Es muss keinen Sinn ergeben, um Sinn zu ergeben.- Ted Mosby, How I Met Your Mother
19. Dezember 2017, Hochzeitslocation, irgendwo im nirgendwo
SOPHIA ♠ Ich war sprachlos. Schlicht und einfach nur sprachlos.
Okay und vielleicht ein wenig hin und hergerissen. Einerseits freute ich mir einen Ast, dass ich Recht gehabt hatte. Cheryl war zum Kotzen und ich hatte es gleich gemerkt. Eben dieser Fakt lag mir aber auch andererseits aus zwei Gründen ein bisschen schwer im Magen. Grund Eins, und absolute Priorität: Wenn ich Liam steckte, was seine Verlobte für eine Hure war, würde er mich vermutlich hassen, weil ich ihm das Herz brechen würde. Grund Nummer Zwei: Meine Schadenfreude. Es hatte für mich einen seltsamen Beigeschmack, wenn ich mich so freute. In meinen Augen machte es den Anschein, als würde ich mir Hoffnungen machen. Das war natürlich absolut nicht der Fall!
Irgendwie konnte ich es mir nicht verkneifen, weshalb ich noch einmal durch die breiten Blätter des Grünzeugs lugte. Ekelhaft, wie sie sich aneinander rieben. Hatte die Frau kein Ehrgefühl? Dieser (leider sehr heiße Koch) betrachtete Cheryl wie eine sonst eigentlich teure Kiste Trüffel im Sonderangebot. Es würde mich nicht wundern, wenn er im Kopf gerade irgendein Menü durchging und sich nebenbei gegen diese Betrügerin quetschte.
Auch wenn ich es gerne wollte. Ich konnte ihr nicht die ganze Schuld in die Schuhe schieben. Immerhin hatte dieser Billighopper seine Latte nicht sehr hoch gelegt, wie man (leider) sehen konnte.
Doch viel wichtiger, als das Betrachten seiner durchaus sexy aussehenden Rückenmuskeln war die Frage, ob und wenn ja, wie ich Liam diese Sache beibringen sollte. Die Frage nach dem ob, klärte sich von selbst. Völlig ungeachtet meiner Schadenfreude, konnte ich Liam schlecht in sein Unglück rennen lassen. Es war meine Pflicht als beste Freundin seinen Arsch zu retten.
Aber ohne Beweise brauchte ich bei ihm nicht anzukommen. Eines sollte man vielleicht noch wissen: Andy, Liam und meine Wenigkeit liebten es nicht nur, uns eigene Heldengeschichten zu den Drei Musketieren auszudenken, nein. Viel cooler war es, wenn ich, der Bösewicht, irgendetwas angestellt und Liam als Sherlock, in Begleitung von Andy als Watson, meine Verbrechen aufgeklärt hatte. Ohne Beweise lief bei diesem Sturkopf gar nichts.
Mit zittrigen Fingern fischte ich mein Handy aus der Hosentasche und versuchte den richtigen Moment abzupassen, schließlich musste ich Cheryls Gesicht gut zu sehen auf das Foto bekommen, bevor er noch die Photoshop-Karte ausspielte.
Dass mich das Schicksal nicht gerade als beste Freundin in seinem kleinen Büchlein eingetragen hatte, war mir schon lange klar gewesen. Ich war prinzipiell diejenige, die bei Schulausflügen irgendwie seltsam stürzte und mit Fäden zusammengeflickt werden musste. Gläser und Spiegel zerbrachen immer und bevor ich mein Portmonee in die Tasche steckte, schob ich jedes Mal zuerst Pflaster in allen möglichen Formen, Farben und Größen hinein, um ja auf Nummer sicher zu gehen. Aber ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt, musste mir Karma nicht unbedingt beweisen, dass sie eine Bitch war.
Geschlagene zehn Minuten hatte ich versucht Taylor zu erreichen und ausgerechnet jetzt, wo ich mich versteckte um ein Bild dieser Bezirksnutte zu machen, da kam Miss Oberwichtig auf den Trichter „ach Mensch, ich könnte mich ja mal melden." Natürlich! Warum auch nicht? Ich hatte mein Telefon ja auch nicht in den stummen Modus gestellt, da machte es noch mehr Spaß.
Egal, wie schnell ich versuchte das Klingeln irgendwie zu stoppen; es war ohnehin schon zu spät. Der Koch ließ Cheryl eiskalt fallen und diese schaute direkt in meine Richtung. So gut es ging presste ich mich gegen die Wand, doch es war zu spät.
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never too late » lp
Humor„Manchmal ist zu spät genau richtig." Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, seine Finger strichen eine lose Strähne aus meinem Gesicht und seine Lippen trafen auf meine. ...