlüssel in meine Jeans und blickte aus dem Fenster, in den Regen. Natürlich hatte ich nicht den kompletten Tag in meiner Boxershorts verbracht. Doch das selbe shirt hatte ich noch immer an, ich war nicht motiviert genug, um es zu wechseln.

Ich stellte meinen Jackenkragen hoch und taumelte hinaus in den stürmenden Regen, in das Unwetter.
An der Straße vorbei, wo ich meine Mutter heute morgen in ihren Tod geraten ließ. Wo sie verstarb. Meine sicht verschwamm erneut und machte es mir schwerer, nicht irgendwo gegen zu laufen. Eine verschwommene sicht, prasselnder Regen und rutschige Wurzeln waren definitiv keine gute Kombo.

Ich taumelte den allbekannten weg zu Felix' Luke, doch etwas war anders, natürlich war es das. Ich war traurig. Ich war langsam. Ich war Mutterlos. Ich hatte beide meiner Eltern verloren. Mutter und Vater.
Konnte ein Leben denn noch grausamer werden?
Normalerweise sprintete ich immer zu Felix, da ich so glücklich war ihn zu sehen, da ich mich so sehr freute. Da ich ihn liebe. Heute nicht.
Meine Hand griff zur kalten, nassen Luke und öffnete sie mühevoll. ||

die Formel des Lebens || dizzi Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt