zwei

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Ich musste mir fest auf die Wange beissen um endlich aus der Trance aufzuwachen. Es dauerte schliesslich eine ganze Minute, denn plötzlich stand er vor mir und grinste mich verschmitzt an. Hatte er etwa gerade eine Frage gestellt?

"Hä? Wie?", stammelte ich und verfluchte mich selbst.

"Du stehst vor meinem Spind", schmunzelte er. Na toll, er fand das auch noch lustig?

Ich trat zur Seite und musterte ihn als er seine Kombination eingab und die Bücher verstaute. Gleich neben meinem Spind. Ich wusste nicht ob ich glücklich oder genervt sein sollte.

"Hat es dir die Sprache verschlagen, Marie?", fragte er mich aus heiterem Himmel.

Ich wollte schon schnippisch antworten, da seine Art und Weise mit mir zu sprechen und mich mit diesem belustigtem, wunderschönen und strahlendem lächeln an- Oh Gott. Es fing schon an und ich ekelte mich selbst vor mir selbst.

"Woher kennst du meinen Namen?"

"Du bist ziemlich berühmt hier. Angeblich sollte ich mich vor dir fern halten. Nach deinem Blick zu urteilen haben sie gar nicht so unrecht." Er fing an leise zu lachen als ich meinen Blick so sehr verzog das ich lächerlich aussehen musste.

"Keine Angst, ich beisse nicht", beantwortete ich seine stumme Frage und machte mich auf den Weg in den Kunstunterricht.

Ich wollte auf keinen Fall noch mehr Leute kennenlernen, die schlussendlich nur auf mich zeigten und weitere Gerüchte verbreiteten. Es war genug stress mit mehreren hunderten von Studenten, da brauchte ich nicht noch jemanden.

Ich hörte wie jemand laut aufstöhnte und joggend neben mir aufholte.

"Marie, es tut mir Leid. So war das nicht gemeint, natürlich tust du nichts. Ich weiss genau wie du dich fühlst. Sieh mal, lass es uns nochmals versuchen. Hallo Marie, mein Name ist Caspian Degray. Es mir eine Ehre dich kennenzulernen." Er hielt mir sogar seine Hand entgegen.

Ich betrachte seine perfekten Hände und musste mich zusammenreissen sie nicht einfach für immer und ewig zu halten, und nie wieder loszulassen. Fokussiere dich.

"Sehr freundlich ausgedrückt, Degray. Aber du weisst nicht annähernd, wie sich es anfühlt ich zu sein. All das, ist doch nur eine Fassade. Geh zurück zu deinen Freunden, sie werden schon ungeduldig", konterte ich vielleicht ein bisschen zu schnippisch. Soll er doch denken das ich arrogant war, würde ja nichts an meinem Image ändern.

Seine Geschichtszüge verhärteten sich an meinem Kommentar doch sie wurden durch einem hochnäsigem Grinsen ersetzt. Wusste ich doch, dass er etwas im Kasten hatte.

"Wie du meinst. Du willst Katz und Maus spielen? Kannst du haben, Süsse", entgegnete er und biss sich so unverschämt wie auch nur möglich auf die Unterlippe. Bastard.

Ich schnaubte verächtlich und lief weiter, um mich schliesslich auf meinen Stuhl zu setzen der in der ersten Reihe war. Es wunderte mich nicht das meine Reihe ausser mir leer war.

Der Saal füllte sich langsam, genauso wie meine Unruhe. Meine Fassade mochte noch so gleichgültig über alles und jeden sein doch in meinem Inneren wollte ich den Tag nur noch hinter mich bringen. Dieses Verlangen wurde noch intensiver als ich Caspian sah, so hochnäsig wie er sich offenbart hatte. Und ich hatte mir wirklich zur Kenntnis gezogen, mich mit diesem Kotzbrocken anzufreunden.

Er schlenderte langsam an mir vorbei, sodass ich sein starkes Parfüm roch und wohl auch seinen derben Männergeruch. Wie unfair, gut riechen konnte er auch. Seine Augen schienen mich anzufunkeln und hatten dieses verspieltes Glitzern, die mich regelrecht aufforderten mit ihm zu spielen.

Er setzte sich gleich hinter mich, das entlockte vielen weiblichen Verehrern von ihm ein entsetztes Schnauben. Ich musste leicht lächeln, bis ich spürte wie er an meinen Haaren anfing zu spielen. Das war doch nicht sein Ernst.

"Könntest du das lassen? Es stört und ich hab dir nicht einmal die Erlaubnis gegeben mit meinen Haaren zu spielen", zischte ich genervt als ich mich umgedreht hatte und entriss ihm meine Haare. Ich versuchte so gut es geht die interessierten Blicke zu ignorieren, was sich als schwierig erwies.

Er dachte wohl nicht daran und nahm sich wieder eine Strähne zwischen seine Finger und wickelte sie um seinen Zeigefinger. Er grinste und schenkte mir somit einen Blick auf seine perfekten Zähne.

"Naja ich könnte es lassen, will aber nicht. Und seid wann braucht man eine Erlaubnis, dem Mädchen das man mag Zuneigung zu schenken?", fragte er mich mit einer hochgezogenen Augenbraue. (Oh, zur Info, die waren natürlich auch perfekt.)

Seine direkte und ziemlich peinliche Erklärung brachte mich dazu gleich rot zu werden. Verdammte Hormone. Und wer gestand das gleich nachdem er die Person zwanzig Minuten kennenlernte?

"Hör auf damit", fauchte ich, machte aber keine Anstalten ihm die Strähne aus den Händen zu reissen, "und komm ja nicht mit dem ganzem Ich mag dich, scheiss. Ich fall da nicht rein nur weil du ein bisschen neugierig bist."

Er lächelte daraufhin nur verschwörerisch und schüttelte den Kopf langsam. Er fokussierte sich nur noch auf die Strähne, als sei sie ein Geheimnis, dass er lösen musste.

Ich drehte mich wieder zurück zur Wandtafel, gleich als unsere Lehrer reinkam und den Unterricht begann.

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Als ich den ersten Morgen überstanden hatte, schlenderte ich zur Cafeteria um mein Sandwich zu essen, dass mir Magda zubereitet hatte. Ich setzte mich und packte es aus. Das Wasser zog sich in meinem Mund zusammen als ich das Schinken-Sandwich sah. Sie wusste immer was ich mochte und wie sie meine Stimmung heben konnte, ohne es zu wissen. Leider war mein glücklicher Moment gleich vorbei als sich Caspian zu mich setzte.

Er stellte sein Tablett hin und begann seine Cola zu öffnen, ganz langsam und als ob mit mir zu essen was wäre, dass wir jeden Tag taten.

"Äh, was sollte das?", fragte ich ihn vorsichtig.

"Essen, was sonst?", sagte er ganz lässig und biss genussvoll in seinen Burger.

"Ja, das sehe ich. Wieso bist du hier?"

"Es ist ein freier Platz, nicht?"

"Ja schon, aber wieso sitzt du mit mir?"

"Weil du alleine bist und ich die Jungfrau in Nöten Gesellschaft leisten möchte?"

Ich musste mich verhört haben.

"Jungfrau in Nöten? Was bitte schön gab dir den Anschein das ich in Nöten wäre?!"

"Kommt es so darauf an? Ach komm, ist es so schlimm das ich hier mit dir sitze? Du siehst so allein aus du Jung-"

"Wag es ja nicht diesen Satz zu beenden, Degray", fauchte ich warnend und er hob seine Arme geschlagen.

Ich biss in mein Sandwich und schaute überall hin, nur nicht zu ihm. Er hatte sogar nerven anderen vorbeilaufenden Mädchen zuzuzwinkern. So ein-

"Also, hast du wirklich so ein gruseliges Image, dass niemand mit dir zu Mittag isst?", wunderte er sich und biss gleich wieder herzhaft in sein Essen.

"Ich wüsste nicht was dich das angeht."

"Ach komm, Marie. Sei nicht fies."

"Es war nicht meine Schuld das sich jeder fürchtet. Hab selbst keine Ahnung."

Mir war das Gespräch unangenehm, darum packte ich meine Sachen und stand auf.

"Hey, wo willst du hin?", erkundigte er sich und wenn ich mich nicht irrte, hörte ich eine Spur Verunsicherung.

"Weg. Das starren macht mich wahnsinnig. Und wenn du nur auch ein bisschen Respekt vor mir hast, folgst du mir nicht.", schoss ich ihm praktisch an den perfekten Kopf.

Ich schwang meine Tasche um meine Schulter und bass in mein Sandwich. Kauend lief ich aus dem Esssaal, wissend das der ganze Saal mich mit seinen Blicken verfolgte.

EYES AND SOULSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt