Von Angesicht zu Angesicht

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Von Angesicht zu Angesicht



Mühsam setzte ich mich in dem weißen Krankenbett auf. Jede noch so kleine Bewegung verursachte das in meinem Körper die Hölle ausbrach. Meine Leber strahlte immer noch einen stechenden Schmerz aus, was nicht anders zu erwarten war, nach der Notoperation. Ich konnte von Glück reden überlebt zu haben. Da meine Leber komplett gerissen war und sich dadurch die gestillten inneren Blutungen erneut geöffnet hatten, war die Narkose noch in letzter Sekunde eingeführt wurden. Jetzt, eine knappe Woche später konnte ich die Intensivstation verlassen. Heute Morgen hatten mich deswegen zwei Schwestern abgeholt und in ein Einzelzimmer gebracht. Ich schlief noch viel, was durch die starken Schmerzmittel verursacht wurde. Doch es war nie besonders erholsamer Schlaf, leider.

Die Dämmerung hatte bereits am Himmel eingesetzt, als es an meiner schweren Zimmertür klopfte. ,,Herein" sagte ich mit kratziger Stimme und wandte den Kopf zur Tür um. Vier Köpfe streckten sich durch den schmalen Spalt zwischen Rahmen und Brett. ,,Was macht ihr den hier" fragte ich überrascht und froh zugleich. ,,Wir kommen mit versöhnlichen Absichten" erklärte Hanna bedrückt. ,,Können wir reinkommen?" ,,Natürlich." Erleichtert kamen Hanna, Aria, Emily und Spencer in den schwach beleuchteten Raum. ,,Wir wären eigentlich schon viel früher gekommen" sagte Aria sofort. ,,Aber auf die Intensivstation durften nur Familienangehörige." Sie kam auf mich zu und umarmte mich fest, sodass mir die Luft wegblieb und ich vor Schmerzen aufstöhnte. ,,Oh mein Gott, Belle. Entschuldige." ,,Schon gut" winkte ich ab und setzte ein schiefes Lächeln auf. Auch die anderen umarmten mich, jedoch wesentlich umsichtiger. ,,Also, wie geht's dir, Belle" hakte Emily besorgt nach. ,,Na ja, schon besser, schätze ich. Die Ärzte meinen die Heilung setzt, wie geplant, ein. Aber die Schmerzen sind noch ziemlich stark." Ich versuchte optimistisch zu klingen. ,,Es tut uns leid, Belle" platzt es plötzlich aus Spencer heraus. ,,Wenn wir nicht, ..." ,,Spence, stopp. Mein Unfall hatte nichts mit euch zu tun. Wenn es jemanden leid tut, dann mir. Ich hätte viel früher ehrlich zu euch sein sollen, dann wäre vielleicht einiges anders gelaufen." Ich machte eine Pause, um durchzuatmen. ,,Ist zwischen uns wieder alles gut?" Auf den Gesichtern der Mädchen bildete sich ein breites Lächeln. ,,Ja." ,,Also, wann kommst du hier raus" fragte Hanna viel offener. ,,Mit ein bisschen Glück in ein paar Tagen. Außer den Ärzten sagen meine Werte nicht zu." ,,Und wie geht es dann weiter" entgegnete Emily einfühlsam. ,,Erstmal muss ich mich an alles herantasten und so gut wie möglich Stress vermeiden" antwortete ich fertig. Ich ließ mich wieder etwas zurück ins Kissen senken. ,,Als ob das mit -A möglich wäre" antwortete Spencer abwesend. ,,Aria könntest du mir den Becher da geben?" Ich deutete auf denTisch neben mir. ,,Klar." Sorgsam reichte sie ihn mir in die gesunde Hand. ,,Nun, was gibt es neues seit ich hier bin?" Meine Freundinnen warfen sich unsichere Blicke zu. ,,Leute, ich bin vielleicht noch ziemlich wacklig auf den Beinen, aber ich sollte wenigstens wissen, was los ist."

So begannen sie mir nach und nach zu erzählen, was alles vorgefallen war. Sie erzählten von dem verschwundenen Wohnwagen, über den ich schwieg, Wildens Beerdigung, den neuen Detectiv und Emilys verletzte Schulter, durch das Aufeinandertreffen mit -A. ,,Und du glaubst wirklich, dass deine Mutter etwas mit Wildens Tod zu tun hat" fragte ich Hanna ungläubig. Mein Kopf brummte von den ganzen neuen Eindrücken. ,,Ich meine, vielleicht sieht es nur schlecht aus." ,,Nicht du auch noch" erwiderte Hanna genervt. ,,Aber Belle hat recht, wahrscheinlich spielt -A nur eins ihrer Spielchen" meinte Aria aufmunternd. ,,Und du sagst" ich wandte mich Emily zu. ,,Dieser Hector hat die Masken von Ali gemacht und auch von Melissa?" ,,Das hat er uns jedenfalls gesagt, warum sollte er lügen" entgegnete Em schulterzuckend. ,,Aber Melissa könnte niemals allein handeln" setzte Spencer an. ,,Irgendjemand muss da draußen sein, der ihr hilft." ,,Und wer? Wieso sollte ihr überhaupt jemand helfen, sie ist Angst einflößend" sagte Hanna aufgewühlt. ,,Ich denke, ich weiß wer ihr helfen könnte und vor allem auch wieso." ,,Wer" fragte Aria gespannt.

Never trust a pretty girl with an ugly secret → 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt