Ich fühlte mich wie vom Bus überfahren, als ich langsam wach wurde, denn mein Kopf pochte und es tat einfach alles weh. Ich spürte etwas weiches unter mir, ein Bett? Vermutlich, denn es lagen kuschelige Decken über mir. Die Frage war aber, in wessen Bett ich mich befand und das war es, was mich beunruhigte. Ich wollte die Augen öffnen, aber es fiel mir so schwer. Als ich meine rechte Hand ausstreckte, spürte ich einen anderen warmen Körper. Scheiße, wo bin ich und mit wem? Was ist gestern passiert? Ich erinnerte mich nur noch an die erste Hälfte des Abends, wie Valerie versucht hatte mich mit irgendwelchen Typen zu verkuppeln. Oh nein, was wenn ich ... nein, das ging nicht, ich war doch mit Freunden da. Vielleicht war es an der Zeit die Augen zu öffnen, egal wie schwer es war. Langsam hoben sich meine Augenlider und ich schaute nach links. Erleichterung machte sich in mir breit, denn es war Ash's Zimmer, also schon mal kein fremdes Bett, das war gut. Als mir allerdings der Kuss letzte Nacht einfiel, bekam ich Panik. Rechts von mir lag Ash, ohne Shirt und sein linker Arm lag über meinem Kopf, der mir vorhin gar nicht aufgefallen war. Sofort schaute ich unter meine Decke und war wieder erleichtert, denn ich trug ein für mich viel zu großes T-Shirt, vermutlich hatte ich mich gestern noch umgezogen und es war nichts zwischen uns passiert. Ich fand mein Handy auf der Kommode neben mir und schaute erstmal auf die Uhr. Verdammt! Der Tag fängt ja echt toll an ... Es war Montag und schon neun Uhr, wir waren sehr spät dran, denn es waren immer noch zwei Tage bis zu den Ferien.
"Ash, steh auf! Los, wir sind spät dran", forderte ich ihn auf, während ich ihn leicht schüttelte.
"Nein ... wohin? Lass mich schlafen", murmelte er verschlafen. Ich schüttelte ihn weiter und erklärte ihm, dass wir zur Schule mussten. Es wäre zu auffällig, wenn wir beide fehlen würden. Schließlich öffnete er doch die Augen und stand auf. Erst dann bemerkte ich, dass Valerie auf dem Sofa gegenüber dem Bett schlief, eingekuschelt in Decken. Auch sie weckte ich erstmal auf, als sie mich anschaute musste ich grinsen, denn sie sah grauenhaft aus. Genauso wie ich vermutlich auch, umgezogen hatten wir uns beide, abgeschminkt anscheinend nicht.
"Wieso grinst du mich so blöd an? Ich habe echt üble Kopfschmerzen, du nicht?", fragte mich Val müde. Wenn sie wüsste ... Ich hatte gestern einfach übertrieben, weil ich vergessen wollte. Der Kuss mit Ash, das Mädchen und meine Gedanken an sie. Doch es war noch immer in meinem Gedächtnis. Alkohol löst weder Probleme, noch hilft er dabei Dinge zu vergessen. In dem Moment schon, danach wacht man aber mit einem miesen Kater auf, wenn man Pech hat in einem fremden Bett und hat keine Ahnung wie man dorthin gekommen ist."Du siehst scheiße aus. Aber ich auch, wir sollten uns echt beeilen. Du kannst mir dann ja auf dem Weg erzählen, wie wir bei Ash gelandet sind", sagte ich ihr, während ich nach meiner Tasche griff und mein Make-up, sowie meine Haarbürste rausholte und meine Kleidung vom gestrigen Abend vom Stuhl nahm, wo sie ordentlich gefaltet lag.
Ich ging aus dem Zimmer und öffnete die Tür zum Bad, um dort Ash vorzufinden, der gerade am Pinkeln war. Er drehte sich zu mir um und ich sah etwas, was ich definitiv nicht sehen wollte.
"Oh verdammt, was ist das bloß für ein Tag heute? Ich wache mit einem schlimmen Kater auf, bekomme erstmal Panik, dass ich nicht in meinem Bett liege, stelle fest, dass wir zu spät sind und jetzt sehe ich meinen besten Freund pinkeln und man ist das eklig, aber nichts gegen dich", sprach ich meine Gedanken dieses Mal laut aus und drehte mich sofort weg, da mir das sehr unangenehm war, vermutlich war ich gerade auch noch rot wie eine Tomate. Das bestätigte sich dann auch, als ich nach links in den Spiegel sah. Meine Schminke war zum Glück nicht stark verlaufen, da ich gestern darauf geachtet hatte, dass sie wasserfest war.In dem Moment hörte ich wie Ash seine Hose zumachte, dann sagte er: "Es tut mir leid, ich hätte die Tür abschließen sollen. Und gestern den Wecker stellen, aber ich war auch ziemlich betrunken und nein, es ist nichts zwischen uns passiert, du hast dich im Bad umgezogen. Ich hoffe das beantwortet die Frage in deinem Kopf, ich gehe jetzt meine Sachen packen"
Und mit diesen Worten ging er an mir vorbei und aus dem Badezimmer raus. Puh okay, es ist wirklich nichts passiert, nur der Anblick seines Geschlechtsteils will nicht aus meinem Kopf raus. Vielleicht sollte ich an etwas Schönes denken, um etwas weniger Schönes zu verdrängen. Da fiel mir wieder dieses Mädchen ein, ihre wunderschönen roten Haare, das Lächeln, die Sommersprossen ... Nein, nein, nein. Ich kenne sie nicht mal, also werde ich auch nicht mehr an sie denken, ich sehe sie ohnehin nie wieder. Dieser Gedanke machte mich irgendwie traurig, aber ich schüttelte nur den Kopf und korrigierte endlich mein Make-up, zog mir meine Kleidung wieder an die leicht nach Alkohol stank, aber ich benutzte dann einfach das Parfüm, was Ash's Exfreundin hiergelassen hatte.
Wir drei rannten wie verrückt die Treppen in der Schule hoch zu unserem Klassenraum. Es war schon nach zehn, aber wir hatten ja noch einige Stunden.
"Wie schön, dass ihr es auch mal pünktlich zum Unterricht erscheint und dann auch noch so leise. Sehr vorbildliches Verhalten", sagte Frau Winter ironisch und deutete mit der Hand, dass wir uns setzen sollten. Ihr Nachname passte zu ihr, manchmal war sie tatsächlich ziemlich kalt. Die Klasse lachte wegen ihrer Bemerkung, aber ich war zu müde um darauf zu reagieren. Als wir saßen machte unsere Lehrerin wieder den Film an. Keine Ahnung worum es da ging, wollte ich eigentlich auch nicht wissen."Na, lange Nacht gehabt?", zwinkerte mir Jonas zu. Er war einer, der ständig Mädchen anmachte und zu jedem Thema etwas perverses zu sagen hatte. Bisher war ich von seinen Annäherungsversuchen verschont geblieben, da ich nie neben ihm sitzen musste, aber dieses Glück hatte ich heute nicht.
"Ja, ich war feiern, mehr nicht", antwortete ich und rollte mit den Augen. Da fiel mir auf ich hatte vergessen zu fragen, wieso wir bei Ash geschlafen haben und meine Eltern hatte ich auch nicht zurückgerufen, also schrieb ich denen schnell eine Nachricht unterm Tisch.
"Dann wirst du heute wohl wieder eine lange Nacht haben und dieses Mal das bekommen was du willst, du musst mir nur sagen worauf du stehst", raunte Jonas in mein Ohr und legte dabei seine Hand auf meinen Oberschenkel, die er immer weiter unter meinen Rock schob.
Ich sprang schockiert auf und schrie ihn an: "Du widerliches Arschloch, fass mich nicht an! Was fällt dir eigentlich ein? Wie ekelhaft!" Alle im Raum schauten uns plötzlich an, ich hatte total vergessen, dass wir mitten im Unterricht waren.
"Ach komm schon, zu mir sagt keine Frau nein. Oder bist du etwa lesbisch?" Ich wusste nicht wieso, aber seine Frage traf mich echt hart. Ich wollte weinen, dieser ganze Tag war einfach nur total beschissen, aber ich konnte es nicht vor der ganzen Klasse. Ich nahm meine Tasche, in denen ohnehin keine Schulsachen drin waren, und ging aus dem Klassenzimmer raus Richtung Schulhof. Ich hörte Valerie, wie sie mich verteidigte und Jonas die Meinung sagte und wie Frau Winter alle aufforderte leise zu sein, aber ich nahm die genauen Worte nicht mehr wahr und lief schneller, bis ich an einer Bank am Ende des Schulhofes ankam, wo viele Bäume und Büsche standen. Es entspannte mich in der Natur zu sein, auch wenn man diese künstlich angelegte Ecke nicht wirklich Natur nennen konnte.
Tränen flossen meine Wangen runter und ich konnte es nicht aufhalten.
Ich weiß echt nicht was mit mir los ist, sollte ich mich nicht eigentlich freuen? Ich bin endlich achtzehn, hatte gestern eine echt tolle Feier bis auf einige Kleinigkeiten, tolle Freunde, die immer für mich da sind, wundervolle Eltern, die mich so lieben wie ich bin, sogar gute Noten in der Schule, obwohl ich ein eher schlechtes Sozialverhalten habe und ich habe sogar mehrere Verehrer, die ich allerdings alle nicht so toll finde. Was fehlt mir dann? Bin ich einfach nur Undankbar? Oder ist das Karma, oder wie auch immer man das nennen mag, weil ich viele Menschen nicht so gut behandle? Bekomme ich jetzt das was ich verdiene?
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True Colors | girlxgirl
Teen FictionUnd dann sah ich sie ... ich konnte meinen Blick nicht von ihr abwenden. Wer war sie? Und warum wurde ich so nervös? Warum konnte ich nicht aufhören sie anzusehen? Das war nicht meine Art, fühlte ich mich eingeschüchtert, weil ich sie als Konkurrenz...