Don't Be Afraid my Darling

Der zweite Versuch

Eddies Augen weiteten sich für einen Sekundenbruchteil als er seine Braut heranschreiten sah. Das Kleid passte ihr wie angegossen, sie sah in dem Kleid aus wie ein unschuldiger Engel. Für Sahra hingegen war es nicht angenehm, sie zitterte sogar, da das Brautkleid freizügig war und ihr einen Schauer auf ihre Haut brachte.

„Darling, du siehst wunderschön aus..." keuchte er hervor. Gluskin kam näher heran um seine Braut besser betrachten zu können. Sahra bekam hingegen noch mehr Gänsehaut, aber diesmal nicht von der kalten Luft sondern von Eddie. Sie zuckte als er seine Hände auf ihre Schultern legte.

Sie wusste nicht was tun als er sie in eine Umarmung zog, er legt neckisch seine Arme um den Teil ihres Rückens der nicht vom Kleid bedeckt wurde. Zögernd fuhren ihre Hände hoch und ruhten sich ebenfalls auf seinen Rücken aus. Sie reichte ihm gerade bis zu seiner Brust und diese Tatsache zerbrach ihr Selbstbewusstsein neben der schrecklichen Angst noch mehr ein. Sahra legte müde ihren Kopf gegen sein bebendes Fleisch und konnte das leise Pochen seines Herzes lauschen.

„Ich bin so glücklich, Darling." sagte Gluskin und unterbrach die enge Umarmung. Er holte etwas Glänzendes aus seiner Hosentasche heraus. Sahras Augen schlichen sich auf das kleine Ding und sie erkannte, dass es ein Verlobungsring war. Das schöne Schmuckstück war zwar poliert, jedoch auch zerkratzt, als hätte ihn schon jemand getragen.
In ihr stauten sich tausend Gefühle als sich der Größere vor ihr hinkniete.

„Darling..."

Er musste nichts mehr sagen, es war offensichtlich, sie wusste was er sagen wollte. Er erwartete eine Antwort von ihr. Sahra musste hart schlucken, die Tränen auf ihrer Wange waren gerade eingetrocknet als erneut Feuchtigkeit darüber floss.

Sie öffnete ihre rissigen Lippen, doch es kam kein Ton heraus. Sie schaute gebannt auf den Ring und dann wieder in Gluskins Gesicht, direkt in seine erwartungsvollen, blauen Augen.

Sie nickte vorsichtig, zu groß war einfach die Angst vor dem Unwissen was er machen würde, wenn sie ‚Nein' sagen würde. Eddie nahm ohne weiter auf eine Reaktion zu warten die linke Hand seiner Braut und stecke den Ring an ihren zarten Finger.

Sie betrachtete die Aktion und schließlich den Ring. Er war Silber und hatte einen Saphir in der Mitte.
Eddie drehte sich für einige Minuten von seiner Braut weg.
Das war Sahras Chance zu fliehen, riskant, aber verführend. Pure Angst überfiel ihren Körper bei den Gedanken einen Geisteskranken zu heiraten. Natürlich gezwungener Maßen, dennoch fühlte sie sich irgendwie dreckig und endlich hatte sie die Gelegenheit abzuhauen!
Als Eddie gerade nicht zu ihr sah rannte Sahra mit Leibeskräften davon.

Von den lauten Schritten verwirrt blickte er schnell zu ihr und schrie erzürnt auf: „NEIN!"

Der gequälte Schrei war deutlich hinter ihr zu hören, doch sie blieb nicht stehen und düste durch eine große Türe. Mit nackten Füßen rannte sie eine Wendeltreppe hinauf die in die Dunkelheit führte. Sie hoffte, dass sie auf keine weiteren Verrückten treffen würde, die sie aufhielten oder sogar töten wollten. Das Schicksal hatte aber keine Gnade mit ihr und durch das lange Kleid stolperte sie und fiel ungebremst auf den harten Boden. Ihr Kinn schlug auf und ihre Zähne vergruben sich in ihre Zunge. Panisch schmeckte sie das warme Blut in ihrem Mund.

Sie konnte hören wie Gluskin die Treppen nach oben gelaufen kam. Schnell rappelte sie sich auf und rannte weiter. Sahra rannte durch die Metalltür und fand sich auf dem Dach der Anstalt wieder.

„Warum läufst du vor mir weg?" fragte der Mann mit gemischten Gefühlen.

Gluskin war durch die Tür gekommen, er lief in Sahras Richtung. Man konnte einen Ton von Verzweiflung in seiner Stimme hören: „Warum, Darling?..."