Ich schwebte, da war ich mir sicher. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte ich das Erwachen hinauszuzögern, schon jeden Gedanken beiseite, der mich am Unmöglichen zweifeln ließ. Doch je mehr ich mich anstrengte, desto schneller entglitt mir das Gefühl des schwerelosen nebelhaften Zustandes. Die fremde Welt ohne oben und unten, rechts und links entzog sich mir, bis ich das Gewicht meines Körpers wahrnahm und das weit entfernte Grollen des Unwetters mich die Augen öffnen ließ. Der Himmel war bleigrau und so schwer, dass sein Bauch über die weit entfernten Waldränder schleifte.
Ich drehte den Kopf ein wenig und blinzelte. Beinahe glaubte ich die Traumwelt nicht verlassen zu haben, doch die ersten Tropfen, die mein Gesicht sprenkelten, mein Frösteln und die Krallen der Blitze, die den Himmel, von ohrenbetäubendem Donner gefolgt, in Stücke rissen, räumten jeden Zweifel aus.
Es mochte gerade Mittag sein, doch es war so dunkel, als wäre der Abend bereits angebrochen. Ich fuhr mit den Fingern durch das nasse Gras und hielt mir die Hand vor das Gesicht, betrachtete die perlengleichen Tropfen, die über meine Haut rannen. Der Geruch nach feuchter Erde haftete an meinen Fingern.
Der Wind frischte auf, die Tropfen wurden größer und klatschten mit heftiger in das Gesicht. Ich überlegte Schutz zu suchen, entschied mich jedoch dagegen, starrte zum Bauch des Unwettergeschöpfes auf, das sich über mir wand und brüllend mit leuchtenden Krallen um sich schlug. Ich fühlte mich in meinen Traum zurückversetzt.
Beobachtete den Kampf, bis das Ungeheuer weiter zog, über einem anderen Ort das Wasser aus seinen Schuppen schüttelte.
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Das Lied der welken Kirschblüte
Short StoryEine Sammlung von Kurzgeschichten. Fantasie, die Beschreibung von Augenblicken und Gedanken. Ich sage es so: Geschichten über ziemlich alles, was mich am Schlafittchen aus der Realität schleift. *hilfe!*