Die Entlassung

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Ich wachte auf. Heute allerdings nicht durch den Wecker. ,,Haruto?" Irgendwer rüttelte an meiner Schulter. ,,Haruto. Aufwachen." Das Rütteln wurde stärker. Ich hob, ein Grummeln von mir gebend meinen Arm und versuchte die Person zu vertreiben, doch es half nicht. Sie rüttelte weiter. Nach einer Minute gab ich auf und richtete mich langsam auf. ,,Sayuri?" Sayuri lächelte mir ins Gesicht und ihren Augen funkelten. Irgendwas schien sie zu freuen. Was es war, war mir allerdings egal. Im Moment interessierte mich nur mein Bett. Ich gähnte einmal, drehte mich wieder um und begrub mich unter Decke und Kissen. Sayuri schien das nicht zu gefallen, denn sie schaute mich beleidigt an. ,,Rede gefälligst mit mir!" sagte sie wütend. ,,Lass mich schlafen." entgegnete ich. ,,Es ist noch früh!" ,,Früh?! Es ist halb zwölf!" .......,,Was??!!" Ich schaute auf den Wecker. 11:32 Uhr. Ich schaute Sayuri verlegen an. Das war vielleicht peinlich. ,,Sorry." Ich lächelte sie verlegen an. Ein paar Minuten war es still, dann fing Sayuri an zu lachen. Und ich lachte mit. ,,Also was ist los, Sayuri." fragte ich.
Sayuri zog eine Augenbraue hoch und schaute mich verwirrt an. ,,Wie was ist los? Leidest du immer noch unter einer Gehirnerschütterung?" ,,Ey, nicht so gemein!" Ich schaute beleidigt zurück. ,,Was ist los Sayuri?" Sie hielt mir ihre Hand an die Stirn. ,,Hmm, Fieber ist es auch nicht.", überlegte sie. Ich drückte ihre Hand wütend weg. ,,Jetzt sag was los ist!!" ,,Du wirst heute entlassen du Idiot." ,,Und?" ,,Wie und. Du kommst aus dem Krankenhaus!" ,,Und was ist daran so besonders?", fragte ich. Sayuri schaute mich beleidigt an. Ich wusste, dass wenn ich so weiter machen würde, sie mir eine klatschen würde. Ich musste irgendwie das Thema wechseln. ,,Uhm...Sayuri?" ,,Ja Haruto?", fragte Sayuri. ,,Wer ist deine.....Begleitung?" ,,Achso. Ich hab vergessen euch vorzustellen. Haruto, das ist mein Bruder Shunichi Date. Shun, das ist......Shun?" Sie redete mit der Luft, denn an die Stelle wo ihr Bruder stehen sollte war niemand. Nun hielt ich ihr die Hand an die Stirn. ,,Hmm, Fieber ist es nicht." Sayuri drückte meine Hand weg. Ich lachte. Nun hatte ich den Spieß umgedreht. ,,Tut mir leid, mein Bruder ist etwas...schüchtern. Wo bist du Shun?!", rief Sayuri. Hinter der offenen Tür lugten zwei Augen hervor und zwei Hände hielten die Person, die sich versteckte aufrecht. ,,Aber....." ,,Jetzt komm schon Shun. Haruto wird dich schon nicht beißen" ,,Stimmt......ich hab grad keinen Hunger also werd ich es nicht.", gab ich lächelnd von mir. Shun zuckte zusammen. Sayuri boxte mit hämischem Lächeln meine Schulter. ,,Jetzt komm schon Shun." Schließlich kam die Person doch hinter der Tür hervor. Vor mir stand ein Junge mit schwarzen Haaren und braunen Augen in Jeans und Hard Rock Café T-Shirt. ,,G....Guten Tag. Ich.....bin Shunichi Date. Freut mich dich kennenzulernen." ,,Mich ebenfalls", erwiderte ich. ,,Also Shunichi. Wie...." ,,Uhm....Haruto?", unterbrach mich Sayuri. ,,Ja?" ,,Wann kommt eigentlich der Arzt und teilt uns alles mit?" Kaum hatte Sayuri den Satz beendet, klopfte es schon an der Tür. ,,Ja?" Die Tür wurde aufgeschoben und der Arzt stand in der Tür. ,,Guten Tag Haruto. Wie ich sehe hast du Besuch." ,,Ja Ben......uhm, Doktor.", begrüßte Sayuri den Arzt. ,,Ben?" ,,Uhm wenn ich das aufklären dürfte?" Begann der Arzt. ,,Mein Name ist Benjiro Seichū. Aber das ist unwichtig. Kommen wir zu den Ergebnissen der Untersuchung." Sayuri sprang den Arzt regelrecht an. ,,Und?! Wie sieht es aus?! Hmm?!" ,,Sayuri jetzt lass in doch mal zu Wort kommen." Ich lachte. Sayuri trat verlegen einen Schritt zurück und räusperte sich. ,,Also Doktor Seichū, wie sieht es aus." ,,Überraschend gut. Für die Art von Verletzung hatten sie ziemlich viel Glück. Die Gehirnerschütterung ist weg und auch die Schussverletzung kann man nur noch durch die Narbe erkennen. Alle Werte sehen gut aus. Sie können also heute gehen." Ich seufzte erleichtert. Sayuri
fiel mir um den Hals als wäre heute Weihnachten und ihr Geburtstag zusammen. Sie drückte mich in mein Kissen. Ich hauchte ein leises aber doch verständliches ,,Hilfe." in Richtung Arzt. Sein Gesichtsausdruck sagte mir, dass er es verstanden hat. ,,Tut mir leid Herr Haruto, aber es spricht nichts mehr dagegen. Die Wunde ist verheilt.", entgegnete er mit einem Lächeln auf den Lippen......Ernsthaft? Das Gesagte war es nicht, was mich aufregte, aber der Gesichtsausdruck dabei. Ich wedelte hilflos mit den Armen. Auch Sayuris Bruder konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Nach gut einer Minuten, die mir wie fünf vorkam lies Sayuri wieder los. Sofort verschanzte ich mich hinter meiner Decke. Sayuri schaute mich verwirrt an und Herr Seichū lachte. ,,Also ich lass euch dann mal allein." Mit diesen Worten verließ er den Raum. Mit dem Satz ,,Also dann, packen wir deine Sachen Haruto." ergriff Sayuri die Initiative. ,,Immer mit der Ruhe. Lass mich erst mal aufstehen." Ich stand auf, zog mir Jogginghose und T-Shirt an. ,,So. Jetzt können wir packen." Sayuri und ich kramten Klamotten und alles andere was ich bei mir hatte in eine große Sporttasche. Sayuris Bruder stand daneben. Anscheinend wusste er nicht recht was er machen sollte. Da nicht wirklich viel zu packen war waren wir schon nach wenigen Minuten fertig. ,, So dann mal los." Ich machte das Licht aus und wir verließen zu dritt den Raum. Wir gingen den Gang entlang in Richtung Treppenhaus, als und Sayuris Mutter entgegenkam. ,,Hallo Haruto. Wie geht es dir?" ,, Ganz gut." antwortete ich. ,, Und ihnen?" ,, Auch gut. Wie ich sehe darfst du das Krankenhaus verlassen?" ,,Ja." Die Erleichterung stand mir ins Gesicht geschrieben. An ein Krankenhausbett gefesselt zu sein habe ich schon als kleines Kind nicht gemocht. ,,Na dann. Viel Glück. Ach und Sayuri?" ,,Ja Mutter?" Mit einem Handzeichen signalisierte sie Sayuri mit ihr zu kommen. Sayuri ging mit ihr und ein bisschen weiter Abseits blieben sie stehen und besprachen irgendetwas. Was es war war mit egal. Nach circa Zwei Minuten kam Sayuri zurück. Tanaka verabschiedete sich mit einem Winken. ,,Dann mal los." Wir gingen die Treppen runter und in den Eingangsbereich. Die Empfangsdame verabschiedete uns und wir verließen das Krankenhaus. Es schneite. Die Schneeflocken tanzten ihren Weg bis auf den Boden, wo sie sich versammelten und eine Hülle über die Stadt bildeten. Es war kalt, aber diesmal hatte ich eine Jacke, die mir von Sayuris Mutter überlassen wurde, die ich mir überzog. ,,Also ich fürchte hier trennen sich unsere Weg. Vielen Dank für alles Sayuri, vor allem für die Jacke" bei diesem Satz gab ich ein kleines Lachen von mir. Ich wollte die Situation etwas erträglicher machen. Ich wollte mit einem Lächeln in Sayuris Erinnerung bleiben. So wollte ich gehen. ,,Richte deiner Mutter ein Dankeschön aus. Auf Wiedersehen." Der Aufmunterungsversuch hatte anscheinend nichts gebracht. Tränen bildeten sich und rollten ihr über die Wangen. Für sie war das alles anscheinend schmerzlicher. Aber ich wollte sie einfach nicht noch mehr belasten. Ich drehte mich um und ging. ,,Ganz ruhig Haruto. Nicht umdrehen, immer weiter gehen" redete ich mir immer wieder ein. Auch für mich war es nicht einfach. Sayuri war mir in den paar Tagen ans Herz gewachsen. Und trotzdem ging ich? Gott bin ich ein Vollidiot. Wie soll es weiter gehen. Soll ich wieder umherziehen bis mich der nächste Vollpfosten anschießt? Fragt sich ob es dann wieder zu glimpflich ausgeht. Aber darüber sollte ich mir später Gedanken machen. Jetzt musste ich erst einmal gucken wohin es gehen sollte.

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