Am nächsten Morgen wachte Hannah auf und schaute auf die Uhr. Es war schon nach elf Uhr. Sie schlüpfte aus ihrem Bett und zog sich ihre blauen Flauschi-Socken an. Sonnenstrahlen schlängelten sich durch das Fenster in ihr Zimmer. Sie ging zum Fenster und öffnete es. Kühle Luft kam ihr entgegen und sie atmete tief ein. Kalte Luft, ohne jegliche Abgase. Schön. Glücklich drehte sie sich einmal in ihrem Zimmer und ging dann hinunter in die Küche. Ihr Bauch knurrte. Mike kam ihr verschlafen entgegen. Er musste gähnen und lächelte sie dann an. Hach, er war noch so unschuldig. Er wusste nichts von allem, und so sollte es auch bleiben. Sie würde alles versuchen, dass Mike nicht mit dem hier in Verbindung gebracht wird, das war für sie klar. »Guten Morgen, Mike. « »Morgen, Hannah! « Sie wuschelte ihm durch die Haare. Dann fragte Mike Hannah: »Willst du runter? Ich würd ja nicht runter gehen, nicht wenn du noch im Schlafanzug bist, weil... « »Ach, Dad und Mom haben mich doch schon oft darin gesehen. « Sie unterbrach ihn und musste lachen. »Ich meinte doch nicht...« Mike wollte Hannah noch etwas sagen, doch sie war schon die Treppe hinunter gelaufen.
Sie wollte gerade in die Küche gehen, als ihre Mom nach ihr rief. »Hannah? Schatz? Bist du das? « »Ja, Mom! Wollte grad frühstücken gehen. « »Kannst du kurz herkommen? « »Klar. Wo bist du? « »An der Haustüre. « Haustüre? Was machte ihre Mom dort? Wir bekamen doch so gut wie nie Besuch. Egal. Der Schock war groß, als sie erkannte, wer in der Tür stand. Es war ein Mann in schwarzen Anzug und schwarzen Schuhen. Es war der Mann mit den schwarzen, kurzen Haaren und der schwarzen Sonnenbrille. Nur dieses Mal hielt er sie in der Hand. Sie schaute verdutzt. »Mom? « Dann erinnerte sie sich an die letzten Worte, die ihr der Mann hinterher gerufen hatte: In zwei Tagen werde ich wieder kommen... Und heute war dieserTag! Sie hatte es vollkommen verdrängt! Zurzeit verdrängte sie so viele Sachen... Ihre Mom stand neben diesem Mann und lächelte sie an. »Herr Delov, das ist Hannah Hammont. Sie kennen sie bestimmt schon vom letzten Treffen. « Erst jetzt merkte sie, wie sie der Mann, Herr Delov, von oben nach unten musterte. Und er machte es nicht einmal so, dass man es nicht merkte. Nein, er starrte sie an und musste schmunzeln. Was will der Mann von ihr? Und welches Recht hat er, sie so genau zu anzuschauen und sie auch noch auszulachen? Ihre Mine verfinsterte sich und sie schaute verwirrt zu ihrer Mom. Dieser blieb es nicht unbemerkt und gab Hannah das Zeichen nach unten zu schauen. Sie tat es und wusste Bescheid. Scheiße.
Das hatte sie vollkommen vergessen: Sie trug immer noch ihren Pyjama und ihre Flauschi-Socken. Röte schoss ihr ins Gesicht und peinlich berührt lief sie hoch in ihr Zimmer. Warum musste so etwas immer ihr passieren? Konnte es nicht einmal ein paar Tage geben, an denen sie sich nicht peinlich machen musste? Frustriert und beschämt zog sie ihre Jeans und ihren Lieblingspullover an.
Dann ging sie langsam und leise zurück zur Haustüre. Bevor sie um die Ecke biegen konnte, hörte sie, wie ihre Mom mit Herr Delov über sie redete. Leise, aber konkret fragte ihre Mom den Mann. »Sagen Sie, sind Sie verwand mit Tobial? « Hannah lauschte eigentlich nie, doch irgendetwas hinderte sie daran, los zu gehen und das Gespräch zu unterbrechen. Also drückte sie sich flach an die Wand und versuchte zu verstehen, was der Mann antwortete. »Tobial? Diesen Namen habe ich schon lange nicht mehr gehört. Ja ich kenne ihn sogar sehr gut - kannte meine ich. Er war...« Es gab einen lauten Krach, dann ein Kreischen, das in ein Weinen überging. Hannah zuckte zusammen. Warum genau in diesem Augenblick? Der Mann vervollständigte seinen Satz nicht mehr, denn Mom rannte schon hoch zu Mike.
Man konnte hören, wie sie etwas hoch hob und wie sie ihn tröstete. Bestimmt wollte er, mal wieder mit einem Stuhl zur Süßigkeiten Box hochkommen. Hach. Sie musste trotz der Situation grinsen, weil sie sich unwillkürlich daran erinnert wurde, wie oft ihr das passiert war. Sie lugte wieder um die Ecke. Der Mann trat von einem Bein auf den anderen und man konnte sehen, dass er sich ziemlich unwohl fühlte - mit diesen Eindrücken in eine Familie. Dann kam ihre Mom wieder die Treppe runter und sah Hannah. »Hannah? Was machst du denn hier? Hast du etwa Angst vor diesen jungen Mann, oder warum versteckst du dich? « Angst? Verstecken?
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Time-Turner
Fantasy»Nein, Hannah! « wiederholte Mom. »Nein. Du darfst niemandem diesen Begriff anvertrauen, und damit meine ich niemandem! Sonst bringst du nicht nur dich in Gefahr - du bringst uns alle in Gefahr! Mike! Dad! Uns alle! Und wenn sie die Verbindungen her...