Kapitel 11

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Ich weiß,  es ist schon viel zu spät,  aber ich wünsche euch trotzdem einen schönes, erfülltes Jahr 2017.

Das Radio von Dyan läuft immer noch. Langsam geht mir die schrille Musik auf die Nerven...
"Du kannst es auch wieder ausschalten - das Radio meine ich" , sagt Dyan als er neben mir auftaucht. Er hat ein dampfendes Tablett in der Hand.

Ich starre auf das Tablett.
"Ist was?! Magst du keine Beeren?", fragt er mich mit einem verwirrten Gesichtsausdruck.
"Machst du Witze?! Ich liebe Pancakes mit Blaubeeren! (→Bild ) Wer mag die nicht?!" Das kann doch nicht wahr sein. Wie...?! Woher..!?
"Dann habe ich aber Glück gehabt!"
"Aber wie..?!" stottere ich.
"Ähmmm. Alles okay? Wills..."
"Jaja! Alles paletti ", versuche ich mehr mir als ihm einzureden.
"Na dann... Greif zu!" Er stellte mir einen schneeweißen Teller vor die Nase.
"Aber hallo!" Schnell lege ich mir gleich sechs Panecakes auf den Teller.
"Da ist jemand aber hungrig..."
"Wenn du wüsstest..." antworte ich ihm spitz.

Erst als mein Teller wieder leer ist fällt mir mein Grund für mein Kommen ein und ich bleibe reglos sitzen. Was soll ich jetzt tun? Warum denke ich nie weiter als über meine Zehenspitzen hinaus?!
Ich sollte wirklich mehr planen, damit würde ich bestimmt viele peinliche Situationen vermeiden.

"Möchtest du schon wieder gehen?" fragt er mich. Er klingt verletzt, aber vielleicht bilde ich mir das aich nur ein.
"Ehmmm, ich weiß nicht. Ich plane nicht so weit voraus", gestehe ich ihm. Er lacht leise.
Mit der Wahrheit kommt man am weitesten, sagt meine Mutter immer. Ich bin zwar der Meinung, dass es auch wichtig ist ein paar Sachen zu verschweigen, aber falsch ist es bestimmt auch nicht. Und bei Dyan scheint es zu funktionieren.
"Ich plane sehr viel, aber du bringst meine Pläne immer durcheinander", sagt er so leise, dass ich mir nicht sicher bin ob ich es mir nur eingebildet habe.
"Was waren deine Pläne für heute den so?" Erst Sekunden später erkenne ich, dass ich mich damit verraten habe.
"Ich wollte das Badezimmer streichen und mir einen neuen Computer kaufen."
"Hast du dein Zimmer schon komplett gestrichen?", frage ich ihn. Wahrscheinlich bin ich ein bisschen zu neugierig, ich sollte vorsichtiger sein.
"Nein! Willst du es sehen?"
"Gerne", antworte ich eine Spur zu laut. Mich hat es schon immer interessiert, wie mein Zimmer von außen aussieht.

"Dann komm mit", antwortet er mir ruhig.
Kurze Zeit später stehen wir in seinem Zimmer und schweigen.
"Sieht.... echt gemütlich aus", sage ich um die Stille zu brechen.
"Ja, das ist es auch", sagt er mir augenzwinkernd.

Ich schaue mich ein zweites Mal um. Eigentlich sieht es aus, wie ein durchschnittliches Bürozimmer gemischt mit einem Schlafzimmer, aber hier und da stehen kleine ausschlaggebende Details.
Eine Muschel mit einer sibernen Perle gefüllt im Regal, die winzigen Taucherflossen auf dem Nachttisch und das Aquarium mit Korallen auf dem Schreibtisch.
"Magst du das Meer?" Eine dumme Frage.
"Ja"
Wir lassen das Thema im Raum hängen. Ich weiß nicht was ich weiter sagen soll und gehe deshalb zum Fenster.
Er sieht in-sich-gekehrt aus.
Das erste Mal betrachte ich ihn etwas länger. Er hat wunderschöne, blaue Augen. Aber je länger ich hinschaue, desto grüner kommen sie mir vor. Komisch sowas habe ich noch nie gesehen. Mein Blick schweift über die Nase hinweg zu den Lippen. Sie sind.... sie sind schwer zu beschreiben. Außergewöhnlich und doch so vertraut.
Vertraut? Was rede ich da?! Wie können mir Lippen vertraut sein? Ich habe noch nie einen Jungen geküsst. Ja noch nicht mal im Schlaf.
Ich wende meinen Blick von ihm ab und schaue in mein Zimmer. Man sieht nicht viel. Nur die eine Hälfte wo mein Bett steht, aber das selbst kann man noch nichtmal sehen. Ich frage mich, was ich wohl von oben sehen könnte.
Bei dem Gedanken fällt mir Dyan wieder ein und mein Kopf dreht sich zu ihm. Er steht immernoch genauso da wie vor zwei Minuten. Ist etwas mit ihm?!
Langsam gehe ich auf ihn zu und nehme seine Hand. Er zuckt zusammen.
"Entscheidige! Entschuldige", sage ich schnell.
Er reagiert nicht.

Was ist mit ihm los?
Vorsichtig lege ich seine Hand wieder in meine. Diesmal passiert nichts.
Ich lasse sie wieder los und schaue ihm in die Augen. Jedoch sehen seine Augen aufeinmal anders aus. So eisblau, nicht mehr ozeanblau. Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken, will loslaufen, bin aber unfähig mich zu bewegen.
"Was...!?" Rufe ich und da bewegt sich Dyan und ich kann mich auch wieder bewegen. Drei Sekunden schau ich Dyan noch an und dann renne ich so schnell ich kann. Nach genau 37 Sekunden stehe ich vor meiner Haustür und klingel Sturm. 12 Sekunden später öffnet meine Mutter die Tür.  Ich schlüpfe hindurch schließe die Tür und werfe meiner Mutter einen Blick zu, der bedeutet dass sie lieber nicht nachfragen soll.
Sie versteht und geht ruhig ins Wohnzimmer. Aber ich weiß, dass sie früher oder später wissen wollen wird, was los gewesen ist. Und schon beim Gedanken daran wird mir schwindelig.
Erst will ich in mein Zimmer, aber da fällt mir der Ausblick wieder ein und ich verkrieche mich im Bad um eine lange Dusche zu nehmen.

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