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"Hey, mach mich nicht nass, ich will nicht ins Wasser", sagte Naomi, eine Klassenkameradin von uns, zu Valerie. Sie lag auf der Liege neben dem Schwimmbecken und sonnte sich. Es war der letzte Schultag und wir waren mit der ganzen Stufe im Freibad. Es war wirklich sehr heiß an diesem Tag und ich fragte mich wie sie da liegen konnte ohne sich abkühlen zu wollen. Ich stand auch noch am Rand, weil ich eigentlich vom Turm springen wollte aber da standen schon einige. Ich nahm Anlauf, hielt mir die Nase zu und sprang. Das Wasser war recht kühl aber sehr angenehm, da die Sonne mich gleichzeitig wärmte. Nach nur ein paar Sekunden gewöhnte mein Körper sich an die Temperatur und ich schwamm zu Val rüber. 

"Schön kühl, ne?", fragte sie mich, "ach und, was läuft da jetzt zwischen dir und Ash? Wieso wart ihr beide gestern nicht da? Den ganzen Tag im Bett verbracht, hmm?" Ash war auch nicht in der Schule? Er hat auf meine Nachricht nicht geantwortet fällt mir gerade ein, was wenn er mir nicht verziehen hat?  Oder was wenn etwas bei ihm los ist? Ich sollte ihn nachher fragen, er ist gerade scheinbar bei den Jungs im anderen Becken. Und Val nervt auch nur mit ihren Fragen, hat sie nichts anderes im Kopf außer Sex? 

"Da läuft nichts zwischen uns, wir sind beste Freunde und er war am Montag bei mir und wir haben nur geredet. Und danke, dass du fragst, weshalb ich nicht da war. Es scheint dir ja am Arsch vorbei zu gehen wie es mir geht, bist eine wirklich tolle Freundin", sagte ich sarkastisch. 

"Woah, sorry. Beruhig dich mal wieder, ich laufe anderen Menschen einfach nicht gerne hinterher. Wenn du reden willst dann sag mir das, ich kann aber deine Gedanken nicht lesen"

"Vergiss es, du verstehst es einfach nicht. Zu sehr mit dir selbst beschäftigt um etwas zu merken." Ich war sauer, aber auch enttäuscht und traurig. Wir kannten uns schon so lange, sie hatte mich weinen und schreien gesehen und ich sie. Ich war immer für sie da, aber wenn ich jetzt daran zurückdachte, wo war sie gewesen, als es mir sehr schlecht ging? Es schien, als wäre sie nur in guten Zeiten bei mir. Aber sie war trotzdem meine beste Freundin und ich wollte sie nicht verlieren.

Sie wollte etwas sagen, doch ich war schon halb aus dem Becken raus. Ich wollte einfach nur weg, ich hatte schon genug Probleme und wollte mich nicht auch noch mit Valerie streiten. In den letzten Tagen war ich ziemlich gereizt, vielleicht ließ ich das ja jetzt an ihr aus und das wollte ich nicht. Ein leichter Wind wehte und verursachte bei mir eine Gänsehaut, ich hob meinen Kopf zur Sonne und genoss einen Moment lang einfach nur die Wärme auf meinem Gesicht. Es war so ein schöner Tag und ich sollte diesen letzten Schultag nicht damit verbringen traurig zu sein. Plötzlich flog mir ein Ball entgegen, den ich aber zu spät bemerkte und nicht auffangen konnte. Ich schaute mich um und ein Mädchen winkte mir von dem anderen Schwimmbecken entgegen und deutete auf den Ball. Der gehörte dann wohl ihr, also hob ich ihn auf und wollte werfen, als ich mich aber daran erinnerte wie schlecht ich im Werfen war. Ich ging also zu ihr rüber und gab ihr den Ball. 

"Danke und hey, hättest du Lust mitzuspielen?", fragte sie mich. Da fiel mir auf, ich kannte sie gar nicht. Vielleicht war sie auch mit ihrer Klasse hier. Vom Aussehen her wirkte sie wie ein süßes und braves Mädchen, ihre blonden Haare trug sie zu einem Zopf , ein dezenter Lidstrich und rosa Lippen zierten ihr Gesicht. Aus dem Wasser schauten nur ihre Schultern raus, auf denen hellblaue Träger zu sehen waren. Sie war normalerweise nicht der Typ Mensch mit dem ich abhing, aber sie schien nett zu sein, warum nicht?

Ich stimmte zu uns sie erklärte mir, dass sie Volleyball spielen aber ohne strenge Regeln. Das Netz bemerkte ich auch erst jetzt, ich war bisher nur im anderen Becken bei meiner Klasse und hatte es nicht gesehen. Sie stellte mich den anderen vor und wir teilten die Teams neu ein, da noch weitere dazu kamen. Da erfuhr ich, dass die Blondine Lea hieß und versuchte mir auch noch die Namen der anderen zu merken, was mir aber ziemlich schwer fiel, weil es einfach zu viele waren.  Einige Jungs spielten mit, einige Mädchen aus meiner Parallelklasse aber die meisten kannte ich nicht. Sie erzählten, dass sie auch mit ihrer Klasse hier waren und ein Wirtschaftsgymnasium besuchten, das gar nicht mal so weit weg von unserer Berufsschule war.

Wir stellten uns hin und ein Mädchen, das die Punkte zählte, warf den Ball, der auf unserer Seite landete. Lea schien sehr gut in diesem Sport zu sein und schaffte es sofort zu reagieren und ihn auf die andere Seite zu befördern. Ein paar Minuten ging es so hin und her, bis plötzlich jemand direkt beim anderen Team ins Wasser sprang und alle kurz irritiert waren. Es war ein Mädchen mit dunkler Haut und langen Afro Locken, die sich kurz drüber aufregte, dass wir ohne sie angefangen hatten. Sie war ziemlich attraktiv und hatte ein sarkastisches Lächeln, das gefiel mir. Wir spielten weiter und es war fast so als würde Lea alleine mit diesem Mädchen spielen, weil sie mit Abstand die Besten waren. Ich konnte nicht aufhören diese dunkelhäutige Schönheit zu bewundern. Sie wirkte recht schlank aber ihre Brüste waren doppelt so groß wie meine und trotzdem so prall, bei jeder Bewegung sah ich sie hüpfen und konnte meinen Blick nicht losreißen, was ich aber erst realisierte als der Ball auf mich zuflog und neben mir ins Wasser fiel. Scheiße, was habe ich gerade gemacht? Da will ich neue Leute kennenlernen, aber verkacke beim Volleyball, jetzt hassen die mich bestimmt. Aber diese Brüste ... ach halt's Maul Unterbewusstsein, du bist eklig. 

"Alles in Ordnung bei dir?", fragte mich Lea, "Mach dir keine Gedanken, es ist nur ein Spiel und ich kann total verstehen warum du so abgelenkt warst." Sie lachte und schaute zu ihrer Freundin, die mich verführerisch anlächelte. Moment, was sollte dieses Lächeln? Macht sie mich gerade damit an oder was, ist die ne Lesbe? Irgendwie gefiel mir aber der Gedanke, es gefiel mir wie sie mich anlächelte, auch wenn ich mich selbst deswegen gerade widerlich fand und ich schämte mich erwischt worden zu sein.

"Ich ... äh ... ja, es ist alles in Ordnung. Ich gehe kurz nach meinem Handy schauen, weil äh ... ich erwarte einen Anruf", sagte ich nervös. Was für eine lahme Ausrede, aber gut, immerhin besser als die Ausrede mit dem Geburtstag meiner Oma. Ich stieg die kleinen Treppen hoch und ging schnell in Richtung der Taschen, als ich sah, dass sich dort Valerie mit einigen anderen unterhielt. Ich schaute mich um und beschloss einfach auf die Toilette zu gehen, durchatmen und Gedanken ordnen, alleine. Zum Glück war es hier leer, also stellte ich mich ans Waschbecken und schaute in den Spiegel. Wassertropfen liefen über mein Gesicht, die Haare in einen Pferdeschwanz gebunden, die Schminke war noch in Ordnung. Aber ich war es nicht, meine Gedanken und Gefühle spielten verrückt und ich verstand nicht wieso. Ich dachte das Thema mit der Sexualität wäre beendet, ich bin doch nicht krank, sondern Hetero, ein normaler Mensch. Aber warum achte ich dann auf die Brüste anderer und lasse mich so ablenken? Bestimmt nur, weil mich das Thema so beschäftigt hat in der letzten Zeit und Ash hat mich verwirrt mit seiner Aussage. Ich sollte einfach wieder ein paar normale Liebesfilme gucken und dann ist wieder alles okay.

"Du erwartest also einen Anruf auf der Toilette? Aber wo ist denn dein Handy?", lächelte sie wieder so sarkastisch, während sie über ihre lockigen schwarzen Haare strich. War sie mir gefolgt? Ich schaute sie an und hielt die Luft an, denn wow ... sie war nicht so schlank wie ich es angenommen hatte, sondern sehr kurvig. Sie sah so verdammt sexy aus mit ihrer natürlichen Sanduhr-Figur und den breiten Oberschenkeln. Ich fand sie wirklich sehr anziehend, nicht so faszinierend wie die geheimnisvolle Rothaarige, aber einfach unglaublich heiß. Sie kam immer näher und bewegte dabei ihre Hüften, ich konnte meine Augen nicht von ihr nehmen. Doch als mir bewusst wurde was gerade geschah, ging ich weiter zurück, aber sie hielt nicht an. Ich wollte ihr nicht so nah sein, hinter mir war aber eine Wand und ich konnte nicht ausweichen. Ihr Gesicht sowie ihr Körper waren nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt, ihre Hände stützte sie an der Wand hinter mir ab und schaute mir direkt in die Augen. In ihrem Blick lag etwas sehr verführerisches, was mich irgendwie erregte. Ihre Hüfte berührte meine und ich spürte ihren Atem an meinem Nacken, mein Herz pochte laut und es kribbelte überall. Ich wollte, dass sie mich küsst, dass sie mich berührt und alle meine vorherigen Gedanken waren mir in dem Moment total egal. Sie beugte sich vor und dann ... hörten wir jemanden reinkommen. 

"Jade?"

True Colors | girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt