Nach zwei Monaten zurück

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Um Acht Uhr riss mich mein Wecker aus dem Schlaf. Rückblickend war es eine dumme Idee gewesen, ihn zu stellen. Ich nahm meinen rechten Arm hoch, ließ ihn auf den Wecker fallen und beendete somit den Alarm. Mühselig richtete ich mich auf, streckte mich und gähnte einmal. Verschlafen rieb ich mir die Augen. Ich blickte in mein Krankenzimmer. Stimmt. Angeschossen und zwei Monate Koma. Ich hatte immer noch gehofft, dass alles wäre ein Traum gewesen. Also, wie gesagt. Mein Zimmer bestehend aus einem kleinen Bad, meinem Bett und Kommode, Einem Tisch und zwei Stühlen, einem Schrank und Fernseher. Ich setzte mich auf und machte mir alles zurecht. Kurz darauf klopfte es an der Tür. Die Tür wurde aufgemacht und Sayuri betrat den Raum. ,,Guten Morgen, Haruto.", begrüßte sie mich. Meine Augen weiteten sich. Grüner Mantel, roter Schal und Umhängetasche. Die selbe Kleidung wie vor zwei Monaten. Ich bekam leichte Kopfschmerzen ,,Morgen Sayuri.", antwortete ich immer noch verschlafen und eine Hand an den Kopf haltend.,,Wie geht's dir?", fragte ich. ,,Ganz gut. Und dir? Tut die Wunde noch weh?" ,,Es geht. Wenn ich mich zu ruckartig bewege, tut es noch ziemlich weh, aber sonst geht's." Sayuri atmete, anscheinend erleichtert, aus. ,,Warum....", wollte ich gerade zur Frage ansetzten, als es schon wieder klopfte. Eine Krankenschwester kam mit einem Wagen ins Zimmer, auf dem ein Tablett stand. ,,Guten Morgen Herr Ito. Hier ist ihr Frühstück." Sie stellte das Tablett auf einen kleinen Tisch. Dann fiel ihr Sayuri auf. ,,Ah, guten morgen, Schatz." Moment....WAS?! Hatte ich grad richtig gehört? Ich schaute zu Sayuri. Diese war ganz rot im Gesicht und schaute verlegen auf dem Boden. ,,Mama. Bitte. Musst du das immer machen?" Sayuris Mutter fing an zu lachen. Ich starrte beide verwirrt an. ,,Oh tut mir leid. Ich hab mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Tanaka Date, ich bin Sayuris Mutter." Mein Gesichtsausdruck wechselte von verwirrt zu verstört. Tanaka Date. Bei dem Namen ging mir ein Licht auf. Diese Frau war dabei, als meine Eltern starben. Sie war mit einem Krankenwagen, der gerufen wurde, an die Unfallstelle gekommen. Als sich dann herausstellte, das meine Eltern tot waren, kam sie zu mir und erklärte mir alles. Wieso sie. Wieso ausgerechnet sie. Das konnte einfach nicht sein. Ich war so sehr in Gedanken versunken, dass ich gar nicht richtig bemerkte, was um mich herum geschah. Sayuri und ihre Mutter schauten mich verwirrt an. Dann ging Sayuri zu mir. ,,Hey, alles okay mit dir?" Ich kam wieder zu mir. ,,Jaja, alles okay.", antwortet ich. ,,Sicher? Du hast ziemlich verstört geguckt." ,,Ja. Es ist nur.... deine Mutter war dabei, als meine Eltern starben.", erklärte ich. Jetzt fiel es auch Tanaka wieder ein. ,,Stimmt, du warst der kleine Junge, dem ich sagen musste, dass seine Eltern gestorben waren. Aber Sayuri sagte du würdest auf der Straße wohnen. Ich dachte, du wärst in eine Pflegefamilie gekommen?" ,,Ja.", antwortete ich. ,,Und in noch eine und noch eine und noch eine. Ich wurde vom Jugendamt erst in eine Familie gesteckt und dann gleich wieder rausgeholt, weil mich alle geschlagen oder als persönlichen Diener benutzt haben." Sayuri's Mutter hielt sich vor Schreck ihre Hand vor den Mund. Zurecht. Eine Weile lang war es Still. Sehr Still. Und diese Stille war keine von der angenehmen Sorte. Sie war...beängstigend. Eine beunruhigende Kälte breitete sich aus. Ich bekam Gänsehaut und meine Nackenhaare stellten sich auf. Nach einer kurzen Weile fing Sayuri's Mutter wieder an zu reden. ,,Naja. Ich muss jetzt auch weiter arbeiten. Bis heute Abend Sayuri. Dich seh ich heute sicher noch Haruto." Mit diesen Worten verlies sie den Raum. Danach herrschte noch eine kurze Zeit lang Stille. Dann nahm ich mir mein Frühstück und aß. Ich schaufelte alles in mich hinein. Meine letzte Mahlzeit war schließlich schon eine Weile her. Nachdem ich aufgegessen hatte, unterhielt ich mich noch eine Weile mit Sayuri. Bis es auch schon Mittag war und sie gehen musste. Sie musste noch zum Klavierunterricht. Und sie musste sich beeilen, denn sie war schon spät dran und ihre Lehrerin war, so erzählte sie, sehr streng was Pünktlichkeit anginge. Also verabschiedete sie sich und ging auch schon. Was ich nicht sah war, das Sayuri's Mutter wartete, bis sie ging. Es klopfte an der Tür und Tanaka betrat den Raum. Sie ging zu dem Tisch und nahm das Zeug von Frühstück auf einen kleinen Wagen. ,,Na wie geht es dir, Haruto?", fragte sie mich. ,,Mittlerweile geht es wieder", antwortete ich. ,,Bis auf Kopfschmerzen ist alles wieder gut." Ich hielt mir die Hand an meinen Kopf. Tanaka kicherte. ,,Kein Wunder. Dein Kopf ist auf dem Asphalt aufgeschlagen, sowas ist nicht nicht ganz ohne." Ich schaute sie grimmig an. ,,Und was bedeutet das Kichern?" Jetzt fing sie an, leicht zu lachen. ,,Ach nichts." Jetzt schaute ich sie fragend an. Ihr Gesichtsausdruck wurde ernster. ,,Du, Haruto." ,,Ja?", fragte ich. ,,Sayuri hat sich wirklich Sorgen um dich gemacht.", fing sie an. Ich wurde rot. ,,Sie kam jeden Tag ins Krankenhaus um nach dir zu sehen. Und immer wenn ich von meiner Arbeit nach Hause kam fragte sie wieder." Ich lief knallrot an. Tanaka kicherte. ,,Aber.....wieso?", fragte ich. Jetzt wurde sie wütend. ,,Warum wohl! Du hast ihr das Leben gerettet!" ,,Und? Das hätte doch jeder gemacht.", sagte ich leise und ein bisschen eingeschüchtert. Man sah wie Tanaka ruhiger wieder. ,,Eben nicht. Denkst du, einer dieser Krawattenträger hätte sein ach so feines Leben riskiert um eine  Fremde zu retten?" ,,Ist das eine Fangfrage?" ,,Haruto. Du hast sie gerettet als die anderen weggeschaut haben. Du hättest sie erleben müssen. Sie hat jeden Tag davon erzählt. Doch an der Stellen wo du getroffen wurdest, hat sie mit dem erzählen aufgehört und wurde traurig." Dort stoppte Tanaka. Und wie schon vorher, lief ich rot an. Dann schaute Tanaka auf die Uhr und erschrack. ,,Tut mir leid Haruto. Ich muss weiter." Sie nahm den Wagen und verließ den Raum. Ich dachte noch eine Weile über das, was Tanaka sagte, nach. Dann machte ich mir den Fernseher an, um mich abzulenken. Am Abend machte ich ihn aus, um zu schlafen. Diesmal stellte ich mir keinen Wecker. Ich schlief ein.

(Achtung!!!!!!!Ortswechsel: Sayuri's zuhause. Aus Tanaka's Sicht)

Um acht Uhr machte ich Schluss auf der Arbeit im Krankenhaus und fuhr nach Hause. Ich hatte Sayuri versprochen mit ihr zu Abend zu essen und einen Film mit ihr zu schauen. ich habe nämlich durch meine unterschiedlichen Schichten und Doppelschichten nur wenig Zeit für sie. Zehn Minuten später war ich zu Hause. Ich kramte in meiner Tasche nach dem Haustürschlüssel und fand ihn. Ich schloss die Tür auf. ,,Ich bin daheim Schatz!", rief ich. ,,Hallo", hörte ich es aus Sayuri's Zimmer. Kurze Zeit später stand sie vor mir. Sie hatte sich für den Film in gemütliche Klamotten geworfen. ,,Und, was gibt's zu essen.", fragte sie voller Vorfreude. ,,Keine Ahnung. Hast du irgendeinen Wunsch." Sayuri überlegte eine kurze Zeit lang. ,,Ich hab's. Die Nudelsuppe, die du immer machst, wenn Vater von einer seiner Geschäftsreisen zurückkommt." ,,So soll es sein." Ich ging in die Küche und suchte die Zutaten zusammen. Sayuri's Augen funkelten. Ihr Vater ist Geschäftsführer einer Firma, die Roboter zur Konstruktion von Autos an alle möglichen Firmen im Ausland verkauft. Deshalb ist er häufig geschäftlich im Ausland. Und immer wenn er nach Hause kommt gibt es ein kleines Festmahl zum feiern. Ich fing also an die Suppe zu machen. Ich schnitt alle möglichen Gemüsesorten und warf sie in einen Topf mit Ramen. Nach einer halben Stunde war die Suppe fertig. Ich nahm zwei Schüsseln, füllte etwas Suppe hinein, nahm zwei Löffel und ging damit zu Sayuri auf das Sofa. Sayuri hatte schon einen Film eingelegt. Ich gab Sayuri ihre Schüssel und setzte mich. ,,Nanu, warum machst du den Film noch nicht an.", fragte ich. ,,Ich wollte mich noch ein bisschen unterhalten.", antworteten sie. ,,Nanu, was verschafft mir die Ehre." Ich setzte ein schelmisches Lächeln auf." ,,Haha, wie witzig." Sayuri schmollte. ,,Hey, war doch nur Spaß. Was ist los.", versuchte ich sie zu beruhigen. Langsam fing sie an. ,,Warst du nochmal bei Haruto?" Jetzt wurde mir alles bewusst. ,,Ja. Kurz bevor ich ging war ich nochmal bei ihm." ,,Und...wie geht es ihm?", fragte sie. ,,Er hat noch Kopfschmerzen, sonst geht es ihm gut, hat er gesagt." Sayuri atmete erleichtert aus.  Ich lächelte sie verschmitzt an. ,,Na, wann willst du es ihm sagen?", fragte ich. Sayuri wurde knallrot im Gesicht und schaute verlegen auf den Boden. ,,S.....S.....So ist das nicht. Ich mach mir nur Sorgen." ,,Nur Sorgen." Ich muss mir ein Lachen verkneifen. ,,Du weißt was ich meine.", sagte sie leicht beleidigt. ,,Okay. Na los. Mach den Film an, Schatz." Sayuri nahm die Fernbedienung und machte den Film an. Der restliche Abend verlief ganz normal. Nach dem Film ging Sayuri in ihr Zimmer. Ich räumte noch die Sachen vom Essen weg und ging dann schlafen.

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