Kapitel 13

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Viola:

"Wo soll ich bloß anfangen?!"
"Ganz am Anfang", schlage ich ihm vor.
"Es ist schwer zu sagen wann und wo es angefangen hat, aber ich fange mal hier an: Wie du weißt sind meine Eltern gestorben. Doch sie sind nicht grundlos gestorben. Er hat sie umgebracht."

"Er?"
"Kalimeo. Der Tazlot. Das schreckliche Vieh. Er hat mich immer in den Tagträumen besucht. Er kam zu mir und wollte mich dazu überreden, für ihn zu arbeiten. Aber ich hab mich gewehrt. Ich hab ihn ignoriert und das Angebot nicht angenommen. Dann hat er mir alles genommen, was mir lieb war. Meine Eltern.
Ich hatte nichts und niemanden mehr, deshalb hab ich dem Deal zugestimmt. Aber ich hätte das niemals gemacht, wenn ich da schon gewusst hätte, dass er hinter allem steckte.
Er bot mir an, meine neue Familie zu sein. Er steckte in einem anderen Körper, den er höchstwahrscheinlich gestohlen hat. Ich war so naiv und hab ihm geglaubt. Seitdem soll ich immer mal wieder Aufträge für ihn erledigen, meistens weiß ich aber nicht, was das was ich tue bewirken soll.
Er verlangt es ungefähr zweimal im Jahr.
Es gibt keine Möglichkeit wieder freizukommen. Ich hab schon alles versucht.
Außer eines, aber da bin ich mir auch nicht sicher ob es funktioniert. "
Ich schaue ihn total verdattert an. Ich hab kein Wort verstanden.
"Und mit dir hat er wahrscheinlich das Selbe vor."
"Das heißt...." Er wird meine Eltern umbringen, wenn ich ihm nicht zustimme.
"Leider."
"Kannst du Gedanken lesen?", frage ich ihn ganz direkt.
"Nur deine. Aber wir müssen einen anderen Weg finden um deine Eltern zu schützen. Wir können dich nicht ausliefern!"
"Und das beschließt du jetzt einfach so?!"
"Ja!"
"Ich kann gut auf mich selbst aufpassen!"
"Das weiß ich. Ich will nicht auf dich aufpassen."
"Ach ja? Das hört sich aber nicht so an", erwidere ich.
"Willst du dich jetzt mit mir streiten?", fragt er mich.
"Darf ich nicht diskutieren?"
"Doch, na klar, aber du musst dann schon überzeugende Argumente bringen und das hast du nicht getan."
"Hmpf"


Nach wenigen, stillen Minuten frage ich ihn: "Warum träumst du auch?"

"Das ist eine sehr seltene Ga... Nein, sagen wir es ist ein Talent. Du träumst die Zukunft in der Nacht, aber ich träume sie tagsüber."

"Du schläfst tagsüber?"

"Nein, natürlich nicht. Schon mal was von Tagträumen gehört?" 

"Ach so. Aber Tagträumen ist doch viel kürzer und du wirst dauernd gestört..."

"Die Zeit beim 'Träumen' ist nicht identisch mit der der Wirklichkeit. Wenn du 5 Stunden träumst kannst du genauso lange in dem 'Traum' sein wie ich, wenn ich nur 5 Minuten träume. In seltenen Fällen ist es möglich, dass man sich im 'Traum' trifft, so wie wir es getan haben, aber das ist äußerst selten. In noch selteneren Fällen, kann es passieren, dass der Eine den 'Traum' schon vor der anderen Person geträumt hat. Aber frag bloß nicht, wie das möglich ist. Denn es ist wissenschaftlich gesehen überhaupt nicht möglich. Folglich gibt es auch keine Erklärung dafür. Aber einen Sinn."

"Oh ha. Ich bin confused!"

Dyan lacht leise. Danach passiert 24 Sekunden lang nichts.


"Kannst du mir alles zu Veronika Seacake sagen was du weißt? "

"Veronika WAS?", frage ich. Ich fühle mich leicht überrumpelt.
"Seacake."
"Seacake?" Ich kann mir schon vage vorstellen wen er meint.
"Ja, hab ich doch gesagt."
"Meerkeks?", frage ich nochmal nach. Was für ein bescheuerter Name.
"Jaaaaa. Weißt du etwas über sie?"
"Ehhmmm. Naja nur das, was jeder weiß: Sie ist wunderschön, reich,..."
"Das weiß ich leider auch schon.", unterbricht er mich, "könntest du dich vielleicht mit ihr anfreunden? Und noch mehr herausfinden?"

Ich starre ich ungläublich (Ich weiß nicht ob es dieses Wort gibt...Wahrscheinlich nicht. Es soll bedeuten, dass sie es nicht versteht/nicht glaubt) an.

"Ich denke nicht, dass das funktioniert. "
"Wieso nicht? Lässt sie niemanden an sich ran?"
"Ich dachte du kennst die 'Grundinformationen' schon."
"Sie ist beliebt, das weiß ich. Aber vielleicht ist sie im Inneren ja anders", sagt er mit hoffnungsvoller Stimme. "Bitte versuche es!"
"Ich hab 'ne bessere Idee...", teile ich ihm mit.
"Und die wäre?"
"DU freundest dich mit ihr an!"
Innerlich bin ich total stolz. Das ist eine super Idee.
"Und was ist, wenn sie was von mir will?"
"Ist doch super, dann findest du noch schneller raus, was du wissen willst.

Warum und was willst du eigentlich wissen?"

"Auftrag", antwortet er mir mit tonloser Stimme.

Ach so. Sowas ist also ein Auftrag. Ist doch eigentlich nicht so schlimm.

"Das ist einer der harmlosen Aufträge."

"Und was sind die Nicht-Harmlosen?"

"Okay, ich mach es. Somit ist alles geklärt und ich kann gehen", sagt er ohne auf meine Frage einzugehen.

"Gut." Ich will ihn zur Tür begleiten, aber er geht in die andere Richtung. "Wohin willst du?"

"Ich spring von deinem Balkon auf meinen", sagt er, als wäre das das Normalste der Welt.

"Und warum willst du nicht wie jeder normale Mensch die Tür nehmen?"

"Ich gehe den Weg auf dem ich gekommen bin."

"Und warum zum Teufel bist du nicht durch die Haustür gekommen?", langsam verstehe ich die Welt nicht mehr, bzw. noch weniger.

"Deine Mutter wollte mich nicht rein lassen, sie dachte ich würde dir nicht gut tun. Sie liebt dich wirklich sehr." Sein Blick sieht schmerzverzerrt aus.

"Das weiß ich, aber du hättest auch auf morgen warten können."

"Nein, ich musste unbedingt zu dir, weil...", er stockt.

"Ich kann nicht noch jemanden verlieren", murmelt er so leise, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich es mir nicht doch nur eingebildet habe.


Dann geht er. Wenn man es genau nehmen will, dann springt er, aber ich will es nicht genau nehmen.

Mein Gehirn dampft und rattert während ich über das merkwürdige Gespräch nachdenke. Gebe bald aber die Hoffnung auf und leg mich wieder schlafen.

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