Kapitel 3

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Tagelang versuchte ich krampfhaft, Juliana aus dem Weg zu gehen. In Deutsch meldete ich mich nicht mehr so häufig wie zuvor, was nicht nur meiner Lehrerin auffiel. Auch Emma sprach mich darauf an, aber ich wollte nicht darüber reden.
Wenn Juliana auf Constanzes Hof auftauchte, flüchtete ich ins Haus und tat, als wäre ich nicht da. Ich konnte einfach nicht ertragen, wie wunderschön Juliana war. Oder doch, ihre Schönheit konnte ich ertragen. Was ich allerdings nicht aushalten konnte, war, dass ich in ihrer Nähe das fühlte, was ich nicht fühlen durfte.
Es war verboten, dass Lehrer und Schüler eine Beziehung eingingen. Soweit würde es wahrscheinlich gar nicht erst kommen, aber es war schon falsch, als Schüler überhaupt eine Lehrkraft zu lieben oder auch nur ähnliche Gefühle für sie zu hegen. Das Schlimmste für mich aber war, dass ich mich in eine Frau verliebt hatte. Das hieß, dass ich lesbisch war. Diese Erkenntnis versetzte mich in eine Art Schockzustand. Natürlich hatte ich es gewusst, aber ich hatte es nicht wahrhaben wollen.
Ich durfte nichts Derartiges für Juliana empfinden. Ich durfte es einfach nicht. Es war verboten, es war falsch.
Nun ja, vielleicht war es nicht falsch. Konnte Liebe überhaupt falsch sein? Wenn ich genauer darüber nachdachte, konnte sie nur verboten sein. Aber nicht falsch.
Mit diesen Gedanken beschäftigte ich mich noch einige Zeit lang, doch ich musste mehr denn je für mein Abitur lernen. Und das kam mir gerade recht. So konnte ich wenigstens über einigen kniffligen Matheaufgaben brüten statt über meine Gefühle für Juliana nachzudenken.
Doch die Begegnungen mit ihr blieben mir nicht erspart – was ein Teil von mir für gut befand und der andere für schlecht. Einerseits wollte ich auf Abstand zu Juliana gehen, aber andererseits fühlte ich mich sehr stark zu ihr hingezogen.

Juliana hatte einen Theaterausflug mit einer Übernachtung für ihren Deutschkurs in der Großstadt gebucht, die uns am nächsten lag. Und so fuhren wir einen Monat vor den Abiturprüfungen für zwei Tage in diese Stadt, bei deren Anblick sich meine Augen weiteten, als ich sie zum ersten Mal aus dem Zugfenster sah.
Die riesigen Häuser, die Menschenmengen, die vielen Logos überall und die vielen Bahngleise, all das war völlig neu für mich. Emma grinste, als sie mein Staunen bemerkte. Wahrscheinlich war sie schon einmal hier gewesen.
»Folgt mir bitte«, ordnete Juliana an, als der Zug zum Stehen kam. Wir Schüler nahmen unser Gepäck und gingen zügig hinter unserer Lehrerin her, die sich zielstrebig einen Weg durch die vielen Menschen bahnte, die am Bahnhof herumstanden. Nach etwa zwei Minuten erreichten wir eine breite Straße.
»Unser Hotel befindet sich einige Straßen vom Theater entfernt«, erklärte uns Juliana, als wir in einem Halbkreis um sie herumstanden. »Wir werden dort unsere Zimmer beziehen und uns dann um fünf vor vier unten in der Lobby treffen. Das Theaterstück beginnt um fünf, aber wir sollten etwa eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn anwesend sein. Die Karten –«
»Ruf mich an!«, schrie Sandra und unterbrach so Julianas Schilderung des weiteren Vorgehens. Sie sah winkend einem jungen Mann nach, der lachend davonlief. Als Sandra sich laut kichernd wieder zu uns und unserer Lehrerin umdrehte, tat sie, als hätte sie nichts Falsches getan.
»Nun, Sandra, Handys sind im Theater verboten, also kannst du es gleich im Hotel lassen. Ich dulde in diesen beiden Tagen keine smartphonesüchtigen Jugendlichen«, sagte Juliana, und etwa die Hälfte des Kurses brach in schallendes Lachen aus, einschließlich mir. Wir wussten nämlich alle, dass Sandra ohne ihr Mobiltelefon nicht auskommen konnte, und außerdem hatte Sandra es verdient, dass man sie ein wenig ärgerte. Das tat sie nämlich die ganze Zeit über.
»Aber Frau Gratus ...«, begann Sandra entsetzt, doch Juliana schüttelte den Kopf.
»Keine Widerrede, Sandra. Du wirst mir jetzt am besten dein Handy aushändigen, damit du nicht in Versuchung gerätst. Ihr anderen lasst eure am besten in euren Zimmern. Die können wir abschließen, und damit ist alles sicher. Sandra?«
Mürrisch zog Sandra ihr Handy aus der Hosentasche, schaltete es aus und gab es Juliana, die es zufrieden in ihre Hosentasche gleiten ließ. Dann machten wir uns auf den Weg zum Hotel.
Emma und ich liefen direkt hinter Juliana, und ich konnte mir einen schwärmerischen Blick nach vorne hin und wieder nicht verkneifen. Meine beste Freundin war zum Glück damit beschäftigt, die Namen der Läden links und rechts zu studieren, und so bemerkte sie mein Verhalten nicht.
Im Hotel angekommen bezogen wir sofort unsere Zimmer. Ich teilte mir ein Dreierzimmer mit Emma und Josephine, einem Mädchen mit blonden Haaren, das gut in der Schule war, sich aber meist nie unter das »gewöhnliche« Schülervolk mischte, weil sie sich für etwas Besseres hielt. Niemand sonst hatte Josephine, die wir immer nur Josy nannten, mit bei sich haben wollen, und so hatten Emma und ich sie aufgenommen. Es war ja nur für eine Nacht und wir würden die meiste Zeit sowieso nicht im Hotel verbringen.
»Das ist ja ekelhaft hier«, bemerkte Josy mit quietschender Stimme, als wir das Zimmer betraten, das ich für ganz ordentlich und sauber befunden hätte. »Guckt euch nur mal die geblümte Tapete an! Wie im 20. Jahrhundert!«
Emma und ich warfen uns nur einen Blick zu, der unser beider Unverständnis für Josy ausdrückte. Doch wir ließen sie gewähren. Was hätte es auch für einen Sinn, eine Diskussion über eine Tapete zu führen?
Nachdem wir alles Nötige ausgepackt hatten, gingen Emma und ich hinunter in die Lobby. Josy wollte sich noch schminken. Juliana wartete dort bereits mit einem aufgeklappten Flyer in der Hand, auf dessen Vorderseite ich einen großen Pinsel erkennen konnte. Doch als sie uns bemerkte, steckte sie ihn schnell weg und lächelte uns freundlich an.
»Ihr seid überpünktlich«, stellte sie nach einem Blick auf die Uhr fest.
»Du ... Ähm, Sie auch«, antwortete ich und verbesserte mich hastig. Emma hob die Augenbrauen.
»Josy ... Also, Josephine, meine ich, muss sich noch, äh, schick machen«, stammelte ich, um von meinem vorherigen Satz abzulenken. Juliana lachte.
»Das habt ihr beiden Hübschen ja nicht nötig«, lächelte sie, und es lag keinerlei Ironie in ihrer Stimme. Und schon spürte ich wieder, wie mir das Blut ins Gesicht schoss.
»Setzt euch doch zu mir, wir müssen noch zehn Minuten warten«, bot Juliana an, und so ließen wir uns neben ihr nieder. Ich saß neben Juliana und Emma zu meiner Linken, und so warteten wir auf die anderen Schüler, die nach und nach eintrudelten. Mein Herz schlug wild, als Juliana mir beim Aufstehen einen freundlichen Blick zuwarf. Dann wandte sie sich an alle Schüler.
»Auf geht's!«, rief sie gut gelaunt und verteilte danach die Theaterkarten an uns. Meine vergab sie zuletzt, und dabei zwinkerte sie mir aus einem mir unbekannten Grund zu. Ich zog erstaunt die Augenbrauen nach oben, doch da hatte sie sich schon umgedreht und auf den Weg in Richtung Ausgang gemacht. Wir folgten ihr, und als wir durch die Straßen der Großstadt liefen, kam es mir so vor, als wären wir eine große Entenfamilie: Mama Juliana ging voraus, und hinter ihr reihten sich zwölf Entenkinder ein, um ihr brav zu folgen. Bei diesem Gedanken musste ich lachen, und als ich ihn Emma mitteilte, konnte sie sich ein Grinsen nicht verkneifen.
»Manche Entenkinder würde ich aber zu gerne verlieren«, zischte sie mir zu, und ich wusste auf Anhieb, wen sie meinte: Sandra, Jenny und Josy, die wie drei Grazien auf einem roten Teppich auf dem Gehweg entlang stolzierten. Und schon wieder mussten Emma und ich lachen, was einige Schüler dazu veranlasste, sich fragend zu uns umzudrehen.
Am Eingang zum Theater mussten wir unsere Karten vorzeigen, und als ich meine aus meinem kleinen Rucksack kramte, fiel mein Blick auf ihre Rückseite. Verblüfft las ich die beiden Zeilen, die in schneller, aber für mich unverkennbarer Schrift darauf gekritzelt waren:

Um halb elf heute Abend in der Lobby.
J.


Die Frau, die mir soeben meine Karte einreißen wollte, räusperte sich, als ich mit auf die Karte geheftetem Blick vor ihr stand. Ich hob den Kopf und sah, dass sie mich musterte. Schnell drehte ich die Karte um und ließ sie einreißen. Danach gesellte ich mich zu Emma, die an der Garderobe stand, um ihre Tasche abzugeben. Fröhlich und in freudiger Erwartung auf die Verabredung schob ich der Dame hinter dem Tresen den Rucksack zu, in den ich die Karte zuvor gestopft hatte. Dann warteten wir auf die anderen und betraten nach weiteren zehn Warteminuten den Theatersaal.

Um neun verließen wir das Theater mit knurrenden Mägen. Juliana meinte, wir könnten bis zehn wegbleiben, aber um Viertel nach zehn würde sie die Zimmer auf Anwesenheit aller Schüler überprüfen.
Emma und ich gingen in ein gemütliches Restaurant und aßen jeweils einen kleinen Salat. Um halb zehn waren wir bereits wieder auf dem Weg ins Hotel. Emma packte ihr Buch aus, als wir im Zimmer ankamen, und las noch. Doch ich konnte mich nicht auf Literatur konzentrieren. In meinem Kopf spukte die Frage herum, warum Juliana mich treffen wollte. Sie kam um Punkt Viertel nach zehn kurz herein, um unsere Anwesenheit zu überprüfen, verschwand dann aber gleich wieder – allerdings nicht, ohne mir einen vielsagenden Blick zuzuwerfen. Ich grinste und fühlte, wie mein Herzschlag sich beschleunigte.
Um Emma oder Josephine, die sich im Bad eingeschlossen hatte, keinen Grund zum Nachfragen zu geben, tat ich trotzdem so, als würde ich lesen. Aber als es fünf vor halb elf war, schlug ich das Buch genau an der Stelle zu, an der ich es auch aufgeschlagen hatte. Als ich das Zimmer schon halb verlassen hatte, rief ich über die Schulter, dass ich noch ein wenig frische Luft schnappen würde, und schon war ich weg.
Juliana erwartete mich bereits. Sie hatte sich in den hintersten Teil der Lobby zurückgezogen und packte ihr Handy weg, als sie mich kommen sah.
»Ich dachte, du duldest in den beiden Tagen keine Handys«, begrüßte ich sie, um locker zu werden, weil mein Herz schon wieder wie wild raste. Es half nicht wirklich. Im Gegenteil – mein Herz klopfte so stark gegen meinen Brustkorb, dass ich fürchtete, meine Rippen könnten brechen.
»Dir auch einen schönen guten Abend«, lachte Juliana und klopfte mit der Hand auf den freien Platz neben sich auf dem schwarzen Sofa. »Setz dich doch.«
Als ich mich neben ihr niedergelassen hatte, wollte ich sogleich nach dem Grund ihrer Einladung fragen, doch sie kam mir zuvor.
»Wie ich sehe, hast du meine Nachricht erhalten. Ich würde einfach gerne ein bisschen mit dir reden.« Irgendetwas an ihrer Tonlage irritierte mich. Ihre Stimme hatte zwar einen Plauderton angenommen, doch ich hörte etwas Anspannung und Neugierde heraus.
»Was möchtest du denn wissen?«, fragte ich, damit sie bemerkte, was ich aus ihren Worten herausgehört hatte. Sie schürzte die Lippen und senkte den Blick, als wäre sie bei etwas ertappt worden, doch dann war ihr Gesichtsausdruck wieder ganz neutral, als sie sagte: »Du bist besser, als ich dachte. Hast gleich herausgefunden, dass ich dich nicht einfach so eingeladen habe. Nun gut, wie du willst. Ich würde gerne wissen, warum du mir seit dem Tag, als wir gemeinsam im Café waren, so intensiv aus dem Weg gegangen bist.«
Verdammt. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Und so gab ich ihr auch keine Antwort.
»Kate«, flüsterte sie, als ich nach einer halben Minute immer noch nicht geantwortet hatte. »Ich bin doch nicht dumm. Irgendetwas stimmt nicht, und ich würde dir gerne helfen.«
»Du kannst mir nicht helfen«, gab ich patzig zurück und knetete meine Hände in meinem Schoß. An ihrem Blick konnte ich mehr als deutlich erkennen, dass sie mir kein Wort glaubte.
»Wenn du mir sagst, was dich bedrückt, könnte ich das vielleicht schon«, erwiderte sie leise.
Wie sollte sie mir denn bitte helfen? Das Einzige, was sie tun konnte, war mich zu lieben, so, wie ich sie liebte. Doch das konnte ich ihr auf keinen Fall sagen. Ich konnte ihr nichts sagen – weder meine Gefühle noch das Problem mit meinen Eltern.
So kam mir wieder das Gedicht vom Anfang des Schuljahres in den Sinn. Krallen und Dornen, die mich verletzen, mich quälen, mir alles nehmen, was mir lieb war, und nichts zurücklassen außer der Leere und Einsamkeit ...
Vergeblich versuchte ich, den Kloß, der sich bei diesem Gedanken in meinem Hals gebildet hatte, hinunterzuschlucken. Ich verschluckte mich dabei und musste so heftig husten, dass mir die Tränen in die Augen traten. Juliana sah mich verletzt an, als hätte ich sie geschlagen.
»Du vertraust mir nicht«, wisperte sie, und ich sah, wie sie gekränkt die Augen niederschlug. Mein Hustenanfall hatte aufgehört, und so war ich wieder fähig zu sprechen.
»Ich vertraue dir mehr als jedem anderen Menschen auf dieser Welt«, sagte ich ebenso leise, was meine Lehrerin dazu veranlasste, mich wieder anzusehen.
»Wenn du mir so sehr vertraust, warum sagst du mir dann nicht, was dich bedrückt? Ich möchte dir wirklich helfen.« In ihren Augen spiegelten sich die Lichter der Straße, die zum Fenster hereinschienen, und zauberten kleine goldene Punkte in das warme Braun ihrer Augen. Ich seufzte. Sie hatte Recht. Wenn ich ihr am meisten vertraute, dann war sie auch die Person, mit der ich über alles reden konnte.
»Als ich zu lesen begann, begann ich zu leben«, sagte ich und erntete dafür ein Lächeln auf Julianas Gesicht. Ich wusste plötzlich genau, was sie dachte. Das wäre der perfekte Anfang für einen Aufsatz, der den Leser sofort fesselt.
Und so saßen wir auf dem Sofa in der Lobby, während ich erzählte und erzählte und die Zeit verstrich, als wäre sie ein Weg, auf dem wir mit einem schnellen Wagen fuhren und dessen Ende immer näher kam, obwohl wir die Fahrt noch viel zu sehr genossen, um anhalten zu wollen.
Als die nahe Kirchenglocke drei Uhr schlug, beendete ich gerade meinen letzten Satz. Ich war bei meinem achtzehnten Geburtstag angekommen. Zuvor hatte ich Juliana mein ganzes Leben geschildert, fast jede Einzelheit, jede Erinnerung, die mir im Gedächtnis geblieben war – alles bis auf meine Liebe zu ihr. Sie hatte einfach nur dagesessen und mir zugehört, mich kein einziges Mal unterbrochen, sondern nur hin und wieder verständnisvoll genickt oder den Kopf geschüttelt.
»Jetzt weißt du alles«, schloss ich meine Erzählung und verstummte. Während meiner Geschichte hatte ich des Öfteren schluchzen müssen oder mir waren die Tränen über die Wangen gerannt. Dann hatte Juliana Taschentücher ausgepackt und mir immer wieder eines gereicht, das ich dankbar entgegengenommen hatte.
Jetzt, da ich fertig war, fühlte ich mich um Tonnen leichter, als wäre mir meine schwerste Last genommen worden.
»Danke«, sagte Juliana einfach nur, als ich geendet hatte. Sie lächelte mir zu, strich mir kurz über die Hand und stand dann auf. »Darf ich deine Geschichte im Schlaf verarbeiten? Ich bin so müde, dass ich jeden Moment einschlafen könnte.«
»Du wolltest doch reden«, lächelte ich, doch ich erhob mich ebenfalls. »Schlaf gut.«
Gemeinsam gingen wir die Treppen in das Stockwerk hinauf, in dem unsere Zimmer lagen, dann verabschiedeten wir uns mit einem letzten Lächeln voneinander und trennten uns. Als ich in mein Bett schlüpfen wollte, hob Emma den Kopf und sah mich schlaftrunken an. Schnell warf ich einen Blick in das dritte Bett, doch Josy, die eine Schlafmaske trug, atmete ganz ruhig, also hatte sie mich nicht kommen hören. Der Blick von Emma war fragend, als ich mich zu ihr legte. Wir hatten das Doppelbett genommen, Josy hatte das Einzelbett uns gegenüber an der Wand bekommen.
»Später«, flüsterte ich meiner besten Freundin zu und drehte mich um, um noch ein wenig zu schlafen, bevor wir aufstehen mussten, um mit Juliana einige berühmte Plätze in der Stadt besuchen zu gehen, die mit dem Theaterstück zu tun hatten.

Der Tag verging wie im Fluge, und abends fielen wir todmüde in unsere Betten. Ich war so beeindruckt gewesen von der Großstadt, dass ich nicht einmal die Zeit gefunden hatte, ein kurzes Gespräch mit Emma zu führen. Sie hatte mich aber auch nicht auf mein Fehlen in der letzten Nacht angesprochen. Ich nahm mir vor, es ihr irgendwann doch noch zu erzählen. Aber nicht heute.
Abends fuhren wir wieder nach Hause. Die meisten waren so erschöpft, dass sie bereits wenige Minuten nach Anfahren des Zuges einschliefen. Juliana musste sie bei Ankunft in unserer Heimatstadt wachrütteln, und grummelnd stiegen sie nacheinander aus.
»Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, diese beiden Tage mit euch zu verbringen. Jetzt wünsche ich euch noch einen schönen Abend. Bis bald«, verabschiedete sich Juliana von uns und warf mir danach einen fröhlichen Blick zu, den ich mit einem Lächeln erwiderte. Dann drehte sie sich um und machte sich auf den Weg nach Hause. Auch Emma und ich taten das, doch mir war nicht wohl dabei, nach Hause zu gehen. Es würden mich ja doch wieder nur meine höchstwahrscheinlich betrunkenen Eltern erwarten. Doch etwas anderes blieb mir nicht übrig, und so ging ich zu dem Ort, vor dem es mir am meisten grauste.

Rot wie die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt