Er erzählte seiner Mama alles. Detaillierter als je zuvor und Stegi kam sich dabei vor, als würde er ihr aus seinem Tagebuch vorlesen. Es fühlte sich so an, als würde er nackt dort stehen, während er mit ihr redete. Nur das seine Mama eben nicht nur seine Mama wäre, sondern eine ganze Menschenmenge, denen er das erzählte, wovor er am meisten Angst hatte in diesem Moment.
Aber seine Mama sagte nichts außer ein paar mitleidige Armschüttler und ab und zu mitfühlenden Blicken wirkte sie generell sehr neutral. Einige Male wies sie Julia zurecht nicht zu sehr rumzuhampeln während sie sich über ihre Mitbewohner in Animal Crossing aufregte.
Auch wenn Stegi beruhigt war, dass seine Mama so reagierte wie er es gebraucht hatte, gab es immer noch das Problem, das er nicht wusste wie er nun zu Tobi nach Berlin kommen sollte. Dennoch hätte er sich keine bessere Reaktion seiner Mama wünschen können. Würde sie ihn unterbrechen oder nachhaken, war er sich sicher, dass er seine dann verlorene Fassung nicht mehr wieder finden würde.
„Stegi?", der Blonde zuckte zusammen, als Julia ihn aus seinen Gedanken riss. Sie sah von unten zu ihm hoch und hielt ihren Nintendo in der einen Hand. Die andere lag auf seinem Knie und der Grünäugige zog belustigt die Augenbrauen hoch. Er wusste nie wirklich, was er von seiner Schwester zu erwarten hatte. „Ich hab' darüber nachgedacht, was du mir erzählt hast.", erklärte sie stolz und der Blonde war für einige Sekunden verwirrt, bevor er verstand, was sie damit meinte.
„Weißt du Anne ist im Moment die Mitbewohnerin, die ich am liebsten habe. Aber ich mochte auch mal Ricarda ganz dolle. Und jetzt an meinem Geburtstag waren sowohl Anne als auch Ricarda auf meiner Party. Und ich glaube ich verstehe dich jetzt.", so unglaubwürdig das auch klingen mochte: Stegi war sich wirklich sicher, dass sie ihn tatsächlich verstand. Grinsend wuschelte er Julia durch die Roten Haare und bemerkte, wie seine Mama nach einem verwirrten Blick anfing zu lachen, als sie die Beiden ansah.
„Tschuldigung.", Stegi schloss die Augen und wünschte sich am liebsten zurück in sein schönes warmes Bett, in dem er vor kurzem noch mit Julia gelegen hatte. „Ich kann dich mit nach Berlin nehmen wenn du willst?" Der Blonde sah erst zu seiner Mutter, die ihm einen Blick zu warf, der so viel aussagte wie: ‚Es ist deine Entscheidung, Schatz', bevor er sich zu Tim umdrehte.
„Wieso solltest du das tun?", fragte Stegi leise und Tim kratzte sich verlegen am Kopf. Für den Blonden war es vollkommen verwirrend, wie Tim sich verhielt. Irgendwo hatte dieses Angebot etwas flirtendes, aber gleichzeitig auch etwas furchtbar selbstloses.
„Natürlich könnte es komisch werden. Aber es ist für mich kein wirklicher Umweg und ich glaube ein guter Freund, und das ist Tobi doch, oder nicht, ist nach einer Trennung das Beste, was einem passieren kann.", Tim klang so unglaublich weise und tiefsinnig, dass Stegi für einige Sekunden irritiert blinzelte.
„Das... war...k-keine T-trennung.", gab er dann stotternd von sich und sah dann auf seinen blinkenden Handydisplay, der ihm anzeigte, dass Rafael anrief. „Ich bin gleich wieder da.", murmelte Stegi und huschte an Tim vorbei, dessen Blick er aber noch eindeutig auf seinem Rücken spüren konnte.
Noch bevor er Rafael ein „Hallo, was ist los?", entgegenflöten konnte, fing dieser an zu reden. „Meine Eltern lassen sich scheiden. Wie zur Hölle geht man damit um?", sagte er und zum zweiten Mal an diesem Tag war er vollkommen irritiert. Und das direkt hintereinander.
„Bitte was?!"
„Meine Eltern lassen sich scheiden. Ganz plötzlich und einfach so. Natürlich haben sie sich mal gestritten, aber irgendwie hab' ich nie mitbekommen, dass es anscheinend so schlimm war, dass sie sich scheiden lassen. Wie geht man damit um?", er redete einfach so auf los und schien offenbar gar nicht mehr zur Ruhe kommen zu wollen. „Ich weiß nicht, wie man damit umgeht und deine Eltern sind doch auch geschieden. Wie macht man das?"
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Babyblau und Blassrosa ° Stexpert
FanfictionStegi hasst Hochzeiten. Trotzdem muss er eine über sich ergehen lassen. Im Gepäck hat er sein kleines, perfekt scheinendes Leben, das so unzerstörbar wirkt. Doch genau Das scheint innerhalb von wenigen Momenten in Stücke gerissen zu werden. Und das...