49. Efan

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"Hey, ..hey! Aufwachen!" Ich öffne müde die Augen und starre Efan entgegen. "Los, wir haben nicht viel Zeit." Verwirrt mustere ich ihn wie er durch mein Zimmer läuft und Kleidung aus meinem Schrank in eine große Tasche packt. "Amala?" Ich drehe meinen Kopf zu ihm und stehe langsam auf. "Was ist hier los Efan? Heute ist doch Matthis' Geburtstag. Ist es wegen der Feier?" Ich gehe zu ihm und beobachte ihn weiter wie er eine Tasche mit Kleidung füllt. "Nein! Es gibt wichtigeres als Matthis. Du musst hier weg. Sie werden dich töten wenn du nicht mit mir kommst!" Was ist bloß los mit ihm? Gestern war Er noch so entspannt und jetzt Flippt Er vollkommen aus. Ist was passiert? Eigentlich war Er doch der Meinung einen anderen Weg zu finden... Was hat seine Meinung geändert? Er zieht den Reißverschluss zu und hängt sich die Tasche über die Schulter. Kurz hält er inne und streicht mir übers Haar. "Ich wollte nie das sowas passiert" flüstert er und nimmt mich in den Arm. "Aber es geht nunmal nicht anders. Denke immer daran wie sehr ich dich liebe" flüsterte er mir zu. Ich erwidere die Umarmung und will ihn am liebsten nie mehr loslassen. Werden wir uns je wieder sehen? Werde ich ihn je wieder in den Arm nehmen können? Was ist bloß passiert das er sich Jetzt doch für meine Plan entschieden hat? "Jetzt komm" er zieht mich am Handgelenk mit sich. Doch ich verharre kurz um noch eine letzte Frage zu stellen. "Werden sie dir weh tun?" Frage ich und er sieht mich traurig und liebevoll an. Auf seinen Lippen bildet sich ein schwaches Lächeln. "Ja Amala, das werden sie. Aber es wird nicht deine Schuld sein, vergiss nie wer die Schuld trägt."

Ich reiße erschrocken die Augen auf und schnappe gierig nach Luft. Nur schwer nehme ich meine Umgebung war. Ich liege auf dem Rücksitz von Loflyns Wagen. "Ah, gut du bist wach" Meine Haut brannte und mein Kopf pochte. "W-Was ist passiert?" Frage ich schwer atmend und setze mich einigermaßen auf. Ich schüttelte mich einmal um mich von dem "Traum" loszureißen. "Kamy meint das du in den nächsten Wochen alle Erinnerungen zurück bekommen wirst. Stück für Stück wird sich dein Leben wieder an die oberfläche bahnen. So lange bleibt uns Zeit dich vorzubereiten." Sie schaute mich kurz durch den Rückspiegel aus an, richtete dann aber die Augen wieder auf die Straße. "Efan... Ich konnte mich an ihn erinnern" Sagte ich fassungslos und krallte meine Nägel in das dunkle Polster. "Wirklich?" Ich nickte und spürte wie sie leicht lächelte. "Er hat mich geliebt" meine Stimme wurde immer leiser. "Natürlich hat er das. Niemals hätte er seine Schwester einfach so sterben lassen." Ich nickte und lehnte mich etwas weiter in den Sitz. "Er hatte es nicht verdient" "niemand hat das verdient was Stefanius tut. Deshalb musst du dem ganzen ja auch ein ende setzen." Mir stockte der Atem. Sie hatte Recht. Nun verstand ich so langsam wieso es ihr so wichtig war sich zu rächen. Er hatte so viel schlimmes getan und alles ohne einen funken Schuld. "Wo fahren wir hin?"
"Nachhause"

Ich ließ meinen Kopf zurück auf das Polster fallen und starrte an die Decke des Wagens. Ich hatte ungemein Angst vor den Erinnerungen. Allein die Erinnerung an Efan, an meinen Bruder, raubte mir schon allen Atem. Er hätte alles für mich getan, er hat alles für mich getan, einschließlich Sterben. Ein Druck machte sich auf meiner Brust breit. Es waren die Schuldgefühle, welche mich momentan zu verfolgen schienen. Ich hätte Efan retten müssen, so wie er mich. "An was denkst du?" Fragte Loflyn in die entspannende Stille, welche uns umhüllt hatte. "An Efan. Denkst du ich hätte ihn retten können?" Meine Frage klang zweifelnd und leise. Eine gewisse Unsicherheit war herraus zuhören. "Nein. Jeder muss irgendwann gehen, du hast ihm nur einen Grund gegeben für das es sich zu kämpfen lohnt, dich." Wow, nun fühlte ich mich noch schlechter. "Es wäre alles besser gewesen wenn ich niemals geboren worden wäre." Sagte ich schlicht. "Vielleicht, aber es ist wie es ist." Ich nickte, auch wenn ich wusste das sie es nicht sehen konnte. Ich entschloss nochmal etwas zu schlafen. Laut Loflyn würde schließlich ein anstrengendes Training auf mich warten.

Ich musste lachen. Mami sah zu lustig aus mit Vaters langem Hemd. "Hör auf zu lachen du kleiner Teufel" Sagte mami grinsend und pieckste mir in die Seite. Anthony und Bey betraten nun auch den Raum und ließen sich auf ihre Plätze sinken. Gefolgt von Lucaas, Jerome und Kayden. Efan und Matthis waren die letzten. "Hey Amala?" Ich drehte meinen Kopf zu Jerome der neben mir saß. "Alles Gute zum Geburtstag Schwesterchen." Er drückte mir ein kleines Päckchen mit einer roten schleife darauf in die Hand und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. "Danke" kicherte ich und stellte das Päckchen zu den anderen auf dem Tisch. Efan zwinkerte mir grinsend zu und stibitzte einen der vielen Kekse die auf dem Tisch standen. "Efan das sind meine Kekse! Du Dieb!" Kicherte ich und zeigte mit dem Finger anklagend auf meinen Bruder der nun mit Matthis lachend am Tisch saß, und mir schließlich die Zunge raus streckte. Eine Bedienstete kam herein, in der Hand eine riesige Torte mit unzähligen Kerzen. Direkt vor mir stellte sie sie ab. Erfreut quiekend betrachtete ich die Zahl welche auf der Torte stand, "8".

Ein leichtes Rütteln an meiner Schulter weckte mich. Leicht verwirrt schreckte ich nach oben und stieß mit dem Kopf eines anderen zusammen. "Boah du Tollpatsch" Fluchte Loflyn und zog mich am Arm aus dem Auto. Schade... Diese Erinnerung war eigentlich sehr schön gewesen... Wie wir alle eine wirkliche Familie waren.  Die Menschen die sie waren als wir noch Kinder waren, haben nichts mehr mit denen zu tun die mich vor aller Augen geopfert haben. Wie sehr können sich Menschen wegen nur einer Auseinandersetzung verändern? Grimmig rieb sie sich die nun rote stelle an ihrem Kopf und zog mich mit sich. Wir standen vor einer großen alten Villa mitten im nirgendwo. "Wo sind wir?" Fragte ich und rieb mir ebenfalls den Kopf während ich weiter meine Umgebung musterte. "Das ist dein altes Anwesen. In deinem 'ersten' Scheinleben hast du hier gewohnt." Erklärte Loflyn und öffnete mit Mühe die alte große Holztür. Mit einem lauten knarren stieß sie die Tür auf und betrat die riesige edle Eingangshalle, gefolgt von mir.

"In den nächsten Tagen wird ein wenig Verstärkung kommen." Erklärte Loflyn während sie den Inhalt des Kühlschranks analysierte. Das Haus war viel zu groß um sich alles in einer Stunde anzusehen. Bis jetzt kannte ich nur mein sehr großes Schlafzimmer mit zugehörigem Bad, die Küche welche sich an das Wohnzimmer anschloss, sowie Esszimmer und ein weiteres Bad. Für mehr hatte ich noch keine Zeit gefunden. Ich lehnte an die Küchentheke und beobachtete Loflyn. "Verstärkung?" Fragte ich nach. "Ja genau, oder dachtest du etwa wir wären allein? Ich könnte das mit dir allein hinbekommen?" Sie drehte sich zu mir und hob eine Augenbraue. "Geh hoch dich frisch machen, du siehst Grauenvoll aus. Ich werde jetzt gehen. Verlass um gar keinen Umständen das Haus verstanden? Ich komme morgen früh wieder, mit Informationen und Verstärkung." Ich starrte sie entgeistert an. "Du lässt mich hier allein?!" Fragte ich dezent hysterisch. "Ja, es ist doch schließlich dein zuhause oder nicht? Du hast hier über 100 Jahre deines Lebens verbracht. Bis morgen" sie grinste und verließ ohne weitere Worte den Raum. Immernoch komplett überfordert stand ich in der Küche und starrte auf den Boden. Ich hörte wie die Tür ins Schloss fiel und dann wie der Motor des Wagens startete.
Verunsichert schaute ich mich um. Ich soll hier eine ganze Nacht allein verbringen?

Im Schatten Der Unsterblichkeit *(Wird Überarbeitet)* Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt