"Du. Bist. Nackt."

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Mein Vater hatte seinen Traumberuf ergattert, Pilot. Von ihm wusste ich, dass er schon als fünf-jähriger davon träumte, ein Flugzeug zu steuern. Auf einem Flug nach Spanien lernte er dann meine Mutter kennen. Sie war eine von vielen Stewardessen und er schenkte ihr sein Herz, auf dass sie aufpasste, wie eine Löwenmutter auf ihre jungen.

Seit zwanzig Jahren war er schon Pilot und war noch nie in einen Unfall oder ähnliches verwickelt. Bis jetzt.

"Es gab ein technisches Problem, als wir zehntausend Meter über dem Boden in der Luft waren", fing meine Mom an zu erklären, als ich schluchzend neben ihr auf dem Sofa in unserem Wohnzimmer saß.  "Dein Vater hat das gleich erkannt und eine Notlandung auf dem nächsten Flughafen hingelegt. Plötzlich hat es im inneren Feuer gefangen und die Passagiere fingen an panisch los zu schreien. Ich und meine Kollegen haben sie, so gut es ging, beruhigt, bis wir sie dann nach draußen gebracht haben. Gott sei dank schafften es alle aus dem Flugzeug. Alle, bis auf dein Vater." Tränen rannen über ihre Wangen, die meine Mutter schnell mit einem Tempo wegwischte und mir dann in die Augen sah.

"Plötzlich passierte alles ganz schnell.

Ich bemerkte, dass David fehlte und wollte noch mal ins Innere der Maschine, um nach ihm zu sehen, als es laut knallte und aus der Frontscheibe, die kaputt gegangen war, rauchte. Oh Gott, Kat, er ist auf der Intensivstation!"

Auch mir liefen heiße, salzige Tränen über die Wangen, als ich an all die schönen Momente mit meinem Vater dachte. Wie er mir einst Fahrrad fahren beigebracht hatte, oder mir zu meinem Geburtztag immer Spaghetti gemacht hatte, weil ich sonst den ganzen Tag genörgelt hätte.

Meine Mutter nahm mich in ihre Arme und drückte mich an sich. Ich vergrub mein Gesicht in ihren blonden Haaren und atmete den Duft von ihrem Shampoo ein. Er war so gewohnt.

"Wo ist Anthony?", mir war eingefallen, dass mein Bruder gar nicht hier war.

"Im Krankenhaus", beantwortete meine Mom. "Ich hab ihn gleich angerufen und nur komischr Sachen ins Handy geschluchts, da ist er dann auch schon losgefahren. Anthony hat mich nach Hause geschickt, damit du nicht alleine bist, wenn du kommst."

Sie sah mich fragend an. "Wo warst du überhaupt?"

"Bei einem Klassenkameraden.", ich wusste nicht wieso, aber irgendwie wollte ich George's Namen nicht erwähnen.

"Achso", sie nickte. "Da fällt mir ein, Claire und Trey haben ein paar mal angerufen."

Verdammt, die hab ich total vergessen!

Langsam erhob ich mich.

"Ich geh mal nach oben und melde mich bei den zwei", infomierte ich meine Mom, die verständnisvoll nickte und mir noch einen klaps auf den Hintern gab.

Wieso.

Auf dem Weg nach oben krallte ich mir noch meine Handtasche und stampfe dann erledigt die Treppen nach oben.

Ich drückte meine Türe auf und knipste das Licht in meinem Zimmer an.

Von meinem Nachttisch nahm ich mir das Ladekabel meines Handys und steckte dies gleich an.

Mein Handy zeigte mir an, dass ich fünfzehn ungelesene Nachrichten und neun verpasste anrufe hatte.

Ohne nachzusehen löschte ich sie. Alle.

Katherine Penelope Parker,

Wenn du mir nicht auf der Stelle antwortest, komm ich zu dir nach Hause und nehm deine Möbel auseinander.

Leicht lächelnd tippte ich auf 'anrufen' und hörte sofort die laute Stimme meiner besten Freundin.

"Katherine! Wurde ja mal Zeit, dass du dich meldest! Verdammt. Ich schwöre die bei Gott, dass ich vorhatte, dein Zimmer zu zerstören, weil du dein blödes Handy ausgeschalten hattest. Wieso eigentlich?!"

Bad Blood [unedited]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt