Stegi hatte den Sinn von Hochzeiten nie wirklich verstanden. Wenn zwei Menschen sich liebten, wieso mussten sie das dann noch auf einem Stückchen Papier niederschreiben? Es kam ihm vor wie ein Beweis, dass der Partner einen wirklich liebte. Und so was sollte doch in einer gut funktionierenden Beziehung nicht notwendig sein. Vor Allem wenn die Liebe haltbar war.
Falls eine Heirat allerdings finanzielle Vorteile für beide Partner mitbrachte, konnte er die Entscheidung dazu noch irgendwie nachvollziehen.
Aber seine Cousine Rosa heiratete nicht, weil ihr und ihrem Freund sich dadurch bessere Möglichkeiten aufgrund des Geldes boten, sondern weil sie sich dazu entschlossen hatten „ihre Liebe in einem ewigen Band der Ehe zu besiegeln". So stand es zumindest auf der bescheuerten sacht rosafarbenen Einladung mit den kleinen weißen Blumen, die wochenlang an ihrem Kühlschrank gehangen hatte.
Und die letzten vier Tage war Stegis Mutter deswegen ausgetickt, deswegen, bevor sie sie an diesem Morgen in aller Früh geweckt hatte und Julia praktisch über ihrer Müsli-Schüssel wieder eingeschlafen war.
Nun, zwei Stunden später, saß seine kleine Schwester auf dem Beifahrersitz und hörte gespannt dem Harry Potter Hörbuch zu. Der vierte Teil und Stegi hatte das Gefühl sie alle schon tausend Mal gehört zu haben. Seiner Mama schien es nicht anders zu gehen. Denn er konnte hin und wieder grinsend beobachten wie sie die Augen verdrehte. So toll Harry Potter auch war: Julia war etwas zu besessen von der Zauberwelt geworden.
Und neben ihm. Neben ihm saß ein junger Mann mit dunkelblonden Haaren und unglaublich blauen Augen, den Stegi nun schon seit zwei Monaten seinen Freund nennen konnte. Während er selbst mal wieder an einem Bild saß - in letzter Zeit gelangen ihm einige Gute -, welches einfach nur einen kleinen, braunen Hund in einem Korb zeigte, füllte Alex ein weiteres seiner vielen Sodukos aus. Er schien förmlich verliebt in diese Teile zu sein.
Konnte Stegi zwar nicht nachvollziehen, aber jedem das Seine.
Auch wenn er sich nicht sonderlich auf die kommenden beiden Tage voller nerviger Verwandten, die schon die Taschentücher herausholen mussten, wenn sie das Brautpaar nur sahen, freute, war Stegi glücklich, dass Alex dabei sein konnte.
Und auf die Tage darauf, wenn sie beide zusammen nach Berlin fahren würden. Zu Tobi. Immerhin hatten sie beide Semesterferien und Stegi musste noch sein Versprechen vom Dezember einlösen. Vor allem musste sich sein bester Freund in letzter Zeit schon etwas allein gelassen vorkommen. Jetzt wo nicht nur Stegi einen Freund hatte, sondern auch Rafael fast immer von seiner neuen Freundin sprach, wenn er auf dem TS war.
Und Vanessa, Tobis Langzeitschwarm. Die war seit seinem Geburtstag auch mehr oder weniger glücklich ‚verliebt'. So beschrieb er es zumindest selbst.
„Woran denkst du?", Alex riss ihn aus seinen Gedanken und verwirrt sah Stegi zu ihm. Die großen blauen Augen wirkten fast wie gigantische Hundeaugen, denen man nichts abschlagen konnte. Seinem Hund auf dem Papier musste er unbedingt auch noch Solche verpassen.
Der Blonde runzelte die Stirn und fragte sich automatisch ob seine Augen, denen oft Treuherzigkeit nachgesagt wurden, auf andere Menschen die Wirkung hatten, die Alexs in ihm auslösten.
„Wie kommst du darauf, dass ich über irgendetwas nachgedacht habe?", stellte der Blonde seine Gegenfrage und wusste sofort, dass es eigentlich ziemlich doof von ihm war. Dennoch Stegi-Typisch.
„Na ja, zum einen bist du Stegi und um einiges tiefsinniger als du je zugeben würdest. Und zum anderen wird der Schwanz dieses Hundes immer flauschiger.", Alex zeigte auf das Bild und Stegi stellte erstaunt fest, dass sein Freund recht hatte.
„Na ja zum Einen", fing der Blonde an und verstellte seine Stimme absichtlich so, dass es sich vielleicht im Entferntesten so anhörte wie Alex. Aber besser bekam er es mit seiner Delfin-Stimme nicht hin. „bist du vollkommen lächerlich. Und zum anderen ist das Mr. Knuddel-Schwanz. Da soll das so.", er probierte mit dieser Antwort zu überspielen wie sehr ihn gute Menschenkenntnisse gruselten.
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Babyblau und Blassrosa ° Stexpert
ФанфикStegi hasst Hochzeiten. Trotzdem muss er eine über sich ergehen lassen. Im Gepäck hat er sein kleines, perfekt scheinendes Leben, das so unzerstörbar wirkt. Doch genau Das scheint innerhalb von wenigen Momenten in Stücke gerissen zu werden. Und das...