Das Monster unter dem Bett

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Marion brannte darauf das Buch weiter zu lesen. Sie betrachtete das Cover mit dem Mann im Laternenlicht. Bedauerlicherweise konnte man sein Gesicht nicht sehen. War das der Verkäufer mit dem Totenkopf? Die friedlichen Augen des Mannes aus dem Supermarkt passten nicht zu dem Monster aus dem Buch. Aber sprach dieser nicht selber davon dass er sich verwandelte von Dr.Jekyll in Mr.Hyde? In der Geschichte wurde ihr bisher nur Mr.Hyde lebhaft vor Augen geführt. Wie war aber Dr. Jekyll?. Vielleicht so wie der freundliche Mann der blutend aufdem Boden saß und sie sanft ansah? Dieser Gedanke war beunruhigend. Sie öffnete das Buch und fand die Stelle wo es weiterging. Für einen Moment kam die Versuchung die Seiten durchzublättern, die Geschichte vorzuspulen und Gewissheit zu bekommen. Denn sie fürchtete sich davor selbst in der Geschichte aufzutauchen. Diese Angst keimte in dem Moment in ihr auf, als sie das Cover das erste Mal sah. Der Schock ihr Haus auf dem Bild zu sehen und der Verdacht das sie es war, die durch die Gardine auf die Straße blickte. Am Anfang hatte ihr der Gedanke geholfen dass das ja alles nicht sein konnte. So etwas passierte einfach nicht. Es war realitätsfern und einfach nur verrückt. War das Paranoia undsahen so die Gespenster aus, die plötzlich aus dem Nichts auftauchten? Les endlich weiter. Du willst doch kein Detail verpassen. Es ging weiter mit den beiden Polizisten von der Mordkommssion. Schnell wurde die Verbindung gefunden zu den parallelen Fällen. Dreimal wurden Frauen in ihrem Haus überfallen, gefesselt und psychisch gefoltert. Aber keinen der Frauen wurde körperlich etwas angetan. In diesem Fall war das anders. Sie kamen mit den Beamten, die sich bisher um diese Fälle gekümmert hatten, in einer Besprechung zusammen. Nun war es Angelegenheit der Mordkommission. Die gesammelten Akten wurden übergeben. Ein Mitarbeiterteam wurde zusammengestellt, Aufgabenverteilt und Ermittlungen in die Wege geleitet. Kommissar Wegand und sein junger Kollege Jan Koszek suchten die vorhergehenden Opfer auf. Rein äusserlich waren sich die Frauen nicht unbedingt ähnlich. Ein bestimmten Typ von Frau schien der Täter nicht zu verfolgen. Aber irgendeine Gemeinsamkeit musste es geben. Da waren sich die Kommissare sicher und dieses gemeinsame Element versuchten sie aufzuspüren. Sie führten ausführliche Gespräche, tasteten sich in alle möglichen Richtungen vor und schrieben ganze Romane in ihre Notizbücher. Eine der Frauen stach heraus und war auffällig. Sie war kurz angebunden, gab lediglich knappe Antworten und wollte diePolizisten schnell wieder loswerden. Wegand und Koszek waren überzeugt dass sie ihnen etwas vorenthielt oder sogar log. Man wollte sie genauer unter die Lupe nehmen. Immer wieder Szenenwechsel. Man lernt den Täter kennen. Marion konnte kaum atmen als sie las, dass er in einem Supermarkt arbeitete. Das war doch einfach nicht fassbar. Es war der gleiche Laden wie bei ihr um die Ecke. Sein Name wurde erwähnt. Carsten Meyer. Und dann wartete schon der nächste Schock. Er leidet an Vitiligo. Die Totenkopfzeichnung wurde detailliert beschrieben. Jetzt war es Gewissheit. Es konnte nicht anders sein. Ihr wurde schwindelig. Das Buch glitt ihr aus der Hand und fiel auf den Boden. Entsetzen hattesie gepackt und die schreckliche Wahrheit wie Backpfeiffen ins Gesicht geschlagen. Sie hatte das Monster im Supermarkt gesehen. Er war furchteinflössende Realität. Es war so wie ein kleines Kind das in seinem Zimmer bei Nacht aufschreit, geplagt von einem Alptraum und die besorgte Mutter stürmt in das Zimmer und sie will das Kind beruhigen, nimmt es in den Arm und redet sanft auf das zitternde Bündel Angst ein. Sie blickt es an und fragt nach was geschehen sei. Das Kind krallt sich an das Nachthemd der Mutter und erzählt mit aufgewühlter Stimme von einem schrecklichen Monster das sich in ihr Zimmer geschlichen hat und sich knurrend unter ihrem Bett versteckt hat. Die Mutter lacht auf und wuschelt demKind durch das Haar. Monster gibt es nicht und es war nur ein böser Traum der nun vorbei ist. Das Kind war nicht überzeugt. Mama, schau bitte nach, fleht es eingehend. Die Mutter lächelt verständnisvoll. Na gut. Sie erhebt sich ganz langsam und behutsam und immer mit dem Blickkontakt zu ihrem Kind dass mit fahlem Gesicht und verkrampft den Bewegungen seiner Mutter folgt. Sie taucht ab und kniet sich hin , neigt den Kopf und schaut in das dunkle unterm Bett. Sie erwartet nichts zu sehen. Doch sie macht etwas aus. Sie kann Konturen wahrnehmen. Irgendetwas ist unter dem Bett. Etwas großes. Und dann blickt sie in rote blutunterlaufende Augen.....

Liebe mich oder töte michWo Geschichten leben. Entdecke jetzt