Urlaub

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Nico

"Hey, du musst nicht nervös sein, alles wird gut" versuche ich Jim zu beruhigen. Seit wir im Flugzeug auf unseren Plätzen sitzen wackelt sie mit ihrem Bein.
"Du sagst das so leicht" antwortet sie und trommelt mit ihren Fingern auf der Armlehne umher.
"Schatz, jetzt entspann dich bitte" versuche ich es erneut und nehme ihre Hände in meine.
"Alles wird gut und entspannt. Wir fliegen nur in den Urlaub, wir besuchen nicht den Papst"
"Nur in den Urlaub? Ich lerne meine Schwiegermutter kennen, das ist kein Urlaub, das wird der Horror. Ich wette sie wird mich nicht mal mögen"
"Wieso sollte sie dich nicht mögen? Deine kleinen Hirngespenster sollen einen Abflug machen. Am besten du versuchst zu schlafen"
"Ich bin so nervös, ich könnte jetzt niemals schlafen"
"Ich frag gleich nach, ob jemand eine Schlaftablette für dich hat, den ganzen Flug über halte ich das wirklich nicht aus"
"Sorry, aber das ist was neues für mich, klar bin ich da aufgeregt"
"Musst du aber nicht. Mein Papá hat dich auch sofort ins Herz geschlossen und meine Mamá wird dich auch lieben. Sie wollte schon immer eine vernünftige Schwiegertochter haben und das bist du ja"
"War das jetzt ein Kompliment oder eine Beleidigung?" schmunzelt sie.
"Natürlich ein Kompliment, was denkst du denn von mir?" frage ich lachend zurück.
"Das Gegenteil, deshalb hab ich ja gefragt" neckt sie mich.

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"Pass auf, sieh mich an. Sie ist eine ganz normale Frau. Sie will dir nichts böses und wird dich mögen" 
Wir kommen gerade vom Gepäckband und Jimena ist mir schon wieder viel zu nervös, weswegen ich sie festgehalten habe.
"Was wenn sie doch was auszusetzen hat?"
"Wird sie nicht und jetzt hör auf mit deinen Selbstzweifeln, okay? Ich liebe dich" antworte ich und lege meine Hände an ihre Wangen.
"Ich liebe dich auch" erwidert sie kleinlaut und küsst mich.
"Können wir jetzt gehen, meinen Mutter wartet sicherlich schon auf uns?" 
Jim atmet nochmal tief durch.
"Ja, ich bin bereit" sagt sie dann entschlossen. Jeder mit einem Koffer bewaffnet bahnen wir uns den Weg durch die Massen.
"Ah, da vorn ist sie" sage ich und zeige Richtung Ausgang. Wir schlendern beide dorthin und als meine Mutter uns sieht fängt sie an mit Lächeln. Sie kommt uns sogar einen Stück entgegen, ehe sie mich in eine feste Umarmung schließt. Ich erwidere sie sofort. Die Streitereien sind vergessen und ich muss zugeben, ich bin froh sie wiederzusehen. Als sie sich von mir löst und Jim anstarrt, habe ich einen kurzen Moment Angst, aber diese legt sich schnell wieder, als sie meine Freundin ebenfalls umarmt.
"Ich bin so froh dich endlich kennenzulernen Jim, ich bin Isabella". Jimena schaut etwas verwirrt, umarmt meine Mutter aber trotzdem.
"Ich bin so froh das ihr hier seid. Wie war der Flug?" fragt sie und nimmt meiner Freundin wie selbstverständlich den Koffer ab, sodass Jim gar nichts sagen kann.
"Wir haben die meiste Zeit geschlafen, der Jetlag wird uns sowieso noch umhauen" antworte ich für uns beide.
"Ja, ihr könnt euch Zuhause ja erst nochmal hinlegen, wenn ihr wollt. Warst du schon mal hier Jim?" fragt meine Mutter, während wir auf dem Weg zu ihrem Auto sind.
"Nein, aber es war schon immer mal ein Traum in die USA zu reisen" antwortet sie.
"Ja, es ist wirklich ein wunderschönes Land, aber manchmal vermisse ich Buenos Aires. Immerhin habe ich da mein halbes Leben verbracht"
"Es hat dich keiner gezwungen zu gehen" erwidere ich sofort. Erschrocken über meine Worte dreht sich meine Mutter in meine Richtung.
"Ich weiß, aber manchmal braucht man einen Tapetenwechsel um wieder normal zu werden und zur Ruhe zu kommen"
"Ich glaube ich werde auch später mal hier herziehen" mischt Jim sich plötzlich ein.
"Achja?" frage ich.
"Ja. Ich finde es jetzt schon schön hier"
"Du hast bisher nur den Flughafen gesehen?"
"Na und? Ich habe ja schon viele Bilder und Videos gesehen. Außerdem will ich in Zukunft viel reisen, und Städte wie New York und San Francisco stehen auf jeden Fall auf meiner Liste"
"New York war ich auch vor einigen Wochen. Es ist schön da, aber sehr laut und teuer" erzählt meine Mamá. Die beiden beginnen ein Gespräch, aus dem ich mich komplett raushalte.

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Während sich die beiden noch unterhalten trage ich die Koffer in unser Zimmer. Mein altes Zimmer. Es sieht noch genauso aus, wie vor meiner Abreise. Ich glaube die beiden sind jetzt schon ein Herz und eine Seele. Das freut mich wirklich, denn so muss ich weniger mit ihr reden. Ja ich liebe meine Mutter, aber ich weiß jetzt schon es würde wieder Streitereien geben, sobald wir alleine währen oder länger als Zehn Minuten reden würden. Nach gut Fünf Minuten kommt Jim mit ins Zimmer. Ich habe die Koffer einfach in die Ecke verfrachtet und mich dann aufs Bett geschmissen. Ich bin wieder hundemüde, weshalb ich auf der Stelle einschlafen könnte.
"Ey Schlafmütze, was machst du?" fragt meine Freundin und gesellt sich zu mir.
"Ich würde noch gern ein bisschen schlafen, der Flug hat mich etwas sehr mitgenommen"
"Echt? Ich bin total wach" 
"Das ist im ersten Moment so, aber du wirst sehen, du wirst auch noch müde werden"
"Also kommst du nicht mit was essen?"
"Hm?"
"Deine Mamá wollte mit uns essen gehen"
"Nein danke, ich will nur hier im Bett liegen und schlafen, also komm her" sage ich und greife mit meiner Hand nach Jim.
"Dann geh ich alleine mit ihr" verkündet sie und entzieht sich mir.
"Kannst du bitte wieder angespannt sein und denken meine Mamá könnte dich nicht leiden?"
"Sei doch froh das wir uns so gut verstehen auf Anhieb"
"Ja klar freut es mich, aber..ach ist egal, nicht so wichtig"
"Also kommst du nicht mit?"
"Nein, tut mir leid, aber ich bin platt"
"Naja, dann ziehe ich mich jetzt schnell um und dann machen wir auch schon los"
Während ich auf dem Bett liegen bleibe höre ich, wie Jim an die Koffer geht. Als sie sich umzieht muss ich dennoch einen Blick riskieren.
"Du kleiner Stalker" schmunzelt sie und wirft ihr Shirt nach mir.
"Ich bin dein Freund, da nenne ich das nicht stalken" rechtfertige ich mich und stehe auf. 
"Arme hoch" ordne ich an und sie hebt ihre Arme nach oben. Ich ziehe ihr das Shirt über und gebe ihr einen kurzen Kuss.
"Ich wünsche dir viel Spaß, aber wenn sie peinliche Geschichten ausplaudert und du begeistert zuhörst, brauchst du nicht mehr hier herkommen" scherze ich und lege die Arme um Jim.
"Keine Sorge, ich werde sie sofort unterbrechen, ich will ja nicht wissen wie du früher warst" antwortet meine Freundin sarkastisch.
"Jim! Nico! Kommt ihr?" ruft meine Mutter uns.
"Gleich" rufe ich zurück und lege meine Lippen auf ihre.
"Schaatz" nuschelt Jim.
"Hm?" grinse ich an ihren Mund.
"Ich muss jetzt gehen, ich will nicht unhöflich sein. Und du legst dich jetzt hin" 
"Na schön. Ich liebe dich"
"Ich dich auch"
Nach einem letzten Kuss verlässt Jimena das Zimmer und ich lege mich ins Bett.

Ich weiß, das ist nicht sehr spannend, soll auch eher ein Übergangskapitel sein :D

Gegensätze Ziehen Sich An...Oder Eher AusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt