Kapitel 15

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Ihr Geburtstag rückte immer näher. Hannah wusste nicht ganz, ob sie sich freuen oder Angst haben sollte, und deswegen versuchte sie, nicht immer daran denken zu müssen. Langsam setzte sie sich im Bett auf und streckte sich genüsslich. Der Tag gestern war schön gewesen – sehr sogar. Sie mochte es mit ihm Auto zu fahren, nur dann fühlte sie sich unendlich frei. Morgen würde sie ihn wieder sehen, darauf freut sie sich schon seit dem Moment, als sie aus dem Auto gestiegen ist.

Hannah nimmt ihre Bettdecke zur Seite und hüpft aus ihrem Bett. Erst jetzt bemerkte sie die Kette, die noch immer um ihren Hals hing. Sie hatte sie gestern nicht mehr abgelegt, so fasziniert war sie von dem Stein gewesen. Vorsichtig zog sie sich die Kette über den Kopf und legte sie auf ihren Schreibtisch.

Es war Samstag und heute würde sie sich mit Mirabelle treffen. Zuerst wollten sie zu Hannah kommen, doch ihre Mom hielt davon nichts, so kurz vor der ‚Aktivierung' ihrer Gabe noch jemand fremden in ihr Haus zu lassen. Und so traf sie sich mit ihr in Barnaul.

Eigentlich kam es ihr ganz gelegen, da sie sich auch gleich mit Jule treffen konnte. Hannah hatte ihr gestern noch Bescheid gegeben, doch bis jetzt hatte sie noch nicht geantwortet. Es ließ sie stutzig werden, denn Jule schrieb normalerweise immer gleich zurück. Bestimmt hatte sie nur ihr Handy verlegt – das machte sie gerne. Hannah ging zum Fenster und öffnete es. Es wurde schon fast zur Gewohnheit. Draußen war es schön und Vögel zwitscherten in den Bäumen. Noch immer hielt sie das Fenster in der Hand, als ihr der Gedanke kam. Noch immer wusste sie nicht, was Zukunftsreisen sind. Und noch immer wusste sie nicht, was das Memorial ist. Sie musste unbedingt das Buch finden, von dem ihre Uroma bei ihrem Treffen gesprochen hatte.

Sie schloss das Fenster und ging hinunter in die Küche. Ihre Mom stand schon in der Küche und richtete Frühstück her. »Guten Morgen, Schatz. Du bist aber früh wach! « »Ja, ich bin aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen. « Hannah holte Teller und deckte den Tisch. Dann schenkte sie sich heißen Tee ein und setzte sich an den Tisch. »Bist du sehr aufgeregt wegen morgen? « Ihre Mom setzte sich mit einer dampfenden Tasse zu ihr. Hannah schaute weg. »Ich weiß nicht so recht, was ich fühlen soll. « »Ich verstehe​ dich Hannah. Mir geht es genau wie dir. Ich weiß auch nicht, was morgen passieren wird. « Ein Schweigen folgte, als jeder aus seiner Tasse trank.

»Mom? Weißt du, was das Memorial ist? « »Memorial? Hm, warte, ich glaube es ist ein Buch. Du hast es auf jeden Fall schon einmal erwähnt. « Hannah nickte. Erwähnt hatte sie es, aber sie war zu aufgewühlt gewesen und hatte deswegen vergessen, ihre Mom zu fragen. »Ein Buch? Weißt du wie es ausschaut? « Gespannt wartete sie auf die Antwort ihrer Mom. Die schaute nachdenklich ihren Kaffee an und runzelte die Stirn. Nach einer gefühlten Ewigkeit hob sie den Kopf. »Grün. Es ist grün und sehr alt. « Als würde ihrer Mom erst jetzt bewusst werden was sie gesagt hat, wurden ihre Augen groß. »Hannah. Du hast mir doch einmal ein Buch gezeigt, welches ich nicht sehen konnte! Das war das Memorial! Ich bin mir zu hundert Prozent sicher. « Ungläubig schaute Hannah ihre Mom an. »Sag jetzt bitte nicht, dass das wahr ist! Das grüne, kalte Lederbuch! Ich hatte quasi ein Buch mit allen Antworten auf meine Fragen in den Händen! « »Ja, aber was meinst du damit? Hast du es nicht mehr? « Hannah schüttelte ihren Kopf. »Mom, das Buch kann man nicht ‚haben'; es taucht auf und verschwindet wie es will. Zuletzt hab ich es nach unserem Treffen, bei dem du das Buch nicht sehen konntest, auf meinen Schreibtisch gelegt. Seit dem hab ich es nicht mehr gesehen. « »Das ist blöd. « Ihre Mom schaute Hannah mitfühlend an. »Aber wenn es in deiner Nähe schon mehrmals aufgetaucht ist, dann wird es es bestimmt wieder tun. Da bin ich mir sicher! « Hannah lächelte ihre Mom schräg an. »Ich hoffe, du hast Recht! Ich will endlich Antworten. «

Ihre Mom streichelte ihr über die Haare und stand wieder auf. Kurz darauf kam auch schon Mike in die Küche gelaufen. »Guten Morgeeen! « Überschwänglich ließ er sich auf seinen Stuhl fallen und griff eine Semmel. »Mom? Kann ich heute in die Stadt? « Verwundert schaute Mom ihn an. »In die Stadt? Du? Was ist denn mit dir passiert? Du hasst doch sonst immer Barnaul. « Mike wurde rot und legte seine Semmel auf seinen Teller. »Ach, ich wollte mich nur mit jemandem treffen... «

»Jemandem? Mit wem denn? « Mom musste lächeln. Mike schaute auf seine Semmel. Ihm war es sichtlich peinlich. Hannah konnte es nicht mit länger ansehen und erlöste ihn von seinem Leiden. »Ach ist doch egal, Mom. Ich wollte sowie so in die Stadt, da kann er doch mit mir mitkommen. « Jetzt schaute ihre Mom Hannah erstaunt an. »Und wie willst du dort hinkommen? «Hannah grinste. »Da...wollte ich dich noch fragen, ob... « »Jaja, ob ich wieder Chauffeur spielen möchte? « Ihre Mom schaute sie tief in die Augen. »Vielleicht...? Mom, komm schon! Bitte! « Ihre Mom schnaubte laut und drehte sich weg. »Mom, bitte. Ich wollte mich mit Jule und Mirabelle treffen. « Jetzt musste ihre Mom lachen. Hannah schaute zu Mike, doch dieser blickte genauso verwundert wie sie selbst. Ihre Mom drehte sich wieder zu ihnen und wischte sich Lachtränen von den Augen. »Ach Hannah, klar fahre ich euch. Es war nur gerade urkomisch – ihr beide. « Sie ließ es dabei und ging aus der Küche.

»Das war gerade sehr komisch! « Mike prustete los und Hannah stimmte mit ein. Ihre Mom wusste genau, was sie brauchte – auch wenn es nur Ablenkung war. Es hatte aber funktioniert.

»Mike? Wo bleibst du? « Hannah und ihre Mom saßen schon im Auto und warteten seit Minuten. Ihr kleiner Bruder ist noch einmal aus dem Auto gesprungen unter dem Vorwand: Er habe was vergessen. Endlich kam er daher gelaufen und sprang ins Auto.

Die ganze Autofahrt über war er sehr leise und schaute aus dem Fenster. Doch Hannah merkte es nicht, da sie selbst in ihren Gedanken versunken war. Jule hatte geantwortet, dass sie heute keine Zeit hatte und deswegen nicht kommen wird. Dabei hatte sie vor ein paar Tagen ihr erzählt, dass sie ab dieses Wochenende daheim wäre. Weiter hatte sie nicht mehr geantwortet. Hannah machte sich Sorgen, ihre frühere BFF war doch sonst auch nie so abweisend. »Hannah? Hannah! « Sie schreckte hoch. »Wir sind da. « »Schon? Oh. «

Sie verabschiedeten sich und Mike und Hannah gingen über den Marktplatz. Er versicherte ihr immer und immer wieder, dass er auf sich aufpassen würde und verschwand dann in einem Geschäft. Hach, ihr kleiner Bruder war noch so frei in gewisser Hinsicht. Er hatte keine unnötigen Sorgen über alles, auf ihm lastet noch keine so große Verantwortung und er hatte noch Spaß. Hannah vermisste ihre sorgenlose Kindheit sehr. Vor allem vermisste sie die Zeit, in der sie noch unwissend über ihr geerbtes Gen war. Doch wäre das alles nie passiert, so hätte sie niemals Victor kennen gelernt. Es passt schon alles, so wie es ist.

Schon von weitem sah sie Mirabelle, die ihr winkend entgegen lief. Bei ihr angekommen, fand sie sich in einer großen Umarmung wieder. »Und schon aufgeregt wegen morgen? « »Ähm.. was?! « »Äh, ja weil du doch... ähm...17 wirst? « »Wieso sollt ich da aufgeregt sein? « »Weiß nicht, keine Ahnung. Ach ist ja auch egal. Willst du da rein gehen? Und hast du nicht eigentlich gesagt, dass wir noch jemanden treffen werden? « Mirabelle zog Hannah am Ärmel in eine Boutique und ließ ihr nicht einmal mehr die Zeit zum Antworten. »Stopp, jetzt mal langsam! « Fragend schaute Mirabelle sie jetzt an. »Was willst du alles von mir wissen? « Mirabelles fragender Blick wechselte in ein Grinsen. »Oh, haha, nicht so wichtig, nur ob nicht noch jemand kommen wollte...« Hannah nickte. »Ja, doch, ich hatte Jule gefragt, doch sie hatte keine Zeit heute, obwohl sie mir vor ein paar Tagen geschrieben hatte, dass sie Zeit hätte. Nicht weiter wichtig. « »Okay. «

Sie schlenderten durch den Laden und Mirabelle kaufte sich ein Top und eine Hose. Hannah fand nichts, und so gingen sie von Laden zu Laden und berieten sich gegenseitig.

Die Zeit verging wie im Flug. Ehe sie sich versahen war es später Abend und Hannah wurde abgeholt. Mike übernachtete bei einem Freund. Mit wem er sich aber heute den ganzen Tag über getroffen hatte, wusste Hannah nicht. Sie würde es schon noch aus ihm herausbekommen, das war klar. Hannah umarmte Mirabelle noch einmal und stieg dann in das Auto von ihrer Mom.

Zu Hause angekommen legte sich Hannah nach dem Duschen sofort in ihr Bett, denn sie fühlte sich vollkommen ausgelaugt. Erschöpft fielen ihr die Augen zu und sie sank in einen tiefen Schlaf.

Neben ihrem Bett stand ein Stuhl, der im Mondlicht glitzerte. Darauf saß ein kleiner Schatten, der sie beobachte. Doch das merkte sie schon nicht mehr.


Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, bin mega im Stress wegen der Schule^^
Kann deswegen sein, dass jetzt einige Zeit die Kapitel etwas unregelmäßig kommen.
Ich hoffe, ihr habt Verständnis dafür :)
Nur noch kleine Fragen an euch:

Wie stellt ihr euch das "Zeitdrehen" vor?

Wie findet ihr bis jetzt meine Charaktere?

Ich würde mich sehr über Antworten und Votes freuen!^^
Viel Spaß euch beim Lesen^^

Eure MagicLuna11

Time-TurnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt