Will You Swear ~ [GirlXGirl]

2. Eine schrecklich nette Familie

Als Mirko sich von mir verabschiedet hatte und mit einem Knall des Pick-Ups davon gebraust war, hatte Anna's wegbleiben wohl für ein wenig Verwirrung gesorgt. Denn als wir schließlich die Treppen runter gestapft kamen, Anna nervös plappernd, standen bereits ihre 3 Kinder am Ende der Treppe und blickten mit unergründlichen Blicken zu uns hinauf.

Es waren die 3 von den Fotots. Ein kleiner 10 jähriger Junge sein pubertierender, geschätzt 14 jähriger Bruder und ein Mädchen. Kaum ein Jahr jünger als ich und wunderhübsch. Ganz anders als der Ton den sie an den Tag legte.

"Mum? Was ist hier los? Wer ist das?" fragte die Älterste, die Hände in die Hüfte gestemmt. Anna setzte zu einer Antwort an, da wurde sie von ihrem Sohn auch schon unterbrochen.

"Jetzt stell dich nicht dumm Amanda! Ist doch klar wer das ist und was hier abläuft! Das Miststück nistet sich hier ein." giftete er auch schon los und versuchte mich nieder zu starren.

"Anthony!" entrüstete sich Anna, mit einem warnendem Blick.

"Na ist doch wahr!"

Unbeeindruckt begutachtete ich meine Nägel und stellte fest das sie mal wieder neuen Lack vertragen könnten. Ich hatte keine Lust wieder und wieder zu erklären dass ich keinen Bock auf den Mist hier hatte, also sagte ich gar nichts und beobachtete weiter das Geschehen.

"Anabe... Ich meine Jessie, ist jetzt ein Teil dieser Familie. Ich erwarte, dass du dich benimmst. Das gilt für euch alle!" schimpfte Anna und stolzierte an den dreinen Vorbei. Bei dem Wort 'Familie' verzog ich angeekelt das Gesicht, konnte mir aber keine 5 Sekunden später mein Grinsen nicht verkneifen. Als ich fieß kichernd die letzten Stufen nahm und mit dem Fuß schließlich den Boden berührte wurde ich von 3 gefährlich blitzenden Augenpaaren niedergestarrt. Doch das machte mir nichts. Ich lachte immer noch in mich hinein als ich an ihnen vorbei ging und Anna folgte.

Sobald ich den Raum betrat war mein Lachen auch schon wieder verstummt, denn Anna lächelte mich an und bat mich, mich auf den freien Platz zu setzen, während ihre Kinder an uns vorbei zu ihren Plätzen liefen und Anthony nichts anbrennen lies um mich anzurempeln. Am Kopfende des Tisches saß Bill, Anna's Mann, rechts von ihm seine geliebte Frau und neben ihr Amanda. Links von ihm saßen Anthony und Alex, wie mir eben sein Name einfiel. Genervt stellte ich fest das nur noch der Platz am anderen Ende des Tisches frei war. Bill, der wohl meinen zweifelnden Blick gesehen hatte, lächelte mir freundlich zu.

"Setzt dich ruhig. Der Sessel ist nicht prepariert  und wird nicht auseinander fallen sobald du dich drauf setzt." lachte er mich an. Mh, er hatte humor, damit konnte ich wenigstens etwas anfangen.

"Ach ich bitte dich, das war eher weniger meine Sorge. Ich hab mich eher gefragt warum ich am Tischende sitzen soll. Aber jetzt wo du es sagst." riss ich zum ersten mal seit meiner Ankunft mein Maul auf und beäugte den Stuhl kritisch.

"Das ist doch klar oder nicht?" fragte Bill stirnrunzelnd. "Das älteste Kind sitzt gegenüber des Familienoberhauptes. Das war schon bei den alten Römern so." Ich forstete in meinem Hirn nach einer Erinnerung an den Geschichtsunterricht, den ich jedoch fast komplett verschlafen oder verpasst hatte. Als mir jedoch nichts einfiel zuckte ich mit den Schultern.

"Mh." Ich lies mich auf den Stuhl fallen. "Ich hab eigentlich gedacht das gilt nur für den ältesten Sohn aber naja." Sagte ich erneut und Anthony sah aus als wolle er Giftpfeile in meine Richtung schießen als er aufsprang. Ganz schön aufbrausend der Junge. Naja, interresieren sollte es mich nicht.

"Ich kann gerne mit dir Tauschen wenn du darauf anspielst! Ich hab es sowieso mehr verdient dort zu sitzen als du!" schrie er mich beinahe an. Schwer atmend mit einem Killerblick auf mir stand er da. Seelenruhig hatte ich mir während seines Tobsuchtanfalls mein Glas genommen und einen Schluck getrunken. Jetzt wollten auch schon Anna und Bill eingreifen, doch ich hob eine Hand um ihnen zu bedeuten dass sie ihr Maul halten sollten.

Ich stellte mein Glas auf den Tisch zurück und wartete noch einige Sekunden bevor ich mich vorlehnte und flüsterte. Es war so still im Raum, dass ich wusste, dass mich jeder verstehen konnte.

"Wer sagt denn, dass ich von dir geredet habe?" fragte ich und zog eine Augenbraue hoch. Die drei Kinder blickten mich verständnislos und verwirrt an, während Anna nach luft schnappte.

"Jessie.." bagann Bill da seine Frau anscheinend zu steif war um etwas zu sagen.

"Bill?" ich blickte mit einem dermaßen boshaften lächeln zu ihm, dass es mich sogar selbst angewiedert hätte, wenn ich nicht so sauer gewesen wäre.

"Es ist nicht der richtige Zeitpunkt für soetwas." Meldete Anna sich endlich zu Wort. Mein Blick schnellte zu ihr und ich schwöre wenn Blicke töten könnten....

"Willst du mich verarschen?!" lachte ich ironisch.

"Es reicht, Jessie." meinte Bill.

"Und du auch gleich?" keifte ich.

"Sprich nicht so mit mir." sagte er ruhig. Ich weiß nicht wieso, aber in seiner Stimme lag so ein gewisser Ton, bei dem ich das Gefühl hatte mich nicht wiedersetzten zu wollen.

"Und vor allem nicht mit mir. Ich bin deine Mutter!" säuselte Anna vorwurfsvoll und ich war beinahe dankbar dass ich dadurch nicht eigeknickt war. Jetzt war ich wieder auf hundertachzig, doch ich lehnte mich mit aufgezwungener Ruhe zurück und stand langsam auf.

"Dieses Ass im Ärmel hast du verspielt, Schätzchen, vor sehr langer Zeit." sagte ich mit einem angewiedertem Unterton und wollte mich aus dem Zimmer stehlen.

"Komm sofort zurück, Jessica!" sagte sie laut, doch ich ließ mich nicht beirren und ging weiter.