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Aus der Disco dröhnte laute Musik und eine ganze Reihe von Menschen stand vor dem Gebäude, die darauf wartete hereingelassen zu werden. Es roch nach Zigaretten und Alkohol, da vor uns einige Männer standen, die teilweise nicht mal mehr vernünftig reden konnten, so betrunken waren sie schon. Genau die schauten auch so eklig zu uns rüber, als Valerie und ich näher kamen und nach unseren Freunden Ausschau hielten.

"Oh la la, Jade, siehst du aber sexy aus heute!", hörte ich jemanden hinter mir sagen. Ich drehte mich um und es war Ash, ein guter Freund von mir. Er war ein typischer 'Scene Boy', was vor mehr als zehn Jahren sehr bekannt war. Lange schwarze Haare, die er nach links gekämmt hatte und die ihm übers Gesicht fielen, ein Piercing in der Lippe und ein Tunnel im Ohr, dazu eine schwarze skinny Jeans und ein schwarzes Band T-shirt. Wir umarmten uns kurz zur Begrüßung, er gratulierte mir und wir redeten noch ein wenig über dies und das ehe sich auch schon die anderen zu uns gesellten.

Daria, Amy und Lucy kamen zusammen auf uns zu und wir begrüßten uns erst mal alle.
"Wir wünschen dir auch alle alles Gute zum Geburtstag, auch wenn du es vermutlich nicht mehr hören kannst", sagte Daria und die anderen lachten. Wir kannten uns schon seit der Grundschule, es gab immer mal wieder Streit zwischen uns, wie das halt so ist in der Schule. Letztendlich hatten wir wieder alle zusammen gefunden, obwohl wir nicht auf denselben Schulen waren oder besser gesagt nicht in denselben Klassen wie damals. Ash hingegen war mit mir und Valerie im selben Kurs. Es war schön wieder mal was mit allen zusammen zu machen, weil wir durch den Schulstress und die letzten Arbeiten vor den Ferien keine Zeit dazu gefunden hatten. Die Tatsache, dass wir in die Disco gingen fand ich aber immer noch nicht besonders toll, aber ich freute mich dennoch ein wenig drauf und versuchte die ganzen besoffenen Typen zu ignorieren.

"Ausweise bitte", sagte der Türsteher und schaute leicht genervt zu uns. Das tat mir schon ein bisschen leid für den, immerhin musste er hier die ganze Nacht stehen, Ausweise kontrollieren und Betrunkene wegschicken, während die anderen alle feiern gingen. Wir zeigten alle unsere Ausweise vor, Amy hatte dabei einen gefälschten, da sie noch keine achtzehn war, aber das fiel dem Türsteher zum Glück nicht auf.

Drinnen war es wirklich sehr laut und ich bekam Lust zu tanzen, aber Valerie steuerte schon auf die Bar zu und bestellte uns Shots.
"Das geht auf mich Mädels ... und Ash", schrie Val, damit wir sie alle hörten. Ash verdrehte nur die Augen, war schon anstrengend der einzige Junge unter fünf Mädchen zu sein. Wir nahmen unsere Gläser und tranken es in einem Schluck aus. Ich verzog mein Gesicht, weil es so eklig war, aber der Sinn war ja auch nicht der Geschmack sondern die Wirkung. Ich fühlte langsam doch Partystimmung in mir aufkommen und zog meine Freunde, nach ein paar weiteren Getränken, auf die Tanzfläche. Ich bewegte meine Hüften zur Musik, Lucy präsentierte ihre neuen Moves, die sie in der Tanzschule gelernt hatte und Val tanzte mit den anderen beiden.

Auf einmal spürte ich jemanden direkt hinter mir und wollte schon genervt ausweichen, als ich merkte, dass es Ash war. Ich ging davon aus, dass es nur Spaß war, also machte ich mit und tanzte sehr eng mit ihm, drehte mich dann aber zu ihm um als es mir so zu blöd wurde. Wir standen uns viel zu nahe, aber ich hatte auch keinen Platz um ein paar Schritte zurück zu gehen, da hinter mir noch andere Leute tanzten. Eigentlich war es mir nicht unangenehm bei ihm, wir tanzten einfach, doch einige Minuten später lehnte er sich vor und Panik kam in mir auf. Scheiße, er küsst mich jetzt aber nicht oder? Wird er sehr verletzt sein, wenn ich mich wegdrehe? Ich glaube ich ... er küsste mich noch bevor ich überhaupt zu Ende denken konnte. Ich spürte seine Lippen auf meinen, konnte den Alkohol schmecken, doch ich fühlte nichts. Als er mit seiner Zunge nach meiner Griff wich ich zurück, denn das war mir zu viel. Ich fand küssen generell nicht angenehm, Zungenküsse sogar auf eine Weise eklig und dann noch mit Ash, nein das ging nicht. Wir waren Klassenkameraden, gute Freunde aber mehr war da eigentlich nie, zumindest für mich nicht.

Er schaute mich etwas enttäuscht an, doch sagte dann:"Es ... es tut mir leid, Jade. Ich denke ich habe ein bisschen zu viel getrunken und ich hatte schon länger keine Freundin mehr und du siehst einfach so heiß aus in dem Outfit und ja" Er schaute beschämt auf den Boden. Der Arme, ich fühlte mich ein bisschen schlecht ihm einen Korb gegeben zu haben.

"Kein Problem Ash, lass es uns einfach vergessen.", sagte ich und umarmte ihn kurz, "Ich gehe kurz zur Bar rüber, kommst du mit?" Er schüttelte den Kopf also ging ich allein los und versuchte durch die Menge durchzukommen. An der Bar bestellte ich mir einen Cocktail, der es aber scheinbar echt in sich hatte. Zum Glück vertrug ich Alkohol eigentlich ganz gut, Amy und Lucy wirkten vorhin schon leicht betrunken. Ein paar Minuten unterhielt ich mich mit dem Barkeeper. Er hieß Alex, war neu in der Stadt und arbeitete jetzt schon das dritte Mal in seinem Leben in einer Bar, dabei war er auch gerade mal 21.

Ich schaute die Menschen um mich rum an, sah sie tanzen und lachen, andere saßen wiederum deprimiert an der Bar, genauso wie ich vermutlich. Obwohl so wirklich deprimiert war ich nicht, ich brauchte einfach nur etwas Abstand nach der Sache mit Ash.

Als ich mich nach rechts drehte sah ich etwas, wovon ich meinen Blick nicht mehr abwenden konnte. Es war ein Mädchen mit langen naturroten Haaren. Sie stand etwas weiter weg an der Bar neben einigen Jungs und wirkte ebenfalls etwas verloren oder auch einfach gelangweilt. Ihre blasse Haut leuchtete in den Farben der Lichter, mal rot und mal grün und man sah dadurch die vielen Sommersprossen auf ihrer Haut. Als sie sich plötzlich zu mir drehte und mich direkt anschaute fing mein Herz zu rasen an und ich wurde nervös. Sollte ich weggucken oder sie anlächeln? Ich entschied mich sie leicht anzulächeln und Gott, sie war so wunderschön wenn sie lächelte. Sie wirkte im Gesicht so zierlich, süß und schüchtern, doch ihr Körper wirkte recht trainiert, mal abgesehen davon, dass ihre Kleidung auch absolut nicht zu dem niedlichen und fast ungeschminkten Gesicht passte, denn sie trug ein langes schwarzes Kleid, was an den Seiten bis zur Brust offen war und man ihre schwarze Hose in Lederoptik sehen konnte, dazu hohe Schuhe. Sie erinnere an eine Hexe mit ihren roten Haaren und der dunklen Kleidung. Es war faszinierend. Ich konnte zwar keine Details aus dieser Entfernung erkennen doch ich konnte mich nicht von ihr abwenden und war wie erstarrt. Was war los mit mir? War ich so neidisch auf ihr Aussehen? Oder kannte ich sie irgendwoher? Vielleicht faszinierte mich auch einfach nur dieser Gegensatz, ich konnte sie absolut nicht einordnen ob sie denn nun eher ein schüchterner und anständiger Mensch war oder ob sie eher eine Rebellin war so wie ich. Natürlich sagte das Aussehen nicht immer was über den Menschen aus, aber sie verwirrte mich. Ich wünschte ich könnte ihre Augen erkennen um so vielleicht einen kleinen Einblick in ihre Seele zu bekommen, denn man sagte ja, dass die Augen das Tor zur Seele wären. Moment, was? Was denke ich da eigentlich? Reiß dich zusammen Jade, du kennst sie doch gar nicht, was starrst du sie überhaupt so an, du bist hübsch genug und brauchst nicht neidisch auf das Aussehen anderer zu sein. Ja, da hatte mein Unterbewusstsein tatsächlich recht, doch ich konnte meinen Blick nicht von ihr abwenden. Ich beobachtete ihre Bewegungen, wie sie sich nervös über die Haare strich, ihr Kleid zurecht rückte und dabei mich aber die ganze Zeit ansah. Ich weiß nicht wie ich darauf kam, doch ich wollte zu ihr gehen und sie ansprechen, fragen warum sie mich denn so anschaute. Doch gerade als ich gehen wollte spürte ich wie mich jemand an meiner Hand zog. Ich drehte mich um und es war Val, die mir irgendwas erzählte, doch ich hörte nicht zu. Ich schaute nochmal zurück, doch sie war weg. Hatte ich mir das alles eingebildet, war ich irgendwie doch betrunken? Aber nein, das konnte nicht sein. Ich erinnere mich noch an jedes Detail, was ich aus dieser Entfernung gesehen hatte.

"Haalloo, Erde an Jade, was ist los mit dir? Kannst du mir auch mal zuhören?", schrie Valerie mir ins Ohr. Sie konnte manchmal echt nervig sein, aber gut, sie hatte es heute für mich organisiert.

"Ja, entschuldige, da war ein süßer Typ, den ich gesehen hatte aber leider ist er schon weg", log ich. Was sollte ich ihr denn auch erzählen? Sie würde mich für verrückt halten oder Daria würde wieder mit ihren Theorien kommen von wegen früheres Leben oder so, dass ich sie wohl damals schon gekannt hatte.

Als ich das gesagt hatte, bereute ich es gleich wieder, denn sie erinnerte sich an ihre Idee mir einen Freund in einer Disco zu suchen und konnte nicht mehr aufhören darüber zu reden, zeigte mir hier und da irgendwelche Typen, aber ich konnte an nichts anderes denken als an dieses Mädchen. Wer war sie? Wie hieß sie? Und vor allem, warum wurde ich so nervös? Das war nicht meine Art, ich konnte mich doch nicht von ihr eingeschüchtert fühlen, weshalb denn? Ihr Lächeln ging mir den ganzen Abend über nicht mehr aus dem Kopf.

True Colors | girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt