Einkaufen

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Marion legte das Buch zur Seite. Ihr Magen knurrte und erinnerte sie daran noch einzukaufen. Im Küchenschrank befanden sich die Umschläge mit dem Geld. Es war Samstag und sie hatte nur noch 20 Euro für diese Woche übrig. Sie musste ja nicht besonderes kochen. Sie liebte eh Nudeln mit Fleischsauce und das würde für heute und morgen reichen. Ausserdem brauchte sie noch Brot und Käse und Joghurt für das Müsli. Sie steckte eine Stofftasche ein und machte sich auf den Weg. Sie kaufte am Liebsten bei Edeka ein, doch heute war die Zeit knapp und sie wollte das schnell erledigen.Es gab noch einen Supermarkt um die Ecke und den steuerte sie an. Es hatte zu nieseln begonnen. Leider würden schon bald die Bäume ihr Laub abwerfen. Vereinzelt lagen schon die verfärbten matschigen Blätter auf dem Weg. Auch das passte zu dem Cover, dachte Marion. Sie löste einen Einkaufswagen aus dem Depot und betrat den Supermarkt. In der Gemüseabteilung sah sie einen Mitarbeiter der mit seiner verkümmerten Hand das Sortiment aufräumte. Es war so eine Supermarktkette die in erster Linie Behinderte und Benachteiligte einstellte. Der junge Mann lächelte sie im Vorbeigehen an. In der Brotabteilung fand sie Brötchen zum Aufbacken und Croissants. Sie bog in den Gang mitden Säften und Getränken ein und sah Bernette kämpfend ihren störrischen Einkaufswagen vorwärts bewegen. " Bernette". Bernette hielt inne. Marion holte auf. " Oh meine Liebe, wie schön dich zu sehen." Bernette war Französin und Marions Nachbarin. Marion liebte ihren Akzent und ihre verrückte Art zu leben. Sie war schon über 70, aber alles andere als alt. Bernette ging tanzen, fuhr Rollerskates und hatte noch andere ausgefallene Hobbys. " Du kaufst ja schon wieder diesen Biomist " Ihre Stimme klang belustigt. " Ja und obwohl ich im Grunde genommen gar kein Geld dafür habe, aber ich kann nicht anders.Überzeugung ist Überzeugung." Marion erwartete ihren Konter. " Nein, das ist Deutsch. Nur Deutsche können auf sowas kommen." " Aber Bernette, ich habe zu Hause einen wunderbaren Bio Bordeaux " " Ja, aber die Deutschen übertreiben wie immer. Es gibt ja sogar Bio Backpulver. Jetzt sag mir wozu soll das gut sein, he? " Sie schaute Marion mit aufgerissenen Augen an. Marion lachte herzhaft. " Bernette, ich hab letztens gelesen dass die Erde auf Friedhöfen immer mehr verseucht ist, aber nicht auf Grund von Leichengift sondern dem Gift der sich in Körpern über Jahrzehnte ansammelt durch den ganzen Mist den wir durch unsereNahrung aufnehmen. Na, was sagst du dazu? " " Ach das ist doch Unfug, Chérie. Also ich weiß dass ich 100 Prozent biologisch abbaubar bin. Kommst du morgen zu mir zum Essen? Ich muss mal wieder für dich kochen. Du brauchst mal wieder was richtiges zum essen, meine Kleine. Ich mache mir oft große Sorgen um Dich. Du bist so mager. Was macht die Schauspielerei? Das erinnert mich daran mir noch unbedingt dein Stück anzuschauen. Was für eine Rolle hast du nochmal gleich, Liebes ?" Bernette sah sie mit diesem Blick an den sie so an ihr liebte. "Ich spiele einen Junkie, nichts besonderes" " Sag das nicht, du musst mehr Selbstvertrauen haben. Ich weiß dukannst das" " Du bist lieb Bernette", Marion drückte sie an sich. " Übrigens", Bernette wechselte in einen verschörerischen Tonfall. " Du weisst mir was das schon immer unheimlich hier einzukaufen. Diese vielen komischen Leute hier." Sie rollte ihre Augen hin und her. Marion amüsierte sich. " Bernette schaute sich um, kam näher an Marion heran und flüsterte ihr zu: " Sie haben jetzt einen Zombie hier....

Liebe mich oder töte michWo Geschichten leben. Entdecke jetzt