Chapter 7

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Chapter 7

Als die Kampfstunde vorüber war, war ich so glücklich wie lange nicht mehr. Es hatte richtig Spaß gemacht, mit Jake zu kämpfen, und obwohl der Sportlehrer unsere Kampftechniken als nicht annähernd zufriedenstellend empfunden hatte, hätte ich nichts dagegen, die nächste Kampfstunde ähnlich zu gestalten. Aber die war ja erst morgen, und es war besser, wenn ich mich erst einmal auf das Hier und Jetzt konzentrierte. Vor allem, wenn man eigentlich eine Deutschaufgabe machen sollte, anstatt zu träumen.

„Hey, Sama, was machst du denn da?“, raunte Cora mir in diesem Moment zu und entsetzt musste ich feststellen, dass ich gerade dabei gewesen war, Kringel in mein Heft zu malen.

„Ich, äh, denke nach“, flüsterte ich zurück.

„Das sehe ich.“ Cora grinste. „Aber nicht über die Aufgabe.“

Als ich darauf leicht rot anlief, grinste sie noch breiter.

„Schnell. Schreib bei mir ab, sonst musst du es als Hausaufgabe machen. Und du hast ja eh so wenig Zeit.“ Sie schob mir ihr Heft zu, worauf ich sofort meine Feder schnappte und mich an die Arbeit machte.

„Danke“, murmelte ich. „Ich wünschte, ich hätte kein Nachsitzen. Langsam wird es echt zur Qual.“

„Ich dachte, du hättest dich daran inzwischen gewöhnt“, sagte Ivon in diesem Moment schnippisch. „Und bei all den Möglichkeiten, die es bietet, ist es ja sicher ganz vorteilhaft.“

Da ich sofort wusste, worauf er hinaus wollte, versetzte ich ihm bloß heimlich einen Tritt, und ging nicht weiter auf ihn ein. Selbst Deutsch war spannender, als mit Ivon einen Streit anzufangen.

Und Deutsch war auch wichtiger. Direkt vor dem Klingeln beendete ich den letzten Satz und klappte seufzend mein Heft zu.

„Hier. Du hast mich gerettet.“ Ich schob Cora dankbar ihr Heft zu und räumte all mein Zeug in die Schultasche. „Ich geh dann mal.“

„Hey, warte“, sagte Jake so plötzlich hinter mir, dass ich vor Schreck fast vom Stuhl gefallen wäre. „Wollen wir in deiner Mittagspause wieder über eventuelle Täter reden?“ Er grinste mich hoffnungsvoll an, aber ich schüttelte langsam den Kopf.

„Heute nicht. Ich muss mich ausruhen. Vielleicht morgen.“

„Morgen ist Samstag“, bemerkte Jake leicht misstrauisch und legte den Kopf schräg.

„Na klar.“ Cora sah ihn komisch an. „Ich weiß ja nicht, wie es da war, wo du herkommst, aber wir haben samstags Schule.“

„Echt?“ Jake klang richtig entsetzt, offensichtlich war das bei ihm nicht der Fall gewesen. „Und sonntags?“

„Da haben wir frei“, erklärte ich. „Aber ich muss jetzt wirklich los, ich will mich noch ein bisschen ausruhen.“

„Mach das“, sagte Cora, und als ich schon fast um die nächste Ecke gebogen war, hörte ich sie noch murmeln: „Da will ich auch mal hin, wo sie samstags keine Schule haben.“

Mein Pausenbrot war schnell verdrückt (nachdem ich es auf eventuelle Gifte untersucht hatte), und ein schöner Platz zum Ausruhen war ebenfalls schnell gefunden. Aber gerade, als ich die Augen schließen wollte, hörte ich plötzlich Schritte, und im nächsten Moment stieß jemand gegen mich.

Argh!, schrien meine Gedanken. Wenn mich hier der Gärtner findet, wird er aber gar nicht glücklich sein! Was soll ich nur sagen, wenn, … und was, wenn er mich erkennt, oder …

Weiter kam ich nicht, denn da hatte sich die Person schon zu mir herunter gebeugt und sah mich misstrauisch an. Das war nicht der Gärtner! Dafür war er zu jung, zu groß und vor allem kam er mir zu bekannt vor.

Königreiche - Das verlorene SchwertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt