A letter to Harry

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Louis und ich hatten es uns auf meinem Bett gemütlich gemacht und schauten ein wenig Fernsehen. Es lief irgendeine Realityshow, in der alles gestellt ist und man es sich nur anguckt, damit man abgelenkt ist und vielleicht zwischendurch über die Dummheit lacht. Louis liebte solche Sendungen. Er war auch derjenige, der sich die ganze Zeit schlapp lachte. „Ich versteh echt nicht, was du an diesen Sendungen so witzig findest. Ich finde es eher traurig, wie dumm man sein muss, um so etwas zu drehen, da mit zu machen und so was dann auch noch senden zu lassen.“ Ich guckte ihn Verständnislos an. „Und genau da liegt das Problem, kleiner Ni-Boo!“ Ernsthaft jetzt? Ni-Boo!?! „Du nimmst alles viel zu Ernst momentan. Also werde ich dich jetzt mal zum Lachen bringen!“ „Wehe Louis!“, rief ich und schaute ihn mit einer Mischung aus Angst und Drohung an. Er schaute nur belustigt zurück und ehe ich auch nur blinzeln konnte, hatte sich Louis schon auf mich geworfen und fing an mich durchzukitzeln. Ich fing sofort an lauthals zu lachen und konnte nicht mehr aufhören. Und natürlich wollte Louis auch keine Gnade zeigen, ehe es an der Tür klopfte und er mich gezwungener Maßen gehen lassen musste. Ich stand also auf und öffnete die Tür. Zu meiner Überraschung stand Liam mir gegenüber. „Zieht euch was trockenes an und kommt dann in die Lobby. Wir fahren zum Studio.“ Damit war er auch schon verschwunden und ich sagte Louis Bescheid. Dieser verschwand daraufhin in seinem Zimmer und ich suchte mir andere Klamotten raus.

Nachdem ich mir die neuen Klamotten angezogen hatte, setzte ich mich an den Tisch, welcher neben dem Bett stand, nahm mir Papier und Stift und fing an einen Brief zu schreiben.

Dear Harry,

Ich weiß, dass du diesen Brief niemals lesen wirst, denn ich werde es nicht zulassen, doch ich werde ihn für mich schreiben. Erinnerst du dich noch an unsere erste Begegnung? Nun ich tu es. Ich fand dich schon damals wunderschön. Deine wunderbaren Locken, die Smaragdgrünen Augen, deine unglaublich süßen Grübchen. Ich könnte alles an dir aufzählen, aber ich habe dafür leider keine Zeit. Ich war mir damals nicht sicher, ob ich schwul war oder doch nur Bi bin. Ich hatte mich vorher nie richtig verliebt. Jetzt weiß ich, dass ich Bi bin. Nicht weil ich mich in ein Mädchen verliebt hatte, wie du und die anderen so manches Mal glaubten, ich weiß es, weil ich den Gedanken, dass ich mich nicht zu Mädchen angezogen fühlen könnte nicht mag. Aber es gibt nur eine Person in meinem Leben, die ich jemals wirklich geliebt habe. Und dabei bin ich noch so jung. Eigentlich sollte ich noch gar nicht wissen, was Liebe überhaupt bedeutet. Naja zumindest sollte ich es damals noch nicht. Die drei Jahre, in denen wir nun schon eine Band sind, habe ich damit verbracht mir eine Beziehung zu wünschen. Erst hatte ich keine Vorstellung mit wem direkt, aber dann an dem einen Tag, habe ich es gewusst. Ich wusste, dass ich mit nur einer einzigen Person auf der Welt zusammen sein möchte. Ich wollte noch nicht einmal daran denken, dass ich mit jemand anderem zusammen sein könnte. Klar, ich habe mir so oft gewünscht, dass ich mich einfach in ein Mädchen verlieben würde und mit ihr zusammen sein könnte. Niemand würde etwas sagen. Es würden sich alle für uns freuen und wir würden eine Familie gründen. Genauso, wie es meine Eltern getan haben, nur ohne das Scheiden lassen. Aber es geht nun mal nicht. Ich kann meine Gefühle nicht ändern. Ich kann nicht ändern, dass ich mich in den Jungen, von dem ich weiß, dass er mich niemals lieben wird, verliebt habe. Ich kann es einfach nicht ändern. Und es frisst mich innerlich auf. Es zerstört mich. In diesem einen Jahr, wo ich akzeptiert habe, dass ich dich liebe, bin ich innerlich täglich ein Stück mehr gebrochen. Jede Umarmung, die wir hatten, bedeuteten für mich so viel mehr. Jedes mal, wenn wir auch nur die kleinste Berührung hatten, kam dieses Kribbeln in mir auf, was nur du erzeugen kannst. Gott, ich kann nicht einschlafen ohne, dass ich mir vorher vorstelle, dass du neben mir liegst und ich meinen Kopf auf deine Brust lege und deinen Herzschlag höre. In meinen Träumen sind wir glücklich zusammen. In meinen Träumen machen wir all das,was wir sonst nicht machen. Wir machen kitschige romantische Dinge. Wir starren uns stundenlang einfach nur in die Augen. Wir küssen uns. Wir halten uns an den Händen. Wir machen all das, was wir in der Realität nicht machen, denn du liebst mich nicht. Weißt du, was ich an Träumen so toll finde? Ich kann alles machen, was ich will und nichts muss mir peinlich, denn es kann niemand in echt sehen. Ich muss niemandem davon erzählen. Aber weißt du auch, was für mich das schlimmste an Träumen ist? Ich kann sie zwar träumen, aber ich vergesse sie in der Sekunde, in der ich aufwache. Sie halten nicht ewig. Sie vergehen, wie es Blumen tun. Sie vergehen, wie es die Zeit tut. Und was ist Gut an einer Sache, die vergeht? An die man sich nie wieder erinnern kann? Ich kann meine größten Wünsche ausleben, doch ich vergesse es wieder. Das schlimmste an Träumen ist, dass ich sie vergesse und nie wieder abspielen kann, wie ein Video. Du hast mich schon oft gefragt, warum ich so viele Fotos mache von Dingen, die dir unwichtig erscheinen. Doch sie sind nicht unwichtig. Wenn ich mir die Fotos angucke, kann ich die damit verbundene Erinnerung wieder bildlich vorstellen. Ich kann mich an Sachen erinnern, die ich dachte schon längst vergessen zu haben. Wir kommen vom Thema ab und wahrscheinlich wartet ihr gerade alle in der Lobby auf mich, weswegen ich jetzt diesen Brief beenden werde.

Was ich eigentlich in diesem Brief sagen wollte ist, dass ich dich liebe. Ich liebe alles an dir. Deine Gutmütigkeit, dein Willen es allen gerecht zu machen, deine so einzigartige gute Laune. Ich liebe einfach alles an dir und niemand wird daran irgendwann etwas ändern können. Ich glaube ich habe dich seit unserem ersten Treffen geliebt, es aber nie wirklich verstanden. Es mir nie eingestanden. Doch heute weiß ich es und ich will es auch gar nicht mehr ändern.

In liebe,

Niall

Ich faltete den Brief und steckte ihn in meinen Rucksack. Niemand durchsuchte eigentlich meine Rucksack, also sollten die Jungs ihn dort auch nicht finden. Dann machte ich mich schnell auf den Weg zu den Jungs in die Lobby. Hoffentlich waren sie nicht zu sauer, dass ich sie habe warten lassen.  

After 1 Year (Narry Storan Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt